Mittwoch, 29. Juli 2015

SCHATTENFANG - ABGRÜNDE

Releasedatum: 08.12.2012
Formate: CD, Download
Self-Released, Black Metal, 5 Songs

Bei der Masse an Black Metal Bands, die heutzutage wie Pilze aus dem Boden schießen, fällt es schwer die guten herauszufiltern. Manchmal hat man dann das Glück eine dieser Bands quasi in der Umgebung zu finden, so wie hier im Beispiel Schattenfang aus Erfurt. In Thüringen haben sie sich schon durch Konzerte mit unter anderem Make a change...kill yourself, Nocturnal Depression, Bethlehem und Waffenträger Luzifers, sowie einem Beitrag auf dem „Lieder von Lieb' und Leid Pt.II“ einen Namen gemacht.

Wie für viele Veröffentlichungen des Genres üblich gibt es auch hier ein kurzes Intro, bestehend aus Gitarren, Gewitter, Schlagzeug und Sprachsample, allerdings nicht einfach lieblos zusammengeworfen, sondern sorgfältig aufeinander aufbauend.
Das erste Lied „Kalt“ macht dann auch schon klar in welche Richtung es gehen soll: repetitive, klassische Black Metal Melodien treffen auf durchaus melodischere Parts in Kombination mit durchdringendem Schlagzeugsound und einem Gesang der immer mal wieder an alte Mayhem erinnert.
Chaotischer geht es hingegen in „Mentale Disharmonie“ zu und sind wir mal ehrlich: alles andere würde auch nicht zum Songtitel passen. „...vom Grabentod“ ist auf dieser Veröffentlichung wohl der Klischee-Kriegssong. Hier gibt es ebenfalls Sprachsamples, allerdings in Kombination mit der üblichen Schlachtfeld-Geräuschkulisse und dem chaotischen Flair, ähnlich wie schon in „Mentale Disharmonie“ kommt das richtig stimmungsvoll rüber.
Mein Lieblingsstück dieser CD ist allerdings das abschließende „Des Herbstes Schatten“. Ich kann nicht sagen wieso dieses Lied am zugänglichsten für mich ist, vielleicht haben die 4 vorherigen Tracks mich ja für dieses Finale geöffnet, auf jeden Fall ist es super gelungen.

„Abgründe“ ist ein außerordentliches Erstlingswerk, dass aus den ganzen Veröffentlichungen im Black Metal „Untergrund“ heraussticht und auch gern mehrmals hintereinander gehört werden kann ohne langweilig zu werden. 4 von 6 Punkten gibt es von mir für meine „Landsmänner“ und auch wenn ich einiges aus der Bandhistorie verpasst habe nehme ich an, dass da noch einiges auf uns zu kommt.

Anspieltipps: Kalt, Mentale Disharmonie, Des Herbstes Schatten


Samstag, 25. Juli 2015

CHARLIZE ANN MYERS - .HOME

Releasedatum: 18.07.2015
Format: Download
Self-Released, Depressive Rock, 6 Songs

Heute geht es hier etwas ruhiger zu, nämlich mit Charlize Ann Myers Solo-Debütalbum „.home“, welches bisher leider nur als Download über Bandcamp erhältlich ist.

Die Songs sind zwar größtenteils nach einem einfachen Schema aufgebaut (Akustikgitarre zu Beginn, dann Wechsel auf die elektrische in Kombination mit knackigen Drums und zwischendrin wieder etwas Akustik), aber doch immer anders. Instrumental gesehen ist dieses Album ähnlich verträumt wie Alcest und co. Dazu passend ist auch der Songtitel „A few minutes allowed for daydreaming“, bei dem man einfach mal für 4 Minuten die Gedanken abschweifen lassen kann.

Das Depressive der Musik kommt vor allem durch die Lyrics, welche im Klargesang vorgetragen werden, zur Geltung, so geht es in „The bell rings for the weak“ um eine Freundschaft oder Beziehung zu einer Person die den Protagonisten immer weiter runterzieht, „Spare Piece“ handelt von einer allumfassenden Leere und „You're alone (loss of the golden age)“ steckt voller Erinnerungen an frühere, bessere Zeiten.
Auch ein paar Filmsamples haben ihren Weg in die Lieder gefunden, leider keine Filme die ich persönlich kenne aber ich denke den einen oder anderen werd ich mir mal zu Gemüte führen. Namentlich sind das „Spring Breakers“, „Brazil“, „Lost River“ und „Bande de Filles“.

