Samstag, 26. Dezember 2015

BLOODLASH - RAIN

Releasedatum: 21.12.2015
Format: Download
Inverse Records, Progressive Rock, 4 Songs

Heute begeben wir uns auf die Reise nach Südamerika. Nach Mexiko um genau zu sein, denn von dort stammen die 5 Musiker, welche Bloodlash bilden. Seit 4 Jahren existiert ihre Band nun und veröffentlichte mit „Rain“ kurz vor Weihnachten ihre zweite EP.

Mit melancholischen Klaviertönen leitet „Godsbreath“ die Veröffentlichung ein. Zwischen dem frickeligen Riffing drängt sich die klare Gesangsstimme in den Vordergrund, aber es wird ab und an auch mal gegrowlt. „Spring Devoured“ hingegen ist schon wesentlich flotter, das Growling als dominantere Gesangsart gewählt und man bekommt ein unerwartetes, sowie sehr verspieltes Ende geboten. Den Abschluss bilden die ruhigeren Rockstücke „Thunderborn“ (wieder mit Klargesang) und das mit Akustikgitarren überzeugende „Maelstrom“.

Fazit:
Man merkt dieser EP deutlich Einflüsse von Opeth, Tool, Mastodon und dergleichen an, trotzdem schafft man es etwas völlig eigenes daraus zu machen. Da es nur eine EP ist kann man die kurze Spielzeit hier verkraften, allerdings hoffe ich das man bald mal ein volles Album von Bloodlash bekommt, sonst besteht Gefahr, dass man die Songs tot hören könnte.

Punkte: 4/6

Anspieltipps:...die paar Minuten kann man sich schon mal für die ganze EP nehmen

Mittwoch, 23. Dezember 2015

WRATHRONE – BORN BENEATH

Releasedatum: 22.01.2016
Format: CD
Inverse Records, Death Metal, 8 Songs

Heute stell ich euch das Debüt-Album einer noch recht jungen finnischen Death Metal Band vor. Wrathrone haben sich im Jahr 2008 gegründet, bis heute 2 EPs in Eigenregie veröffentlicht und sich auf den Bühnen bisher recht zurückgehalten, denn gerade einmal um die 30-40 Auftritte zieren die Bandhistorie. Nun sind sie aber eine der Bands, die das Jahr 2016 einläuten.

Ohne großes Vorgeplänkel legt der Titeltrack „Born beneath“ schon mit reinstem Death-Geschredder los. Dieses brutale und aggressive high-tempo Riffing zieht sich durch das komplette Album, wobei es einem oft schwerfällt zu bemerken wo ein Song endet und der nächste begonnen hat.
Außerdem bestechen auch mehrstimmige Gesangsparts und recht melodische Breaks im weiteren Albumverlauf. Wirkliche Tempowechsel bietet nur der Song „Carnal Lust“, welcher trotz dessen im Großen und Ganzen ein schneller Brecher bleibt. Generell kann ich mir sehr gut vorstellen, dass die Songs Live wesentlich besser funktionieren würden und jeder Mattenschwinger seinen Spaß an dem Material findet.

Fazit:
Man kann nur sagen, dass Wrathrone aus 5 begabten Musikern besteht, welche leider noch an der Eintönigkeit ihrer Songs scheitern. Das Potential eine geniale und vor allem abwechslungsreiche Death Metal Scheibe zu erschaffen haben sie allemal. Trotzdem bleibt „Born beneath“ ein Geheimtipp für jeden der auf brutalen und schnellen Old-School Death Metal steht.

Punkte: 3/6

Anspieltipps: Age of Decadence, Eternal Salvation, Sea of Sickness, Carnal Lust

Samstag, 19. Dezember 2015

DIE THRILLER-PFEIFEN – ÜBERLEBENSKUNST

Releasedatum: 08.01.2016
Formate: CD, Download
FBP-Music, Pop-Rock, 5 Songs

Völlig unerwartet kam mir die Promo zur Debüt-EP der Band Die Thriller-Pfeifen zugeflogen und da ich von dieser Gruppe noch nie etwas gehört hatte ging die „große“ Recherche los.
Das Trio musiziert seit 2012 zusammen, kommt aus Mainz, liebt Wortspiele (ich verweise da mal nur auf den Bandnamen) und spielen „KnusperPop“. Obwohl sowas normalerweise nicht mein Genrebereich ist dachte ich, mal reinhören schadet nicht.

Nur 17 Minuten ist die Spieldauer dieses Outputs und in die 17 Minuten wurde allerlei eingängige Melodik, zwar eindeutig poppige, aber kein bisschen kitschige Lyrics und eine ganze Menge Herzblut gepackt.
Seien es die Single „Unperfekt“, das extrem zu tanzen anregende „Glücksstern“ oder das recht ruhig geratene „Herzenslied“ - auf Instrumentalebene klingen die Thriller-Pfeifen häufig wie Die Ärzte zu ihren besten Zeiten und der Gesang sucht sowieso seinesgleichen.
Meine eindeutigen Favoriten sind allerdings das titelgebende Stück „Überlebenskunst“, welches mit einem Augenzwinkern das Älterwerden und Jugenderinnerungen thematisiert und der Rausschmeißer „Drück nochmal auf Anfang“. Dieser Aufforderung komme ich gern nach und lass die EP noch ein paar mal durchlaufen.

Fazit:
Wer sich nicht zu fein ist auch mal etwas aus dem poppigeren Sektor auszuprobieren sollte mit den Thriller-Pfeifen mehr als nur zufrieden werden. Einzig die recht kurze Spielzeit stört hier doch noch ein wenig, aber man merkt auf jeden Fall, dass die Musiker ordentlich was können und Ambitionen haben. Ich werde das sympathische Dreigespann jedenfalls weiterhin beobachten und hoffe das irgendwann in nächster Zeit weitere Veröffentlichungen folgen.

Punkte: 5/6

Anspieltipps: Unperfekt, Überlebenskunst, Drück nochmal auf Anfang

Samstag, 12. Dezember 2015

THE SEXORCIST - KLANGKÖRPER

Releasedatum: 27.11.2015
Format: Digipak CD
Out of Line, EBM, 14 Songs (+ 5 Bonus)

Etwas über ein Jahr ist es nun her, dass Chris L. (Agonoize, ex-Ost+Front) bekannt gab ein neues EBM-Projekt auf die Beine gestellt zu haben und nach einigen interessanten Songschnippseln, welche über das Jahr veröffentlicht wurden, kann man nun endlich das fertige Produkt in den Händen halten.

Den Einstieg bildet der Track „Lebenslauf“, welches für einen Opener nicht besser sein könnte und mit seinen netten Effekten im Hintergrund lässt es für den Rest des Albums Großes erwarten. Unter den vorab veröffentlichten Songs war „Tokio“ derjenige, der am häufigsten bei mir lief. Die japanischen Schlagwörter sind ein tolles stylistisches Mittel und wer kennt nicht dieses Gefühl wenn man sich in eine fremde, weit entfernte Stadt verliebt hat?
Bevor es an den eindrucksvollen Titelsong „Klangkörper“ geht, erweist man uns „Concept of Hate“ noch die Ehre und „Unter deiner Haut“ verwandelt die Tanzfläche in ein Trümmerfeld.
„Hate Anthem“ war ja schon in seiner Rohform ein erstklassiger Kracher, aber die fertige Fassung fegt alles hinfort. „Deine Augen“ und vor allem „Erotik (F.Alco.hol Version)“ bestechen mit wummernden Bässen und der einen oder anderen Überraschung, die Versionsbezeichnung spricht fast schon Bände.
Alles was man sich für einen EBM-Track wünscht vereinigt „Alles oder nichts“ in sich, auch wenn es für die Anmerkung „instrumental“ erstaunlich viel Text enthält. Mit „Wahrer Glaube“ greift Chris wieder zu schonungslos ehrlichen Worten, ein Gänsehautsong, in dessen Refrain man sich direkt beim ersten Hören verliebt, während „Koma“ ein Song ist, der gerade in dieser Zeit die richtigen Worte in die Welt hinaus bläst. Nachdem uns der „Arschlochsong“ zeigt wie befreit es sich als Arschloch lebt, spricht sich „V1s1ob1bl1ophob1a“ erneut gegen den Zeitgeist aus, untermalt von erneut recht experimenteller Musik. Den Abschluss der Haupt-CD bildet die bandeigene Hymne „Sexorcist“, wieder mit erstklassigen Synthiespielereien.
Ich bin sehr froh, dass es die Bonus CD gibt, denn diese 5 Songs sind einfach zu genial um sie länger als nötig vor der Öffentlichkeit zu verstecken, von „smackdown“, über das wohl abwechslungsreichste Stück des Albums - „Where Darkness falls“, am „Phönix“ vorbei bis zu „Life is a bitch“, dem Motivationssong des Jahres bekommt man hier nochmal alles geboten, was das Herz begehrt und dank „Unite“ gibt es als allerletztes einen fetten Stampfer.

Fazit:
Klangzauberer Gunnar Kreuz und der hemmungslose Vokalakrobat Chris L. legen mit ihrem ersten gemeinsamen Output das beste Electro-Album, welches ich dieses Jahr hören durfte, hin. „Klangkörper“ ist Erotic Body Music in Reinkultur, was anderes kann man dazu nicht sagen.
Im März 2016 wird die erste EP erscheinen, ich bin gespannt ob The Sexorcist weiterhin diese Spitzenklasse halten können.