Nach nur ca. 36 Minuten ist die Tauchfahrt in Charlize Ann Myers' Gedankenwelt allerdings auch schon vorbei und gerade weil die Lieder so träumerisch sind vergeht die Zeit viel zu schnell. Da hätte ich mir schon noch das eine oder andere Lied mehr gewünscht, aber wer weiß was uns noch von dem Franzosen erwartet. Dafür, dass man aber selbst entscheiden kann welchen Preis man für das Album bezahlt bekommt man hier schon 6 ordentliche Tracks geliefert, für die sich auch der eine oder andere Euro mehr lohnt und von mir gibt es 5 von 6 Punkten dafür.

Anspieltipps: The lost plane, The bell rings for the weak, You're alone (loss of the golden age) 

Mittwoch, 22. Juli 2015

TAU CROSS - TAU CROSS

Releasedatum: 19.05.2015
Formate: CD, LP, Download
Relapse Records, Sludge Metal, 12 Songs

Man hat immer wieder Alben, in die man reinhört und sofort geil findet. Viele solcher Alben sind auch noch super nachdem man sie komplett gehört hat, bei manchen ist man am Ende allerdings froh das es endlich vorbei ist. „Tau Cross“ gehört leider zu letzteren Alben.

Mit Glockenschlägen und fetten Gitarren leitet „Lazarus“ in das Album ein und zu Beginn wirkt auch der raue Gesang richtig gut. Im weiteren Verlauf des Albums geht einem die Stimme aber immer mehr auf die Nerven. Auf der Instrumentalebene allerdings sind die Songs größtenteils ordentliche Kracher und kurzweilig.
„Midsummer“ besticht durch sein Gänsehautintro, flacht dann zwar etwas ab, wird aber in der zweiten Hälfte wieder richtig nice, während im Hintergrund ein synthetischer Soundteppich vor sich hin arbeitet. In „Hangman's Hyll“ fängt der Gesang das erste mal an richtig zu stören, diese geschwollene Art der Stimme passt hier einfach garnicht zum melodischen Unterbau.

Es gibt auf dem selbstbetitelten Debüt jedoch auch ein paar Songs die durch und durch ordentlich zünden. „We control the fear“, zum Beispiel, startet mit einer ruhigen Geige, welche bald mit Bass unterlegt wird. In Kombination mit einer Akustikgitarre kommt der Gesang von Rob Miller wesentlich besser als auf dem Rest des Albums. In „Prison“ sind es die mehrstimmigen Shouts im Refrain und die extrem eingängige Melodie, die mich ermutigen das Album weiter über mich „ergehen zu lassen“.

Bis auf wenige kurze Highlights, wie das Bassintro von „Our Day“, die fetten Drums in „The Lie“ oder der weibliche Gesang bei „The Devil knows his own“, plätschern die übrigen Songs aber nur noch unspektakulär vorbei.
Ein vollständiger Reinfall ist „Tau Cross“ deshalb aber noch nicht, vielleicht gibt es ja Leute die diesen Gesangsstil gut finden, aber bei mir reicht es nur für 3 von 6 Punkten.

Anspieltipps: Lazarus, Stonecracker, Midsummer, We control the fear, Prison

Sonntag, 19. Juli 2015

MONO FÜR ALLE! - #D.I.Y. - LIVE

Releasedatum: 31.05.2015
Formate: CD, LP, Tape
Self-Released, Elektro-Punk, 9 Songs

Lange Zeit war es, was Veröffentlichungen angeht, still um die berühmt-berüchtigte hessische Punkband Mono für Alle!, aber 2015 melden sie sich zurück. Zunächst zwar „nur“ mit dem hier vorliegenden Live-Album, aber ein reguläres Album ist für dieses Jahr auch noch in Planung.
Dieses mal ist die Band allerdings etwas von ihrem sonstigen Free-Download-Prinzip abgewichen, dafür gibt es aber das Album auf allen noch gängigen Formaten. Zwar sind die LPs auf unbestimmte Zeit verschoben, weil das Presswerk auf sich warten lässt, aber die meisten Hörer werden mittlerweile die Tapes oder CDs hören können.

Ganz dem Titel entsprechend wurde bei dieser CD alles selbst gemacht, von der Konzertorganisation bis zur Aufnahme der Songs direkt über das Konzertmischpult, etwas das Mono für Alle! ausmacht.
Den Anfang machen direkt 3 Klassiker der Bandhistorie, nämlich „Hallo Verfassungsschutz“, „Steineschmeisser“ und „Boykottiert McDonalds“. „Steineschmeisser“ wird im Vergleich mit dem Original sehr schnell gespielt, während „Boykottiert McDonalds“ mit einer kleinen Improeinlage glänzt und etwas langsamer als die ursprüngliche Version vorgetragen.
Der erste neue Song ist „Facebook Youtube Google“, eine Kritik an den genannten Firmen, sowie Twitter und co. Besonders sticht hier ein Keyboardpart heraus und ich hoffe, dass es dieses Lied auf das nächste Album schafft. Schon so gut wie sicher auf dem neuen Album wird der Klassiker „Ekelhafter Antisemit“ endlich eine Studioversion spendiert bekommen. Aber auch ein MfA! Live-Album kann ohne dieses Lied nicht auskommen und es passt perfekt in die heutige Zeit voller „besorgter Bürger“. Musikalisch ist das Lied eher ruhig gehalten und sehr eingängig, bis es zu einem Break kommt, der das Lied in elektronischere Gefilde bringt.
Zwischendurch gibt es auch mal wieder etwas vom Internetalbum, die Hymne auf das andere Leben abseits des Spießertums, „Ich will kein Spiesser sein“. Direkt im Anschluss gibt es etwas „Gentrification“. Der Track ist die letzte Download-“Single“ aus dem Jahr 2014 und in dieser Version wurden einige elektronische Spielereien weggelassen, wahrscheinlich weil es live schwer möglich ist diese zu reproduzieren. Es kommt einem so vor als würde uns diese CD auf das kommende Album vorbereiten wollen, denn nun folgt „Arbeitsagentur“, welches auch noch recht frisch im MfA! Repertoire ist. Musikalisch sehr basslastig wird hier eine Geschichte der Ausweglosigkeit erzählt, in die man rutscht sobald man in die Fänge der Arbeitsagentur kommt.
Zum Abschluss gibt es dann nochmal einen Klassiker, das schon von der Hatjokers LP bekannte „Honecker komm zurück“ wird auch wieder leicht verändert dargeboten als man es gewohnt ist, aber auch diese Version weiß zu gefallen.

Ein gelungenes Lebenszeichen einer ganz besonderen Band ist „#D.I.Y. - Live“ geworden. Hier sind zeitlose Klassiker vereint mit neuem Material, einzig 1-2 andere Lieder hätte ich mir als Fan noch gewünscht, allerdings ist das hier auch nur meckern auf hohem Niveau und auch das die Qualität der Aufnahmen unter der do it yourself Produktion etwas leidet war abzusehen. Mit 4 von 6 Punkten empfehlenswert um die Wartezeit zum nächsten Album zu überbrücken.

Anspieltipps: Hallo Verfassungsschutz, Facebook Youtube Google, Ekelhafter Antisemit, Gentrification, Arbeitsagentur

Mittwoch, 15. Juli 2015

AETHER - ALTAR

Releasedatum: 21.04.2015
Formate: Download, Tape
Negation Records, Lo-Fi/Black Metal, 2 Songs

Heute begebe ich mich mal wieder etwas in den Untergrund, nämlich zu einem recht interessanten Ein-Mann Projekt aus München, auf das ich durch eine Seite, auf der sich viele der allseits bekannten erzkonservativen Black Metal Fans herumtummeln, gestoßen bin. Dort wurde das Projekt Aether mit allen Mitteln der Kleingeister zunichte geredet. Grund genug für mich, da mal ein Ohr zu riskieren.
Da „Altar“ mit knapp 20 Minuten doch recht kurz ausgefallen ist gibt es das Tape schon für vergleichsweise günstige 4€ und den Download auf Bandcamp entweder gratis oder für einen beliebigen Preis, den man bereit ist zu zahlen.