Punkte: 6/6

Anspieltipps: Tokio, Koma, Wahrer Glaube, When Darkness falls, Life is a bitch

Mittwoch, 9. Dezember 2015

WEENA MORLOCH - JENSEITS VON EDEN | SAMSAS TRAUM - WIE DAS EWIGE MEER

Releasedatum: November 2015
Format: Digipak CD (999 Exemplare)
Trisol, Gothic, 3 Songs

Im Vorfeld zum Release des letzten Weena Morloch Albums „Grüss Gott, wir sind die Morlochs“ wurde eine Liste mit Songs, welche auf diesem Silberling gecovert werden sollen, veröffentlicht. Ernüchterung kam auf, als ein paar der angekündigten Lieder nicht auf der CD auftauchten.
Doch diesem Missstand wurde (mit ziemlicher Sicherheit kalkuliert) Einhalt geboten: auf der Tour-exklusiven EP „Jenseits von Eden“ bekommen eben jene 3 „verschollenen“ Songs ihren Platz.

Den Start macht die stampfend-rockige Interpretation des The Mamas and the Papas-Klassikers „California dreamin'“. Hier steht der Bass deutlich im Vordergrund, während die Synthies (bis zum, einer Synthieschlacht gleichendem, Mittelpart) sich eher zurückhalten.
Etwas vom Industrial angehauchter kommt das Cover von „Yes Sir, I can boogie“ (Baccara), welches gesanglich in den Strophen stark an die grandiose Interpretation von „Moskau“ erinnert.
Abschließend gibt es noch das titelgebende „Jenseits von Eden“ (im Original von Nino de Angelo dargeboten), in dem es kaum Spielereien gibt. Die Synthiespuren wurden etwas dezenter gesetzt und der Fokus liegt eindeutig auf dem markanten Riff und Alexander Kaschtes Stimme.

Fazit:
Wie das Album ist auch diese EP eine gelungene Kooperation zwischen Alexander Kaschte und „dem neuen Stern am deutschen Schlagerhimmel“ Gerrit Wolf, allerdings frage ich mich wieso es für die 3 Songs eine zusätzliche CD braucht? Locker hätten diese Lieder noch auf das Album gepasst und ich glaube, wenn es „Jenseits von Eden“ nicht nur im Set mit der Samsas Traum EP geben würde, würde sich diese CD wesentlich weniger verkaufen.

Punkte: 4/6

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Releasedatum: November 2015
Format: Digipak CD (999 Exemplare)
Trisol, Gothic, 6 Songs

Teil 2 des EP-Pakets zur „Poesie“ Tour von Samsas Traum und Weena Morloch ist die „Wie das ewige Meer“ CD, bestehend aus neu-arrangierten Versionen diverser Samsas Traum Songs, die bisher größtenteils ein Dasein als Bonusmaterial fristeten. Verantwortlich für die neuen Versionen ist der Berliner „Klanghexer und Elektrofrickeler“ Chillheimer, welcher schon auf der „.Käfer.Maden.Würmer.Spinnen.“ Doppel-CD einen eindrucksvollen Remix von „Durch die Wand der Träume“ ablieferte.

Mit einer sehr technoiden Version von „Anti“ beginnt diese EP schon gnadenlos. Die Gitarren rücken sehr weit zurück um Platz für Klangcollagen aller Art zu schaffen, nur das wütende Gekeife wirkt vor dem neuen musikalischen Hintergrund etwas entrückt.
Auch „Judas“ wurde etwas moderner umgesetzt. Dubsteplastig bis zum Ende und ein bisschen bedrohlicher, sowie epischer kommt die Neuauflage dieses Songs daher, während „Im Bauch“ melodisch etwas an einen The Prodigy Klassiker erinnert und mit interessanten Einsätzen der Stimmverzerrung punktet.
Das aufwühlende „Rache“ wurde zum Glück immernoch recht ruhig gehalten, nur im Refrain gibt es verspielte Synthie-Experimente und auch diese Neufassung bietet dieselben Gänsehautmomente wie das Original.
Für mich die Überraschung der Tracklist ist ohne Zweifel „Gitter“. Nicht weil es besonders schlecht oder gut umgesetzt wurde, diese minimalistische Version ist super, aber das Lied an sich hatte ich garnicht auf dem Schirm. Danke dafür.
Die EP endet mit dem unerreichten „So wie die Wellen“, welches langsam in Wellenrauschen einfadet und bis auf die Drums wurde die Instrumentalisierung (gefühlt) verlangsamt, was dieses sowieso schon grandiose Lied nochmal aufwertet.

Fazit:
Für mich stellen die neuen Versionen gleichberechtigte Alternativen zu den originalen Songs dar. Als feststand, dass hier alte Bonusstücke neu aufgelegt werden, war klar das es sich um die Stücke handelt, die auf den Wiederveröffentlichungen der ersten Alben erschienen. Gefreut hätte ich mich noch über „Ahab“ (was auch gut zum Titel gepasst hätte), aber ich denke, bei der hier vorliegenden Auswahl ist für jeden was dabei.

Punkte: 6/6

Beide EPs sind auch jetzt nach der Tour noch im Set erhältlich, ich empfehle euch recht bald noch zuzugreifen, bevor alle knapp 1000 Exemplare vergriffen sind.

Sonntag, 6. Dezember 2015

KÄLTETOD – ZWANG

Releasedatum: 22.09.2015
Formate: CD, LP, Tape, Download
Eternity Records, Black Metal, 4 Songs

Da ich nun seit ein paar Monaten in Nürnberg lebe wird es Zeit, die lokale Metal-Szene zu erkunden. Deshalb gibt es heute einen Bericht zur aktuellen Scheibe von Kältetod, „Zwang“.

Ohne große Vorbereitung spukt uns der Opener „Δz“ sein monotones Riffing ins Gesicht. Dazu gibt es das genretypische, beinahe wehleidige Kreischen, sowie den einen oder anderen Rhythmuswechsel am Schlagzeug, was das ganze Album über fortgeführt wird.
Ich muss zwar gestehen, dass mich der längste Song „Zwielichttortur“ nicht über seine komplette Spielzeit halten kann, aber dennoch mit einigen Finessen überzeugt.

Nachdem „Durch verbrannte Augen“ relativ einfach durchrutscht, sorgt „Leidenstreue“ für nötiges „Wiederhörpotential“ und bietet die wohl beste und fesselndste Melodieführung des Albums. Allerdings trübt der fast durchweg dumpfe Sound das Hörerlebnis schon sehr.

Fazit:
Trotz weniger Kleinigkeiten die es zu bemängeln gäbe, hat das Ein-Mann-Projekt Kältetod mit seinem neuen Album zwar keinen Meilenstein, aber immerhin ein beachtliches, melancholisches Black Metal Album abgeliefert. Unbedingter Kauftipp für alle, die den deutschen (depressive) Black Metal Untergrund unterstützen wollen.

Punkte: 4/6

Anspieltipps: Δz, Leidenstreue

Donnerstag, 15. Oktober 2015

WEENA MORLOCH – GRÜSS GOTT, WIR SIND DIE MORLOCHS

Releasedatum: 02.10.2015
Format: CD
Trisol, Industrial Rock, 10 Songs

Neben dem neuen Samsas Traum Meisterwerk „Poesie – Friedrichs Geschichte“ beglückt uns Alexander Kaschte außerdem mit einem neuen Album seiner zweiten, nicht weniger grandiosen Band Weena Morloch.
Nach dem reinen Noise-Album „Kunst-x=?“, dem unerreichten „Kadaverkomplex“, dem höchst exklusivem „Epanalepsis“ (nur in der „Einer gegen alle“ Box von Samsas Traum und dem CD-Set „Terror über alles“ erhältlich) und dem erstmalig wirklich leicht zugängigen „Amok“ stellt „Grüss Gott, wir sind die Morlochs“ das fünfte Voll-Album unter dem Namem Weena Morloch dar.

Das besondere Etwas hieran ist: die CD besteht nur aus Coverversionen bekannter Songs aus den '70ern und '80ern. So bekommen Lieder, die einem mehr oder weniger freiwillig bekannt sind, einen knackigen Industrial Rock Sound und hier wird nichts ausgelassen: vom kitschigen „Tränen lügen nicht“, über Dschingis Khans Gassenhauer „Moskau“ (inklusive netter Überraschung), Milli Vanillis „I'm gonna miss you“ bis zu „Des Teufels Don Kosaken“ bekommt man die volle Breitseite der peinlichen Ohrwürmer des ausgehenden 20. Jahrhunderts ins Gesicht geschlagen.
Zwischendrin eingestreut gibt es doch noch eine Lieder die auch in ihrer Urform schon qualitativ recht gut bis grandios waren, zum Beispiel „Hiroshima“, „The KKK took my baby away“, „Fall apart“ (Death in June) und auch der Dio-Hit „Holy Diver“. Den Abschluss macht das Highlight des Albums, nämlich „Schwarzbraun ist die Haselnuss“, muss man einfach gehört haben!

Insgesamt ist „Grüss Gott, wir sind die Morlochs“ wieder einmal ein Weena Morloch Album, dass mit Konventionen bricht und erneut alles anders macht als sein Vorgänger. Unbedingter Kauftipp für alle, die auf den Wahnsinn und verrückte Ideen stehen. Von mir gibt es 5 von 6 Punkten und ich bin sehr gespannt wie diese Songs ins Livekonzept zwischen die alten Lieder passen werden.

Anspieltipps: Moskau, Hiroshima, The KKK took my baby away, Fall apart, Holy Diver



Samstag, 10. Oktober 2015

SAMSAS TRAUM - POESIE: FRIEDRICHS GESCHICHTE

Releasedatum: 02.10.2015
Formate: CD, 2CD Buch-Edition
Trisol, Gothic Rock/Trip Hop, 12 Songs

Das letzte Samsas Traum Album „Asen'ka – Ein Märchen für Kinder und solche, die es werden wollen“ liegt mittlerweile 3 Jahre zurück und im künstlerischen Kosmos des Alexander Kaschte hat sich Einiges geändert, denn der Weg entfernt sich von den fantastischen Welten und führt mitten in die Realität. Begonnen hat diese Transformation mit „Das Buch der toten Kinder“, nahm nochmal mit dem Start der „Weißer als das Wasser“ Trilogie Anlauf und mündet nun im atemberaubenden Album „Poesie: Friedrichs Geschichte“.