Die beiden Songs (ohne Titel, simpel in römischen Zahlen durchnummeriert) sind im wesentlichen ambiente Soundscapes bestehend aus Verzerrungen und Rückkopplungen angereichert mit leichten Keyboardtönen. Es wird ebenfalls leicht mit dem Noise-Genre geliebäugelt, allerdings bekommt der Krach nie so viel Zuneigung, dass man von „Anti-Musik“ sprechen kann, wie sie reine Noise-Künstler herstellen und ich denke auch nicht, dass das hier das Ziel gewesen wäre.
Der Fokus liegt hier auf der dichten Atmosphäre, das repetitive flirren der Gitarren im Hintergrund und dem betonten Minimalismus.
Leider wirken einige der Noise-Elemente im zweiten Lied doch ein wenig zu arg gewollt und fehl am Platz, ich denke man sollte sich da entscheiden ob man anmutige Soundscapes im Ambientstil erschaffen will oder ob dem Chaos freien Lauf lässt, anstatt etwas halb gemischtes aus beiden Möglichkeiten zu basteln.

„Altar“ ist in meinen Augen ein gutes Stück Lo-Fi Musik mit gelungenen Ansätzen die man auch in Zukunft weiter verfolgen sollte, aber im Moment wirkt dieses kleine Werk doch noch etwas verloren. Deshalb hierfür erstmal nur 3 von 6 Punkten, aber behaltet Aether im Blick, ich bin mir sicher das sich hier noch einiges entwickeln wird.
Wer das volle Ausmaß des Kunstprojektes Aether erleben will sollte aber auch unbedingt auf die anderen Kanäle (Facebook und co.) acht geben, denn die Musik wird nur ein Bruchteil des Gesamtkunstwerkes sein.

Samstag, 11. Juli 2015

EISREGEN - BRUMMBÄR

Releasedatum: 10.07.2015
Format: Digipack CD
Massacre Records, Dark Metal, 6 Songs

Auch im 20. Jahr des Bestehens rollt der Thüringer Panzer von Eisregen durch Deutschland. Nein, mit dem Albumtitel ist kein niedlicher Teddybär gemeint, sondern der Sturmpanzer IV, welcher diesen Spitznamen in seiner aktiven Zeit erhalten hat. Damit sollte auch schon feststehen in welche thematische Richtung diese EP und das nächsten Monat erscheinende 11. Studioalbum „Marschmusik“ gehen werden.

Die CD besteht aus 2 Teilen, zum einen wären das 3 neue Songs sowie 3 Remixe früherer Eisregen-Songs mit Kriegsthematik.
„Gott der Panzer (Extreme Vox Edit)“ leitet mit Gefechtsgeräuschen ein, während Marschtrommeln spielen und unterlegt von epischen Keyboardmelodien ertönt M.Roths klare Stimme. Sobald das typische Black Metal-Riffing startet holt Roth auch seine bekannte Blutkehle in Höchstform heraus. Ein durchweg epischer Song, gerade in den Momenten bei denen Klar- und Kreischgesang überlagert in Kombination mit den heroischen Keyboards erklingt. Der Zusatz des Songtitels lässt allerdings vermuten, dass es auf dem Album eine andere Gesangsversion geben wird.
Wohl unverändert wird es die Polka „Panzerschokolade“ auf Marschmusik schaffen. Hier gibt es die volle Breitseite des klassischen Eisregen-Humors und ich finde dies ist einer der besten Funsongs die sie jemals eingespielt haben und wird wohl ein ziemlicher Livekracher.

Nun geht es in die Remixfraktion. In „Auf ewig Ostfront (Remix-Soldatendisko)“ wurde wohl etwas an den Keyboardsounds des Originals gedreht um es mehr nach Disko klingen zu lassen, ebenso wurde der Gesang überarbeitet. „Eisenkreuzkrieger (Remix-Zimmermann)“ soll wohl, dem Namen nach zu urteilen, in Richtung Filmmusik gehen. Es ist jedenfalls wesentlich synthetischer als das ursprüngliche Lied und ist sogar recht gelungen, aber nichts kommt an die Ur-Version heran.
Der letzte Remix „Schakal (Remix-Aggro-Tambach)“ ist ein gnadenloser und recht stumpfer Stampfer, allerdings halten einem die interessanten Drum- und Synthiespuren bei Laune.