„Wie es der Titel bereits verrät: Erzählt wird die Geschichte Friedrichs, die Geschichte eines in der Zeit des Nationalsozialismus aufwachsenden Jungen, dessen große Leidenschaft das Schreiben von Gedichten ist. Von seinem Umfeld als verhaltensgestört, von den Ärzten als schizophren eingestuft, ereilt ihn das Schicksal unzähliger anderer behinderter und psychisch kranker Menschen – sein Leben wird im Namen der Euthanasie in der NS-Tötungsanstalt Hadamar auf schrecklichste Weise beendet.“ - soweit der Pressetext, welcher nicht zu viel verspricht.
Musikalisch mischt das Album altbekannte Stärken, wie die Synthie-Orchester-Parts und die eingängigen Gitarren- und Synthesizermelodien mit Trip Hop Einflüssen und vermehrtem Sprechgesang. Die Musik selbst ist wunderbar eingängig, mal bedrohlich, mal magisch. Eben immer noch unvergleichlich Samsas Traum.

Die Lyrics allerdings schnüren einem immer wieder die Kehle zu. Sei es „Der Mönchberg (Heinrichs Gedicht)“ welches zum Großteil wirklich aus der Feder eines Insassen von Hadamar namens Heinrich stammt, das die Angst und Beklemmung mit jedem Wort spürbar machende „Wir fahren in den Himmel (Und ich kotze Angst)“, die Beleidigungen und Erniedrigungen die Richard in „Richard, warum zitterst du“ selbst bis kurz vor seinen Tod ertragen muss, die hasserfüllte Abrechnung mit Vergasungsarzt (allein das Wort zu schreiben verpasst mir eine Gänsehaut) Bodo Gorgass, die Perversitäten, der Feier um die „Leiche 10 000“ oder die Heucheleien und Verleugnungen in „Es tut uns leid“.
Wer nicht spätestens beim Dreierpack um „Wir fahren in den Himmel (Und ich kotze Angst)“, „Fingerkränze“ und „Richard, warum zitterst du“ mindestens einen Kloß im Hals hat, dem fehlt es wohl an jeglicher Empathie. Den Abschluss bildet nach einer knappen Stunde das nicht weniger überragende und höchst emotionale „Was weisst du schon von mir (Mein Name ist Friedrich)“.

Ich möchte an dieser Stelle eine gute Freundin zitieren, die zum Album sagte: „Man schämt sich und traut es sich nicht zu sagen, aber die Lieder sind so fucking eingängig - man will mitsingen und dann ist da der Text, den man nicht mitsingen WILL.“
Dem ist nichts hinzuzufügen. Kauft euch dieses Album, denkt über die Botschaft nach, informiert euch, empfehlt euren Freunden und Verwandten die CD, denn je mehr Leute diese Musik hören, desto mehr stellen sich gegen PEGIDA, AfD, NPD und co. Denn so direkt behandelt kein musikalisches Werk die Schrecken und Perversionen des NS-Regimes, eine Ohrfeige für alle, die behaupten es wäre besser diese Zeiten wieder aufleben zu lassen.
Für den Fall, dass man die Texte einfach mal nicht hören will und dazu wird es kommen, wurde der limitierten Buch-Edition eine Bonus-CD mit sämtlichen Songs in der Instrumental-Version beigelegt. Hier wurden die Lieder außerdem etwas anders abgemischt, was dazu führt, dass man in den Instrumentalen Stücken auch nochmal neue Aspekte findet, die in den an den Gesang angepassten Versionen etwas in den Hintergrund geraten.
Ich bin gespannt, wie man dieses Album auf Tour umsetzen wird, freue mich auf das Konzert, bin aber gleichzeitig so nervös und ehrfurchtsvoll wie nie zuvor. Eine andere Bewertung als 6 von 6 Punkten kommt für das Album des Jahres nicht in Frage.

Anspieltipps: Entfallen hier, hört das Album komplett durch. Diese Lieder sollte man nicht voneinander trennen.


„Jesus starb in Deutschland“

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Mittwoch, 7. Oktober 2015

VHOD - DREAMCLEAVER

Releasedatum: 13.11.2015
Formate: CD, Download
Inverse Records, Death Metal, 10 Songs

„Dreamcleaver“ ist das erste vollständige Album von VHOD, einem Death Metal Projekt hinter dem Chris Shaver (ex-Godcursed, ex-Morbid Darkness, ex-Worms Of The Birth) steckt. Trotz der Tatsache, dass er unter dem Namen VHOD erst seit 2014 musiziert hat er mit je 4 Singles und EPs schon eine beachtliche Anzahl Veröffentlichungen auf den Markt gebracht.

Leider besteht die erste Hälfte des Albums nur aus recht eintönigem Standard-Death Metal, aber wenn man sich durch die ersten 4 wirklich belanglosen Tracks gekämpft hat, wird man reichlich belohnt.
„Dragon Sand“ ist nach dem unnachgiebigem Highspeed Gewitter eine gelungene Abwechslung und vor allem ziemlich ruhig mit einem einprägsamen und vor allem überzeugendem Instrumentalpart. Wenn man dann das nicht besonders aufregende „Reap The Harvest“ überspringt, kann man sich schon am nächsten Diamanten des Albums. „Now Underground“ beginnt mit einem Snare- und Keyboardintro, welches wie auch schon „Dragon Sand“ unfassbar eingängig daher kommt. Für die Zukunft würde ich mir mehr solcher Lieder wünschen.
„Flesh For Our Swords“ ist hingegen zwar wieder ein lupenreiner Death Metal Song, allerdings hat auch hier die Melodik wieder etwas mitreißendes, so dass auch dieses Lied noch eine Weile im Ohr bleiben wird.
Mit „Obsequies“ gibt es nochmal ein kurzes Zwischenstück mit sich ständig wiederholendem Riff, bevor es zum überragenden Titelsong „Dreamcleaver“ geht.

Wenn man sich damit abfinden kann in 5 der 10 Songs langatmigen Knüppel-Death Metal anzutun, bevor man die wirklichen Perlen des Albums erreicht oder die erste Hälfte einfach überspringt ist „Dreamcleaver“, bzw. die zweite Hälfte davon, ein erstklassiges Album. Aufgrund dieser Tatsache kann ich „Dreamcleaver“ allerdings als Gesamtwerk nicht mehr als 3 von 6 Punkten geben.
Ich hoffe für das nächste Album auf mehr Stücke in Richtung „Now Underground“ und „Flesh For Our Swords“.

Anspieltipps: Dragon Sand, Now Underground, Flesh To Our Swords, Dreamcleaver

Samstag, 3. Oktober 2015

JOVIAN SPIN - ANGSTLADEN

Releasedatum: 31.08.2015
Formate: CD (Digipak), Download
Echozone, Industrial Rock, 12 Songs

Angstladen – ein verheißungsvoller Titel. Ein Album voller Themen, die das aktuelle Weltgeschehen und die Gesellschaft widerspiegeln. Verpackt ist das Scheibchen im edlen Digipak, welches zu meiner Freude diesmal sogar ein Booklet mit allen Lyrics beinhaltet. Nun hören wir mal was sich am Sound in den letzten 3 Jahren, seitdem der Vorgänger „Shapes of Perception“ veröffentlicht wurde, verändert hat und was beibehalten wurde.

Mit „Bound“ gibt es hier ein reines Instrumentalintro, welches sich in seiner Laufzeit immer weiter aufbaut. Der erste Song „Contender“ wirkt dagegen schon richtig bedrohlich, die Gitarren bilden in Kombination mit den elektronischen Elementen eine eindringliche Symbiose, was einen guten Kontrast zu Gerrits ruhiger Stimme darstellt.
Was sich durch das komplette Album zieht sind sehr interessante Klangstrukturen, welche zum ersten Mal in „Echo“ so richtig auffallen. Bei jedem Hördurchlauf findet man eine weitere Ebene in diesen Soundgeflechten, was den Wiederhörfaktor deutlich anhebt. „Away“ hingegen ist, ohne den Song schlechtreden zu wollen, ein klassischer Stampfer mit viel Hitpotential und einem Text der sich sehr schnell im Kopf festsetzt.
Ein ganz besonderes Feeling hingegen bieten die Strophen von „Obscene“, in welchem die Synthies noch dominieren, während im Refrain die Gitarren die Oberhand gewinnen. Etwas schneller wird es dann im folgenden „Faces“ - heavyness auf allen Ebenen, ein Refrain der sehr zum mitsingen anregt, die eine oder andere verspielte Synthiespur. Auf jeden Fall eines meiner Lieblingsstücke der CD. Ebenfalls einer dieser Ohrwürmer ist „Pale“, hier bestechen vor allem die chaotisch wirkenden Parts, welche auf dem zweiten Blick doch sehr strukturiert sind.
Der erste Track mit Gastgesang ist „Lust“, in dem Gerrit sich ein Duett René Anlauff (Heldmaschine, Völkerball) liefert. Es hätte mich sehr verwundert wenn Gerrit plötzlich deutsch singen würde, wobei das sicher auch interessant geworden wäre. Stattdessen bekommen wir die deutschen Parts des Textes von René zu hören, während sich der Jovian Spin Frontmann die englischen Zeilen vornimmt. Elektronischer wird’s dann auch wieder und zwar in „Follow“, wieder einer der Songs, der sich seit Release fast dauerhaft in meiner Wiedergabeliste hält.
Ingo Sterzinger von Van Canto und Lucie Fischer von Lilly Rubin geben sich als Gaststimmen in „Leaders“ die Ehre und sind eine gelungene Abwechslung im Industrialtrack. Auch hier gibt es zum ende hin nochmal ordentlich Gänsehautfeeling und es geht direkt weiter mit dem Titeltrack „Angstladen“, in dem sich Lucie zunächst noch etwas im Hintergrund hält. Der Song legt nochmal eine gehörige Portion Schwere auf und vereint alle Stärken des Albums. Das abschließende „Inside“ stampft sich nochmal in die Köpfe und bildet ein wahnsinniges Ende für eine wahnsinnige CD.

Mit „Angstladen“ liefern Jovian Spin das wohl vielschichtigste und deshalb aufregendste Album des Jahres ab. Man findet mit jedem Mal noch andere kleine Effekte und Spielereien, wobei ich gespannt bin wie und ob man das auch Live umsetzen kann. Meiner Meinung nach ein super Album einer viel zu wenig beachteten Band, welches nur eine 6 von 6 Punkten Bewertung verdient hat.

Anspieltipps: Echo, Faces, Lust, Follow, Angstladen

Mittwoch, 30. September 2015

SILVA DIVA - LOS!

Releasedatum: 11.11.15
Format: CD
Self-Released, Metal/Elektro/Punk Rock, 13 Songs

Manchmal entdeckt man wahre Perlen nur durch Zufall, so kam ich zum Beispiel über ein Überraschungspaket zur Promo CD des ersten Silva Diva Albums. Musikalisch ist die noch recht junge Band (2013 in Mannheim gegründet) schwer einzuteilen, weil sich sowohl Einflüsse aus der Elektronik, als auch aus dem Metal mit einer ordentlichen Portion Punk Rock im leicht poppigen Gewand in den Songs finden lassen.

Auf dem Album findet sich ein bunter Mix aus erstklassigen Live-Songs („Wir starten“, „Hell“, „Feuer frei“), Liedern die sich gegen den Zeitgeist stellen („Karma Baby“, „Friss oder stirb“) und auch einige Überraschungen. 2 davon wären das balladeske und gefühlvolle „Mein Fluch“, sowie das stärker elektronische „Sternenstaub“.

„Los!“ ist ein kleines, unscheinbares Album voller Hits, Party und Gesellschaftskritik, welche sie wesentlich besser umsetzen als einige andere Musikerkollegen. Für jeden, der auf diesen Mix steht sind Silva Diva wohl der Geheimtipp des Jahres. Für dieses beinahe makellose Erstlingswerk gibt es 5 von 6 Punkten. Schaut euch die Band live an (leider bisher nur im Großraum Mannheim möglich), kauft euch das Album sobald es erscheint, was besseres könnt ihr mit eurer Lebenszeit nicht anfangen.

Anspieltipps: Wir starten, Karma Baby, Seelenlos, Friss oder stirb, Gut so

Donnerstag, 17. September 2015

SLAYER - REPENTLESS

Releasedatum: 11.09.2015
Formate: CD, CD+ DVD/BluRay, LP, Boxset
Nuclear Blast, Thrash Metal, 12 Songs

Die Zeit der Schicksalsschläge scheint vorbei, die neue Formation mit Paul Bostaph an den Drums und Gary Holt an der zweiten Gitarre neben Kerry King wirkt gefestigt, also steht einem neuen Album nichts im Wege.

Eingeleitet wird die CD durch das melodische Intro „Delusions of Saviour“, ein stampfender Einmarsch, der den Weg für „Repentless“ ebnet. Der Titelsong ist ein unnachgiebiger „mitten ins Gesicht“-Thrash Metal Song, also quasi das was Slayer seit Jahrzehnten schon abliefern. Wichtiger Bestandteil der Songs sind natürlich auch die Soli von King und Holt, im Beispiel von „Take Control“ geht’s schon ordentlich ins Tempo. Allerdings hat man bei diesem, wie auch bei den nächsten Songs „Vices“ und „Cast the first Stone“ dauerhaft das Gefühl, alles irgendwie schonmal von Slayer gehört zu haben.
Auch wenn die Albumversion von „When the Stillness comes“ im Vergleich zur vorab veröffentlichten Single leichte Änderungen vorweist, ist es zwar immernoch nichts wirklich besonderes, aber durch seine eigene Art mit ruhigen Strophen doch herausstechend.
Wirklich erfrischend wird es auch nur noch bei „Implode“, das hört man sich auch gern noch ein zweites mal an und Arayas ungewöhnliches Gesangstempo ist sehr erfrischend.

Der Rest des Albums ist, wie man es von Slayer erwartet. Wilde Gitarrensoli, durchdringendes Schlagzeuggewitter und Tom Arayas markante Stimme. Das bekommt man seit Bandgründung geboten und wer Innovation erwartet sollte sich auf jeden Fall eine andere Band aussuchen.
An die Top 3 Alben („Reign in Blood“, „South of Heaven“, „Seasons in the Abyss“) kommt „Repentless“ nicht heran, aber in die Top 5 würde ich den neuen Output schon einordnen. Allerdings reicht es dennoch nicht für eine Wertung über 3 von 6 Punkten.

Anspieltipps: Repentless, Cast the first Stone, When the Stillness comes, Implode

Sonntag, 13. September 2015

TANTRUM - DEVIRGINIZED

Releasedatum: 25.09.2015
Format: Download
Inverse Records, Death/Thrash Metal, 5 Songs

Heute werfen wir einen Blick auf das schöne Hessen, genauer gesagt nach Spangenberg, denn von dort kommt unsere heutige Band: Tantrum. Die Band wurde 1998 gegründet und 2003 schon wieder aufgelöst, allerdings haben sich 2 der Gründungsmitglieder 2011 wieder aufgerafft, über die Jahre ein paar neue Mitmusiker angesammelt und 2014 ihr erstes Demo veröffentlicht.

Auf der „Devirginized“ EP finden sich, bis auf eine Ausnahme, alle Songs der gleichnamigen Demo wieder. Ob der Sound nochmal überarbeitet wurde kann ich allerdings nicht sagen.
Der Opener „Time to Fight“ glänzt bereits mit einem leichten Synthie-Einschlag, den man in diesem Genre nicht unbedingt erwarten würde. Das Lied wechselt dann recht schnell in die Melodic Death Metal Schiene, anspruchsvolles Midtempo statt simplen Geknüppel.
Melodisch geht es auch in „Look Further“ weiter, vor allem wenn man das einleitende Riffing betrachtet. Nachdem der Gesang sich in den ersten beiden Songs noch im Growling festgefahren hat, klingt es bei „Rebel“ als würde ein heißerer James Hetfield ins Mikro brüllen. Eine gelungene Abwechslung.
Mit „The Way“ wird es auch nochmal ordentlich flott und knackig, allerdings sorgt das dafür, dass das kürzeste Lied beinahe so vorbeifliegt. Den Abschluss bildet ein weiterer Midtempo-Song, „Cursed in Eternity“, welcher im Verlauf nochmal an Geschwindigkeit aufnimmt, aber leider doch ein recht plötzliches Ende bekommt.

Damit ist nach 23 Minuten auch schon Schluss, die Zeit reicht aber allemal um einmal durch die Boxen dröhnend alles zu verwüsten. Für Freunde des gepflegten Headbang-Party Thrash Metals ein absoluter Geheimtipp und ich denke, dass Kinderkrankheiten der ersten EP, wie das teilweise sehr blechern klingende Schlagzeug in Zukunft auch noch ausgemerzt werden. Bis dahin kann ich gute 3 von 6 Punkten geben.

Anspieltipps: Time to Fight, Look Further, Rebel

Mittwoch, 9. September 2015

IRON MAIDEN - THE BOOK OF SOULS

Releasedatum: 04.09.2015
Formate: 2CD (Jewelcase & Digibook), 3LP, Download
Parlophone, NWoBHM, 11 Songs

Die Metal-Gemeinde war geschockt, als Anfang des Jahres die Krebserkrankung von Bruce Dickinson bekannt geworden ist. Doch das Stimmwunder gilt mittlerweile als geheilt, die nächste Welttournee ist geplant und beinahe nebenbei erschien nun das 16 Studioalbum und vor allem das erste Doppelalbum der Engländer.

Mit Melodiken aus dem Maya-Reich zieht einem „If Eternity should fail“ direkt von Beginn an in seinen Bann und schon der erste Ton aus Dickinsons Kehle verbreitet Gänsehaut. Nach knapp 1 ½ Minuten setzen auch die Maiden-typischen Gitarren, Steve Harris' markanter Bass und Nicko McBrains einmaliges Drumming ein. Direkt ein gelungener Auftakt, der den meisten alteingesessenen Fans wohl eher zusagt als „Satelite 15... The Final Frontier“ auf dem Vorgängeralbum. Man fühlt sich beinahe in die 80er zurückversetzt wenn man „Speed of Light“ hört, außerdem war dieser Track das erste was man vom neuen Album zu hören bekam, inklusive einem erstklassigen Musikvideo im Gamedesign.
Wundervolle hohe Töne von Bruce verzaubern in „The great Unknown“, welches zwar als ruhiges Lied startet, sich aber immer weiter aufbaut. „The Red and the Black“ im direkten Anschluss ist schon der erste über 10 Minuten lange Song des Albums. Melodie und Text fressen sich unnachgiebig in den Gehörgang, es gibt einen Mitsingpart für Konzerte und trotz der ungewöhnlichen Länge wirkt das Lied kein bisschen gestreckt.
Einen denkbar ungünstigen Platz in der Tracklist hat „When the River runs deep“ abbekommen. So zwischen 2 Überlange Stücke gepresst kommt einem dieser kraftvolle und vor allem schnelle Song wesentlich kürzer vor, auch wenn dieser bereits an der 6-Minuten-Marke kratzt. Erstaunlich schnell vergingen die ersten 40 Minuten, denn schon ist man beim abschließenden Track der ersten CD angelangt. „The Book of Souls“ setzt wieder auf exotisch wirkende Gitarren im Intro, welche im Verlauf eine eingängige Melodie in Kombination mit sanften Keyboardklängen spielen. In der zweiten Hälfte wird das Tempo nochmal deutlich angezogen und Iron Maiden beweisen wie kurzweilig Überlänge doch sein kann.