Den Abschluss bildet der ambiente Keyboardtrack „Luftschlag / Metamorphose 1“ welcher mit einigen Soundsamples unterlegt wurde. Außerdem haben die schnellen Drumcomputerparts und Roths Schreie einen großen Anteil an der drückenden Atmosphäre. Wenn von „Panzerschokolade“ noch irgendwas an Stimmung über bleibt wird sie spätestens hier radikal zerschlagen. Ich bin froh, dass uns dieses Songexperiment nicht vorenthalten wurde.

„Brummbär“ ist ein gelungener Appetizer um den letzten Monat bis zum Release des neuen Albums zu überbrücken. Nach der „Flötenfreunde“-Enttäuschung und dem eher schnell abgenutzten „Todestage“ macht die EP deutliche Hoffnungen für das neue Album. Die Remixe hinterlassen allerdings doch noch einen schwer definierbaren Nachgeschmack, weshalb ich 4 von 6 Punkten vergebe und während wir auf „Marschmusik“ warten genehmige ich mir noch ein Stück Panzerschokolade.

Mittwoch, 8. Juli 2015

TEMPERS CREATURE - SI VIS VITAM, PARA MORTEM

Releasedatum: 17.07.2015
Formate: CD (Jewelcase und Digipack)
Sturmglanz Black Metal Manufaktur, Black Metal, 12 Songs + 1 Digipack Bonus Song

Im März hatte ich Tempers Creature zum ersten mal hier vorgestellt, knapp 4 Monate später meldet sich die “Depressive Suebian Heathen Music” Band, bestehend aus Aurgelmir (Komposition, Vocals, Lyrics, Gitarren, Bass, Synthies) und Náttfari (Schlagzeug, Vocals) in Kollaboration mit den beiden schon vom letzten Album bekannten Gästen Epidemios (Klargesang, Chor, Heimorgel, Kazoo) und Hvita (weiblicher Gesang), mit ihrem neuen Album zurück.

Über die kurze, ambiente Einleitung “Albtraum Leben (Einklang)” kommen wir zu “Tränen auf nackter Haut”, welches feinsten Black Metal Kellersound bietet. Der eindringliche Gesang wechselt im Lied immer wieder vom hohen, wehleidigen Kreischen zum tiefen Brummen und die Sprachsamples schaffen unterlegt von der Monotonie der Melodien eine beeindruckende Athmosphäre.
Deiner Heimat größter Sohn (Karl)” beginnt sehr erhaben und auch ein Keyboard ist vernehmbar. Wie so oft ist auch hier das hohe Kreischen von Aurgelmir dominierend. Im Verlauf wird hier und da nochmal das Tempo angezogen, bis es zum Ende noch pathetisch und beinahe heroisch wirkt. Wie auf jeder Tempers Creature Veröffentlichung gibt es auch hier mindestens eine Coverversion. Diesmal ist es “Eines Geistes Klinge” der Band Blutklinge geworden. Was zunächst mit sanften Gitarrenklängen beginnt, bricht recht bald aus sich heraus.
In “Danse Macabre” werden wir vom Klargesang überrascht, dieser sorgt allerdings dafür, dass dieses Stück ordentlich eingängig ist, es zieht sich nur meiner Meinung nach etwas zu lang. “Von Vergänglichkeit” erzählt in diesem Stück der keifende Gesang, welcher über einem Soundteppich liegt in dem auch die Keyboards wieder verstärkt zu hören sind. Das Lied erfüllt die Anforderung des Titels hier komplett.

Nach dem kurzen Keyboardzwischenspiel “Töte dich...(Interludium)” geht es in die gefühlvolleren Bereiche des Albums bestehend aus den drei Songs “Dämmerung der Abendsonn'”, “Welken Lilien gleich” und “Ein Wintertraum”, welche alle miteinander äußerst melodisch und eingängig sind. Letztgenanntes Lied baut dabei außerdem ausschließlich auf weiblichen Gesang auf.