„Death or Glory“ heißt es am Anfang der zweiten Scheibe. Sehr schnelle Frickeleien an den Gitarren und ein Refrain der sicher auch im Liveset super funktioniert. „Na holla, das ist doch Wasted Years“, dachte ich nachdem ich die Einleitung zu „Shadows of the Valley“ gehört habe. Tatsächlich erinnert der Beginn an der Klassiker, doch dieses Lied entwickelt sich melodisch in eine andere Richtung. Man setzt hier vor allem auf Midtempo und auch das Keyboard ist wieder sehr präsent.
Das dem verstorbenen Robin Williams gewidmete „Tears of a Clown“ ist zwar das kürzeste Lied des Albums, aber besticht durch seine melodische Dichte und ist ein Gänsehautsong durch und durch. „The Man of Sorrows“ hat wie schon „The River runs deep“ auf CD1 einen sehr bescheidenen Platz der Tracklist erwischt, denn trotz seiner ergreifenden Art will man endlich den 18 Minuten Epos „Empire of the Clouds“ hören.
Das Keyboard und die Gitarren bilden zunächst das Intro, bis auch Geigen dazustoßen. Während das Lied zur typischen Maidenstruktur wechselt spielt das Keyboard einen wunderbaren Kontrast zu den Gitarren. Die 18 Minuten sind gefüllt mit verschiedensten Melodikwechseln, was den Song nicht langweilig werden lässt und wenn der epische Geigen- und Keyboardpart, das letzte Aufbegehren und der emotionale Ausklang verklungen sind möchte man das Lied direkt nochmal abspielen.

Die Angst, dass 90 Minuten Spielzeit für ein Album zu lang ist legte sich schon nach der ersten CD, selten wurde ich über eine derartig lange Zeit so gut unterhalten. Außerdem stimme ich jedem zu der sagte, dass dieses Album das beste seit „Seventh Son of a seventh Son“ ist. Iron Maiden haben wieder ein Meisterwerk abgelegt, welches ich zurecht mit 6 von 6 Punkten bewerte.
Außerdem lege ich jedem ans Herz: kauft euch die Buchversion des Albums, für nur 2-3€ mehr bekommt ihr da ein wirklich hochwertiges Produkt.

Anspieltipps: If Eternity should fail, Speed of Light, The Red and the Black, Tears of a Clown, Empire of the Clouds

Samstag, 5. September 2015

RIFFTERA - PITCH BLACK

Releasedatum: 28.08.2015
Format: CD
Inverse Records, Electronic/Melodic Death Metal, 8 Songs

„Gut Ding' will Weile haben“, dachte man sich wohl in Finnland, denn ganze 5 Jahre liegen zwischen der Bandgründung und dem Release des ersten Albums. Schauen wir mal ob sich das Warten gelohnt hat.

Spacige Synthies in Kombination mit melodischen Gitarren leiten in „Back to Life“ ein, während die Drums nochmal eine Schippe Tempo auflegen. Sehr präsent in der Songstruktur sind außerdem dichte, synthetische Klangteppiche. „One Step closer“ besticht ebenfalls durch seinen synthetischen Start, entwickelt sich aber zu einem ordentlich thrashigen Stampfer mit perfekt getimeten Synthie-Auflockerungen. Wie bei allen anderen Songs haben wir auch hier den Wechsel zwischen tiefem Shouting und teilweise Growling von Janne Hietala und dem klaren Gesang vom Gitarristen Mikko Kouppamaa, was zwar insgesamt eine recht homogene Mischung ist, aber mir persönlich wären ein paar weniger Clearparts lieber.

Einen leichten musikalischen Umbruch findet man zu Beginn von „Ashes Fall“, denn dessen Intro ist so elektronisch, dass man es beinahe für EBM-Songs verwenden könnte. Die Gitarren kommen aber auch recht schnell wieder dazu, das Ganze wird außerdem noch recht basslastig und generell wesentlich eingängiger als die vorherigen Lieder. Auch im nächsten Song wird es nochmal bassig und richtig flott, dazu kommt noch der grandiose Gastgesangspart von Björn Strid (Soilwork) und fertig ist „Rotten to the Core“.

Nachdem „Open Wounds“ und „The Ruins of the Empire“ noch im gewohnten Stil begeistern können, kommt es im Titeltrack „Pitch Black“ zu einer überraschenden Wendung.
Nicht nur, dass der Song mit fast 12 Minuten doppelt so lang ist wie die anderen Lieder des Albums, wir kommen außerdem noch in den Genuss eines Akustikgitarren-Intros. Das Lied bricht aber ziemlich bald schon wieder aus sich heraus und entwickelt sich zu einem Melo-Death-Metal-Brett. Im Mittelteil kommt es nochmal zu einem epischen Synthie-Break, bis es in der gewohnten Art zum Ende kommt.

Das Album „Pitch Black“ ist ein wunderbar kurzweiliges Werk und knallt als hätten sich Bands wie Eskimo Callboy dicke, haarige Eier wachsen lassen. Allerdings merkt man deutlich das Bands wie Soilwork und diverse Thrash Metal Acts Vorbilder der Band sind . Deren Einflüsse wurden jedoch richtig gut verarbeitet und so haben sich Rifftera mit ihrem Debüt-Album eine 4 von 6 Punkte Wertung verdient.

Anspieltipps: Back to Life, Ashes Fall, Rotten to Core, Pitch Black

Mittwoch, 2. September 2015

MOTÖRHEAD - BAD MAGIC

Releasedatum: 28.08.2015
Formate: CD (Jewelcase & Ecolbook), LP
UDR Music, Hard Rock, 13 Songs

2 Jahre ist das Vorgängeralbum „Aftershock“ erst alt und trotzdem kommt einem die Zeit bis heute wie eine Ewigkeit vor. Viele Meldungen über Verschlechterungen von Lemmys Gesundheitszustand und Konzertabbrüche ließen die Fans immer wieder um ihr Ikone bangen. Entwarnung gibt es zwar noch nicht, aber das mittlerweile 23. Studioalbum in 40 Jahren Bandgeschichte.

Das ganze Album zeigt, dass die alten Herren nichts verlernt haben. In ordentlichem Tempo, dem gewohnt eingängigen Riffing und kompromisslos knurrendem Bass peitschen die Songs aus den Boxen. Auch wenn Lemmys Stimme nichtmehr so frisch ist wie zu Anfangstagen, aber das markante Gebrumme wird ihm wohl nie vergehen. Auch der Blues bleibt der Band erhalten, wie man am grandiosen „Fire Storm Hotel“ hören kann. Eine Reminiszenz an die alte Blütezeit ist auch das Drumintro zu „Shoot out all of your Lights“, jeder Fan sollte dabei einfach an „Overkill“ denken.
Nochmal eine Portion Heavyness und Tempo legen „The Devil“ und „Electricity“ drauf, allerdings fegen diese Songs auch ziemlich schnell vorüber. Aufhorchen lassen einem allerdings die kratzigen Töne in „Evil Eye“. Über die Sinnigkeit dieses Kunstgriffs lässt sich jedenfalls streiten. Motörhead können allerdings auch emotional: „Till the End“ schafft mit seinen ausnahmsweise mal klaren Gitarrenmelodien, das für den Song wichtige Feeling aufkommen zu lassen und es ist auch angenehm einen gefühlvollen Lemmy singen zu hören.
Doch lang bleibt es nicht so ruhig, denn in „Choking on your Screams“ und „When the Sky comes looking for you“ ändert sich die Marschrichtung um 180°. Aggressiv und sehr offensiv dröhnen die Riffs und Stimme in diesen Songs, was deutlich die Hoffnungen auf eine längere Zukunft der Band weckt. Den Abschluss von „Bad Magic“ bildet das grandiose Cover des Rolling Stones Klassikers „Sympathy for the Devil“. Wieso kommt es erst jetzt dazu? Wenn der Song zu einer Band passt dann ja wohl Motörhead.

Viele Worte muss man zu einem Motörhead Album ja generell nicht verlieren, sie bleiben sich selbst auch im hohen Alter treu, die alten Fans werden es lieben, wer vorher nichts mit der Band anfangen konnte wird sich auch hiermit nicht anfreunden können. Es ist kein neuer Meilenstein, aber deutlich in der oberen Riege der Motörhead-Alben anzusiedeln, dafür vergebe ich gutem Gewissens 5 von 6 Punkten.

Anspieltipps: Thunder & Lightning, Fire Storm Hotel, Choking on your Screams 

Samstag, 29. August 2015

DISTURBED - IMMORTALIZED

Releasedatum: 21.08.2015
Formate: CD, Download, LP
Reprise Records, Nu-Metal, 13 Songs (+3 Digipak-Bonustracks)

5 lange Jahre sind seit dem letzten Album „Asylum“ vergangen, 4 Jahre mussten die Fans auf ein neues Lebenszeichen von Disturbed warten. Doch nun meldet sich das Quartett aus Chicago beinahe schon klammheimlich zurückgekehrt.

Das Album beginnt mit dem instrumentalen Intro „The Eye of the Storm“, welcher zeigt, dass an den Gitarren nichts verlernt wurde. Fließend wird daraufhin in den Titeltrack „Immortalized“ eingeleitet. Hier fällt zunächst das knackige Druming auf und es tut gut die gewohnte Stimme von David Draiman zu hören, aber irgendwie wirkt das Lied doch recht kraftlos. Immerhin findet man im vorab veröffentlichten „The Vengeful One“ die Energie aus alten Tagen wieder.
Zum ersten Mal ordentlich heavy wird es mit „Open your Eyes“, leider hat das Stück aber kaum Wiedererkennungswert, doch es ist Potential da. Mit Synthies im Hintergrund und eine Spur ruhiger überrascht uns „The Light“, welches aber in Hälfte 2 deutlich offensiver wirkt. Obwohl „What are you waiting for“ im Refrain streckenweise ordentlich flott daher kommt, hätte ich mir auch hier mehr erhofft.
Die große Überraschung hingegen ist „You're mine“. Ein recht industrial-lastiges Stück, welches endlich mal frischen Wind in die Disturbed-Segel bringt. Diesen Aufwind nutzt auch „Who“, kann aber auch für sich allein schon richtig fett wirken. „Save your last goodbye“ hingegen ist wieder ein emotionaler Song, der mit seinem Mix aus halbballadesken Parts und dem klassischen Disturbed-Gestampfe auch genauso gut auf das Album „Believe“ gepasst hätte. Ungewohnte Töne aus David Draimans Kehle vernimmt man hingegen beim „Kiffersong“ „Fire it up“ und bekommt einen der wenigen Momente zu hören, die man so nicht von Disturbed erwartet. Natürlich gibt es auch noch eine völlig unnötige Ballade. „The Sound of Silence“ heißt das Stück, welches nur einen Zweck erfüllt: nämlich die Skip-Taste zu drücken.
Das Beste kommt zum Schluss scheint man sich gedacht zu haben, anders kann ich mir nicht erklären wieso die 2 mit Abstand besten Songs des Albums am Ende kommen. „Never wrong“ und „Who taught you how to hate“ sind richtig schön knackig, aggressiv und das was ich mir vom ganzen Album erhofft hatte.
Bei den 3 Bonustracks „Tyrant“, „Legion of Monster“ und „The Brave and the Bold“ stellt sich mir die Frage wieso solche erstklassigen Lieder nur als Bonus kommen und es nicht auf's Album geschafft haben? Mir wären sie auf jeden Fall wesentlich lieber gewesen als so manches vorher gehörtes Stück.

Viele Überraschungen gibt es auf „Immortalized“ nicht, aber wer hätte sowas denn ernsthaft erwartet? Die wenigen frischen Momente helfen dem Album enorm, obwohl ich mir deutlich mehr erhofft habe. Die meisten Songs wirken teilweise viel zu kraftlos, haben kaum Alleinstellungsmerkmale und sind quasi nur noch ein lauwarmer Aufguss vergangener Erfolge. Mit ach und Krach kann ich hier nur 2-3 von 6 Punkten geben. Vielleicht hätte man sich doch eine längere Pause gönnen sollen.

Anspieltipps: The Vengeful One, You're mine, Never wrong, Legion of Monster

Mittwoch, 26. August 2015

HELDMASCHINE - LÜGEN

Releasedatum: 21.08.2015
Formate: CD, Download
MP Records, NDH, 12 Songs

Das dritte Album ist für viele Bands das wichtigste, mit ihm zeigt sich ob man eine Eintagsfliege ist oder sich über längere Zeit etablieren kann. Letztes Jahr in meiner Rezension zum zweiten Album „Propaganda“ nannte ich die Heldmaschine „die Durchstarter der NDH-Szene“. Die Erwartungen liegen also hoch.

Den Anfang macht der vorab schon auf einigen Konzerten gespielte Übersong „Collateral“. Zwischen schweren Gitarren und leichten Synthieklängen gebettet liegt der eingängige Refrain und schon hat man den ersten Brecher um die Ohren gehauen bekommen. In „Schwerelos“ ist es die Melodik und die Gesangsart der Strophen die mich fesselt und einem direkt ins Blut übergeht. Das Lied über eine gescheiterte Beziehung, die ziemlich aus dem Ruder läuft sichert sich jetzt schon einen Platz unter den besten Heldmaschine Songs, auch wenn er gegen Ende doch sehr gestreckt wirkt.
„Wir danken Euch“ besticht durch seine Synthie-Einlagen im leichten Industrial-Discoflair, gibt einen kleinen Einblick in das Tourleben und schmeichelt sich mit einem großen Danke an alle Fans ein. Mir hätte das allerdings zum Ende des Albums besser gefallen. Doch nun kommt zunächst einmal die Single „Wer einmal lügt“. Da man das Lied schon seit einem Monat hören kann hat es sich schon ordentlich in den Köpfen festgesetzt und ist auch zugegebenermaßen das erste Lied mit Kinderchor, dass mir wirklich gefällt. Auch der Einsatz von Dubstep-Elementen passt hier absolut perfekt und während die Synths unter die Haut gehen, treiben die Gitarren, der Bass und das Schlagzeug den Song mit der gewohnten Heavyness voran.
In einer Zeit voller Fremdenhass, Montagsspaziergängen „besorgter Bürger“ und brennenden Flüchtlingsunterkünften braucht man Songs wie „Ich will dein Bestes“, die sich dem wütenden Mob entgegen stellen. Mit orientalischen Drums und ebendiesen Melodiken in Kombination mit äußerst interessanten Stimmeffekten hat man hier ein knackiges Brett geschaffen, welches auch trotz einiger Wiederholungen nicht unnötig in die Länge gezogen daher kommt.
Schon auf der Eisheilige Nächte Tour mit Subway to Sally hat sich gezeigt wie gut die Heldmaschine und Unzucht zusammenpassen, nun gibt es den ersten wirklich gemeinsamen Song „Tränenblut“ in welchem man nicht nur den Schulz im Duett mit Heldmaschine-Sänger René, sondern auch De Clerqc mit feinsten Brüllereien zu hören bekommt. Der Refrain ist dank dem Gastgesang außerordentlich melodisch, während die Strophen recht bedrohlich wirken und es gibt die erste Gänsehaut für mich. Diese bleibt auch während „Ein Traum“ bestehen. Wem das gefühlvolle Duett mit Belle Verfürth nicht berührt, dem kann man offensichtlich garnicht mehr helfen. Das einzige Lied welches nicht bei mir zünden will ist „Maskenschlacht“. In den Strophen wirkt es etwas lasch und auch wenn die Refrains wieder kraftvoller ist, kann mich das Stück einfach nicht mitreißen.
„Einmal ist keinmal“ ist wieder ein ruhigeres Lied in welchem verschiedene Stimmeffekte zunächst verwirrend wirken, sich aber doch gekonnt in das Songgefüge einbinden und auch die stimmigen Synthies tragen sehr stark zur Stimmung bei. „Die Zeit ist reif“ ist hingegen wieder ein knackiger Industrial-Kracher. Die sich wiederholenden Synthiethemes stehen im tollen Kontrast zur Gitarrenfraktion und dank erneuter gesanglicher Unterstützung durch den Schulz bekommt der Song seine Portion Epicness ab. Diesen Schwung nimmt „Der Hammer fällt“ auch noch mit. Das erbarmungslose und vor allem kurzweilige Stück trumpft außerdem mit Gastgesang von niemand geringerem als Teufel von Tanzwut auf. Den Abschluss macht das grandiose Cover des Kraftwerk-Klassikers „Die Roboter“, welches das Lied in einen schönen Industrialrocker verwandelt.

War das Erstlingswerk „Weichen + Zunder“ noch eine erste Bestandsaufnahme und das zweite Album „Propaganda“ die Findung des eigenen Stils, perfektioniert man diesen mit dem dritten Album „Lügen“. Schwächen und Kinderkrankheiten der ersten Alben wurden ad acta gelegt und ein kurzweiliges Album der Spitzenklasse geschaffen, das man immer wieder gern anhört. Von mir gibt es dafür ungelogen 5 von 6 Punkten. Wer die Heldmaschine noch nicht kennt sollte das schleunigst ändern.

Anspieltipps: Collateral, Schwerelos, Wer einmal lügt, Ich will dein Bestes, Tränenblut

Samstag, 22. August 2015

SALTATIO MORTIS - ZIRKUS ZEITGEIST

Releasedatum: 14.08.2015
Formate: CD, 2CD, 2CD+DVD, 2LP
Napalm Records, Mittelalterrock, 14 Songs (+3 Bonustracks)

Der Zirkus ist in der Stadt und die Narren der Formatio Saltatio Mortis rufen zum verweilen auf. Nach dem, sich mehr schlecht als recht bei mir durchschlagendem, letzten Album „Das schwarze IxI“ (bekam von mir 4 von 6 Punkten und ist unglaublich schlecht gealtert) wollte ich den Jungs doch nochmal eine Chance geben, doch schon die Enthüllung des Albumcovers lies mich überlegen ob ich mir das Album wirklich kaufen sollte. Letztendlich habe ich es doch vorbestellt, die ersten Hörproben wurden auf die Massen losgelassen und ich habe meine Bestellung fassungslos storniert. Deshalb bin ich dankbar (oder eher nicht), dass ich für diese Rezension ein Leihexemplar der Doppel CD zur Verfügung gestellt bekommen habe.

Massentauglich vorgeführte Gesellschaftskritik dominieren die Hälfte des Albums und gerade die ersten beiden Songs „Wo sind die Clowns?“ und „Willkommen in der Weihnachtszeit“ sind frühe Höhepunkte dieser Unzumutbarkeit. Wo ist die Poesie des Lasterbalk hin? Deine Lyric die mich zum Fan von euch gemacht hat? Wann ist aus dir ein Phrasendrescher geworden, der jede Zeile in einen Text aufnimmt, solang sie nur leicht verständlich ist und von jedem mitgegröhlt werden kann?
Mit „Nachts weinen die Soldaten“ kaut man den Track des letzten Albums „Krieg kennt keine Sieger“ auch nur wieder. Es reicht doch ein pseudo-tiefsinniges Anti-Kriegslied, so kaltherzig es auch klingen mag: sowas hilft den Toten nun auch nichtmehr. Manchmal muss man auch pragmatisch sein. „Hört diese immer wieder gleiche Gesellschaftskritik nicht bald mal auf?“ denkt man sich schon bei „Des Bänkers neue Kleider“. Den Kapitalismus als Feindbild ausrufen, aber die Fans nach Strich und Faden ausnehmen, ich warte ja nur noch auf Saltatio Mortis Bettwäsche, natürlich auch für Kinderbetten.
Kurzzeitiges aufatmen ist angesagt, denn mit „Maria“ wird ein altertümlicher Text neu vertont, was zum großen Teil auch gelingt, wenn da nicht der Herr Lasterbalk wieder seine Finger im Spiel gehabt hätte und die Lyrics einmal komplett schändet. Ich hätte mir eine Interpretation des Originals sehr gewünscht und zwar ohne das jemand noch daran rumpfuscht. „Wir sind Papst“ ist dann zwar wieder beinahe selbstgeschrieben, aber deshalb leider auch plakativ und belanglos bis zum Schluss.
Weil das ja alles noch nicht reicht gibt es noch den Track „Augen zu“, in dem man einmal zum Rundumschlag ausholt. Uns allen ist der Nächste doch scheißegal und nur die erhabenen Saltatio Mortis kümmern sich anscheinend um ihre Mitmenschen. Ich stand PEGIDA und deren Ablegern schon gegenüber mit Hunderten anderen Leuten und war aktiv. Was habt ihr getan? Tour, MPS, hier ein Bier, da einen Met, alles schön?
Mit „Geradeaus“ findet die Peinlichkeit ihren absoluten Höhepunkt. Zeigt schon das dauerhafte zitieren aus alten Songs die Ideenlosigkeit, begibt man sich mit dem unglaublich platten „Hater sind uns scheißegal“ Text direkt auf Frei.Wild Niveau und es tut mir als Fan weh diesen Vergleich ziehen zu können. Muss ich mich als Rezensionsschreiber dafür entschuldigen, dass ihr solchen Mist abliefert der meinen Geschmack um Längen verfehlt? Wie ihr im Lied bereits so schön (vielleicht auch ironisch) sagt „Wir haben den Spielmannsschwur gebrochen“...ja das habt ihr.
Auch wenn die Geschichte hinter „Erinnerung“ wirklich tragisch ist ändert das nichts an der Tatsache das auch dieser Text unfassbar kitschig ist und mit dem Wunsch nach der alten Zeit alles wettern gegen die „früher war alles besser“-Sager ad absurdum gelegt wird. Saltatio Mortis können aber nicht nur jammern und meckern. Nein, auch das Niveau der neueren die toten Hosen Songs wird in „Trinklied“ aufgegriffen. Was zur Hölle ist nur los mit euch?
Völlig unerwartet taucht dann doch noch ein wirklich gutes Lied auf. „Rattenfänger“ nämlich, welches es schafft mich mit seiner Ska-ähnlichen Melodie zu packen. Endlich mal ein Lichtblick in dieser belanglosen Masse. Leider versinken auch die letzten 3 Songs „Todesengel“, „Vermessung des Glücks“ und „Abschiedsmelodie“ wieder in der Irrelevanz und wenn man nicht gerade eine der limitierten Editionen besitzt hat man es hier auch schon geschafft.
Alle anderen bekommen noch 3 weitere Tracks serviert aus denen nur einer positiv heraussticht. Zwischen dem Skiptrack „Gossenpoet“ und der peinlichen Neuvertonung von „Gaudete“ findet sich mein zweites persönliches Highlight des Albums, „Mauern aus Angst“.

Auf instrumentaler Ebene gibt es auf „Zirkus Zeitgeist“ kaum etwas zu meckern. Die Jungs wissen wie sie mit ihren Instrumenten umzugehen haben, sie können wundervolle Töne daraus hervorlocken. Das alles nützt aber nichts wenn mir die Lyrics solche Schmerzen bereiten.
Ich bin froh, dass es auf der Bonus CD 15 Coverversionen älterer Saltatio Mortis Songs von befreundeten Bands (Ost+Front, Subway to Sally, Fiddler's Green, BerlinskiBeat uvm.) interpretiert gibt und mir diese CD wenigstens etwas Freude bereitet. Die Bonus CD ändert allerdings nichts an der 2 von 6 Punkten Bewertung für das Album. Alle meine schlimmsten Befürchtungen im Vorfeld haben sich hier bestätigt, aber solang der Großteil der Fans den „Backstreet Boys der Mittelalterszene“ (an dieser Stelle ein Dank an den mir unbekannten Urheber dieses Zitats) unterwürfig folgt wird es wohl so bald keine Besserung geben.

Anspieltipps: Rattenfänger, Mauern aus Angst



Mittwoch, 19. August 2015

SOULFLY - ARCHANGEL

Releasedatum: 14.08.2015
Format: CD, CD+DVD, LP
Nuclear Blast, Thrash Metal, 10 Songs (+3 Digipak Bonus Songs)

Der Cavalera-Familienzirkus nimmt wieder Fahrt auf und präsentiert uns mit „Archangel“ das 10. Album unter der Soulfly-Fahne und den Preis für das extravaganteste Soulfly-Artwork hat diese Scheibe schonmal sicher. Doch kann sie auch musikalisch wieder anheben, was man mit Alben wie „Savages“, „Enslaved“ und „Omen“ in die unbedeutende Mittelmäßigkeit katapultierte?

Direkt ohne Intro auf die Fresse gibt es mit „We sold our Souls to Metal“, ein ordentlich bassiger Kracher mit frickeligen Gitarren in den Strophen und einem belanglosen Refrain. Ist es nicht schon seit den 90ern out Songs zu schreiben die den Metal so zelebrieren? Außerdem finde ich es fragwürdig ob man das Intro des nächsten Songs noch an den aktuellen anhängen sollte wie im Übergang zum Titeltrack „Archangel“ geschehen. Ebenso fragwürdig ist der Einsatz von diesem unerträglichen elektronischen Geschwurbel im Hintergrund. Da das Lied aber im Verlauf noch ordentlich doomig und mystisch wird kann es sich sicher noch eine Weile in meiner Playlist halten.
In eine düstere Stimmung versetzt uns schon der Vocalpart von Todd Jones zu Beginn von „Sodomites“, welches ein zwar ein durchschnittlich guter Thrash Song ist, in dem sich aber auch schon das eintönige Schlagzeugspiel von Zyon Cavalera abzeichnet.
Nach dem uninteressant vorbeiziehenden „Ishtar Rising“ lässt mich „Live Life Hard!“ nocheinmal aufhorchen. Die Stimme von Gastsänger Matt Young ist so unerträglich, dass man sich sogar das Gebrumme von Max zurückwünscht. „Shamash“ hingegen versucht nochmal wie der Titeltrack in eine mythische Richtung zu gehen, scheitert allerdings grandios. Ein weiterer oft gehörter und immer wieder gleicher Cavalera Song ist „Bethlehems Blood“, allerdings kann der alte Herr auch noch überraschen. Zwar sind es hier nur Trompeten, aber immerhin.
Leider ist nun auch, passend zum Rest, das letzte Trio aus „Titans“, „Deceiver“ und „Mother of Dragons“ am Versuch etwas Großes zu schaffen gescheitert. Wenigstens der Backgroundgesang in „Deceiver“ bricht noch aus der Eintönigkeit heraus und vom typischen Cavalera-Familien-Song „Mother of Dragons“ kann man halten was man will, aber es gibt mal andere halbwegs angenehm anzuhörende Stimmen.
Hier ist das Album für die Käufer der einfachen CD schon am Ende, wer sich das Digipak kauft kommt allerdings noch in den Genuss des Napalm Death Covers „You Suffer“. Wie muss man sich die Entstehung dieser Idee vorstellen? Der Plattenfirmenchef ruft morgens bei den Cavaleras an und sagt das noch ein Cover auf die Platte muss, also brummt der gute Max noch im Bett liegend „You Suffer“ ein und fertig ist der Bonustrack. Ein Lichtblick hingegen ist „Acosador Nocturno“ in dem Soulfly endlich wieder zeigen was sie früher ausmachte, ordentliche Tribaleinflüsse und Abwechslung. Den Abschluss macht der typische Akustiktrack, den es auf jedem Album gibt „Soulfly X“ und endlich ist die Höllenfahrt auch vorbei.

Der Soulfly Spirit ist schon vor Jahren verloren gegangen und die Alben entwickeln sich immer weiter in Richtung 08/15 Thrash. Auch „Archangel“ ist da keine Ausnahme, kann aber immer wieder mit kleinen Highlights glänzen, deshalb rettet sich das Album auf 3 von 6 Punkten.

Anspieltipps: Archangel, Sodomites, Acosador Nocturno

Samstag, 15. August 2015

EISREGEN - MARSCHMUSIK

Releasedatum: 14.08.2015
Formate: CD (Jewelcase, Digipak, lim. Box Set), LP
Massacre Records, Dark Metal, 11 Songs (+1 Digpak Bonus Song)

Einen Monat ist es her seit der Brummbär über das Land gerollt ist und den Weg für „Marschmusik“ geebnet hat.
Personell hat sich im Vorfeld schon einiges getan: Keyboarderin Franzi ist schon zu Anfang des Jahres ausgestiegen, dafür wurden sämtliche Keyboards vom alten Bekannten DF eingespielt und da Bursche Lenz aus beruflichen Gründen nichts zum Album beisteuern konnte haben sich kurzerhand Yantit und Produzent M. Stock an den Gitarren ausgelassen. Außerdem gab es, wie schon auf „Todestage“, Unterstützung durch Frau N. Feind an der Violine.

Mit Sirenen und einem stampfenden Schlagzeug leitet der Titeltrack in das Album ein. Schon recht bald kommen die Gitarren mit klassischem Black Metal Riffing dazu und sobald M. Roth die Stimme erhebt wird das Biest freigelassen. In den gemächlicher gehaltenen Strophen gibt es vereinzelt kleine Synthiehighlights und doch schleicht sich am Ende das Gefühl, hier lediglich ein längeres Intro vorgesetzt bekommen zu haben, ein. „Blutkreis“ hingegen beginnt schon mit ordentlich heavy Gitarren und einen M. Roth in Höchstform, während der Refrain wundervoll melodisch gehalten ist und mit Klargesang verziert wird, was das Lied zum ersten morbiden Ohrwurm der Scheibe macht.
Ohne viel Vorgeplänkel direkt zur Sache geht es bei „Bunkertür“, ein an Kompromisslosigkeit kaum zu überbietender und außerdem ordentlich fetzig schneller Kracher, wie man ihn bei Eisregen schon ein paar Jahre nicht mehr hatte. „Leichensack“ kommt dagegen mit einem netten Violinen-Intro daher, der Gesang ist ruhig und dennoch in Michaels härteren Bereichen angesiedelt, er erinnert mich jedenfalls sehr stark an die Technik die schon auf dem Marienbad Album verwendet wurde.
Nun rollt der Brummbär auch wieder in „Gott der Panzer“. Ich hatte zunächst die Befürchtung, dass ich mit dieser Version nicht warm werden würde, nachdem ich nun den „Extreme Vox Edit“ gewohnt bin, aber auch in der klaren Gesangsversion funktioniert dieser Song unnachahmlich. Lediglich im Refrain geht da etwas „Epicness“ verloren.
Verzerrte Gitarren, die Blutkehle mit voller Kraft über einem gemächlichen Melodik-Fundament und eine wahnsinnige Geschichte liefert „Adlerhorst“. Trotzdem sieht er gegen das nachfolgende „Fleischbrand“ ziemlich alt aus, was aber nicht an der Qualität vom „Adlerhorst“ liegt, sondern einfach daran, dass man mit „Fleischbrand“ einen so unfassbar eingängigen Song geschaffen hat. Ich habe schon von einigen Leuten gelesen, dass dieser Song ihr bisheriger Favorit ist und ich kann mich dem nur anschließen und wäre enttäuscht wenn es das Lied nicht auf die Setlist für die Tour schaffen würde.
„Mein Leben auf deiner Haut“ ist dagegen schon wieder richtig heavy und ich fühle mich erneut stark an Marienbad erinnert. Hier rummst der Bass ordentlich mit, ein durch und durch kurzweiliger Rocker, während „Foltergeist“ in Manier des zweiten Eisregen Albums unnachgiebig reinballert. Das Ganze in Kombination mit einer schönen verstörenden Synthiemelodie und man wird direkt an frühere Tage erinnert. Wem das Intro zu „Was von dir bleibt“ nicht in seinen Bann zieht kann man offensichtlich auch garnicht mehr helfen. Auch wenn es anfangs noch wie eine Verschnaufpause wirkt, nimmt es doch nochmal richtig Fahrt auf und bietet ein ziemlich interessantes Riffing in Kombination mit den Synthesizerklängen.
Die Meth-Party beginnt mit dem unverändert geilen „Panzerschokolade“ und findet ihren Höhepunkt im Digipak-exklusiven „Pervertin Peter (So lang die Schokolade noch reicht)“, welches eine wundervoll bizarre Story erzählt, auf die wohl wirklich nur Eisregen kommen können.

„Marschmusik“ ist ein Album, dass sich nicht unbedingt hinter den Bandklassikern verstecken muss und ebenso eine deutliche Weiterentwicklung der Band zeigt. Insgesamt ist mir das Album 5 von 6 Punkte wert und ich lege euch wärmstens ans Herz unbedingt das Digipak zu kaufen, damit ihr mit Peter und co. feiernd ins Fegefeuer ziehen könnt.

Anspieltipps: Blutkreis, Bunkertür, Gott der Panzer, Fleischbrand, Panzerschokolade, Pervertin Peter (So lang die Schokolade reicht)



Mittwoch, 12. August 2015

CATTLE DECAPITATION - THE ANTHROPOCENE EXTINCTION

Releasedatum: 07.08.2015
Formate: CD, CD+DVD Digibook, LP, Tape
Metal Blade Records, Death Metal/Grindcore, 12 Songs (+2 Digibook Bonus Songs)

3 lange Jahre sind seit Release des Meilensteins „Monolith of Inhumanity“ vergangen und man fragte sich, ob die Band mit diesem Album den Höhepunkt erreicht hat, den man nie überbieten könnte. Ich gebe zu, ich war von Anfang an ziemlich euphorisch, was dieses Album angeht und die Idee, das Coverartwork auch auf einem Strandtuch zu verewigen finde ich nach wie vor genial. Aber kann „The Anthropocene Extinction“ die hohen Erwartungen erfüllen?

Ziemlich passend, nämlich mit Wellenrauschen, begrüßt uns „Manufactured Extinct“. Das Instrumentarium spielt noch recht langsam für Cattle Decapitation Verhältnisse und Travis Ryan lässt das erste Mal in gewohnter Manier sein Organ los. Mit beginn des Gesangs dreht man auch auf Instrumentalebene das Tempo auf. Im Refrain wird dann auch wieder die bitterböse Stimmlage ausgepackt, dazu noch ein frickeliges Solo und wir haben einen perfekten Cattle Decapitation Song. Dieser geht außerdem nahtlos in „The Prophets of Loss“ über, in welchem es gesangliche Unterstützung durch Philip H. Anselmo (ex-Pantera, Philip H. Anselmo & The Illegals) gibt. Auch hier fallen positiv die zahlreichen Tempowechsel und die massive Nutzung des hohen, kratzigen Gesangs auf.
Das erste Mal fast durchgängig im Hightempo ist „Plagueborne“ angesiedelt. Eingeleitet wird das Stück durch industrielle Geräusche, welche von Tristan Shone programmiert wurden. Über diese legt sich recht bald schon das Mainriff und das Tempo wird nur im Break mit Schlagzeug und Bass unterbrochen. Gesanglich wird auch hier munter zwischen tiefem Gegrunze und hohem Gekeife gesprungen, außerdem mündet das Finale in einem grandiosen Riff. Bekannte Memes warnen schon mit den Worten „Meth, not even once“. Wesentlich verheerender sind allerdings die Nebenwirkungen der in „Clandestine Ways (Krokodil rot)“ thematisierten Droge Krokodil, aber mal ehrlich: Was eignet sich besser für einen Cattle Decapitation Song als eine Substanz die das Fleisch der Konsumenten zerfrisst? Mit dem vorliegenden Tempo und dem wahnsinnigen Drumming erinnert das Lied extrem an alte Alben der Band. Der Refrain endet mir zwar zu abrupt, das wird aber locker von dem Bass-Solo wieder ausgeglichen und ich muss zugeben, dass dieser Song wohl der rockigste Cattle Decapitation Song bisher ist.
In eine ähnliche musikalische Kerbe schlägt auch das nachfolgende „Circo Inhumanitas“, nach dem es erstmal eine Verschnaufpause in Form des Instrumentals „The Burden of seven Billion“ gibt. Musikalisch erinnert dieses epische Stück allerdings schon sehr an „The Monolith“ vom Vorgängeralbum. Das nächste Highlight bietet „Mammals in Babylon“. Wahnsinnige Geschwindigkeiten, ein mitreißendes Riff und Gesangslinien die sich in die Großhirnrinde brennen, mehr muss man hierzu und zu „Mutual Assured Destruction“ nicht sagen.
Fast ein pures Gänsehaut-Lied ist „Not suitable for Life“ geworden. Es trieft nur so vor Menschenfeindlichkeit, Travis' hoher Gesang lässt mir das Herz aufgehen und das Gitarrensolo ist auch nicht ganz ohne. Einfach durch und durch ein erstklassiger Song. Mit „Apex Blasphemy“ wird im Anschluss erneut alles dagewesene zerstört. Wie schaffen sie es nur jeden Song des Albums mit dem nächsten noch zu überbieten? Nahtlos geht auch hier das Wellenrauschen in das nächste Stück über. „Ave Exitium“ heißt das Lied, welches zu großen Teilen aus ambienten Gitarreneffekten besteht, mit klarem Gesang vorgetragen wird und auf das große Finale vorbereitet.
Und dieses kommt unter dem Namen „Pacific Grim“ erbarmungslos angeschmettert. In den Strophen recht gleichförmig, im Refrain sehr melodiös, gekonnte Wechsel in den Stimmlagen und zum Ende hin wird es nochmal richtig episch, das unter anderem dank des deutschen Parts von Jürgen Bartsch (Bethlehem). Nun folgt so langsam der Fade out und die Wellen treiben uns wie Strandgut wieder davon.
Besitzer des Digibooks kommen außerdem in den Genuss des schon auf einer Flexi-Disc veröffentlichten Songs „Cannibalistic Invasivorism“ und des unveröffentlichten „No Light and no Life“.

Der Monolith, welcher auch im Artwork wieder auftaucht, hat einen würdigen Nachfolger bekommen. So gern ich auch irgendetwas Negatives zum Album sagen würde, ich finde einfach nichts. Jeder Song ist ein Treffer, es gibt keine Füller und das die, von mir liebevoll „bitterböse Donald Duck Imitation“ genannte, Stimme deutlich häufiger zum Einsatz kommt als auf den Vorgängern ist für mich mit Abstand der größte Pluspunkt. Folgerichtig kann hier nur eine 6 von 6 Punkte-Bewertung in Frage kommen
„We fucking die tonight and that's perfectly alright with me“ - The Prophets of Loss

Anspieltipps: Manufactured Extinct. The Prophets of Loss, Clandestine Ways (Krokodil rot), Not suitable for Life, Pacific Grim