Das Herzstück des Albums stellt das knapp 13-minütige Titellied “Si vis Vitam, para mortem” dar.Zunächst wird eine Keyboardmelodie gespielt, welche von der Gitarre aufgenommen und weitergeführt wird, bis sich das Lied weiter zusammenbraut.  In diesem Stück wird zwischen Náttfaris wehleidig klagendem Kreischgesang und eindringlichem Klargesang gewechselt. Schneller als es uns lieb ist haben wir dann auch schon das letzte Stück “Und die Freud' kehrte wieder...(Ausklang)” erreicht, welches uns erneut mit weiblichem Gesang aus dem Album geleitet. Einzig die Besitzer des auf 50 Exemplare limitierten Digipacks bekommen noch einen Bonustitel.

Ich finde allein die Tatsache, dass einem hier die 76 Minuten Spielzeit wesentlich kürzer vorkommen ist schon ein Beweis für die Qualität des Albums, trotz der langen Songs gibt es kaum zähe Momente und “Si vis Vitam, para mortem” klingt, mehr als das Vorgängerwerk, wie aus einem Guss, was eine Bewertung mit 5 von 6 Punkten durchaus rechtfertigt.

Anspieltipps: Tränen auf nackter Haut; Deiner Heimat größter Sohn (Karl); Welken Lilien gleich; Si vis Vitam, para mortem

Samstag, 4. Juli 2015

MILKING THE GOATMACHINE - GOATGRIND

Releasedatum: 26.06.2015
Format: CD
NoiseArt Records, Grindcore, 15 Songs

Es rappelt wieder im Stall, denn die Ziegen aus GoatEborg kehren mit ihrem 6. Album im Gepäck auf unseren Menschenplaneten Erde zurück. „Goatgrind“ heißt das gute Stück, benannt nach dem von ihnen geschaffenem Genre, ein Zeichen einer „back to the roots“ Entwicklung?

Auch wenn man auf dem Album immer wieder Grindcore-Elemente hört, wie die typischen Squeals zum Beispiel, ist es doch ein Stück weit Death Metal lastiger. In „Farm of the Mutilated“wird dieser Grindcore/Death Metal Mix wunderbar demonstriert, die Double-Bass rattert unermüdlich und an den Gitarren wechselt man zwischen schnellen Momenten und schwereren Riffs ab.

Ebenfalls positiv hervorheben möchte ich meine beiden bisherigen Lieblinge des Albums. Das wäre zum einen „#idiot“, zu dem vorab ein Lyricvideo veröffentlicht wurde. Ein zutiefst sinnbefreiter Text voller Hashtags spiegelt den Großteil der Twitterkultur doch recht deutlich wieder und das sag ich als Twitter-User. Zweiterer Favorit ist „U.H.T. Milk is Murder“, dass einfach mal sämtliche Veganer und co. auf den Arm nimmt.

Aber auch die anderen Songs funktionieren nach dem bekannten MTGM-Prinzip, viele popkulturelle Anspielungen verpackt in das Ziegenthema („Mrs. Goatfire“, „Talk to the Hoof“, „The Goatastic Four“), ordentliche Blastbeats und schreddernde Gitarren, fertig ist das Goatgrind Album. Es stellt sich allerdings eine Frage: nutzt sich der Witz nicht langsam ab?
Für Ziegenfans keineswegs, aber wer die Band schon vorher nicht mochte wird auch hier nur verständnislos mit dem Kopf schütteln während im Stall gemosht wird.

Milking the Goatmachine gehen ihren Weg weiter, unaufhaltbar zur Weltherrschaft. Zwar mit altbewährten Mitteln, aber stets gut gelaunt. Dafür 4 von 6 Punkten, auf das immer mehr Menschen dem Ziegenwahn verfallen mögen auch wenn wir alle mehr oder weniger tief in uns drin #idioten sind.

Anspieltipps: Goatgrind, Farm of the Mutilated, #idiot, U.H.T. Milk is Murder, The Goatastic Four

Mittwoch, 1. Juli 2015

GORILLA RODEO - THE LONG WAY HOME

Release: Mai 2011
Format: CD
Self-Released, Ska-Punk, 10 Songs

Aufgrund der Tatsache, dass Gorilla Rodeo mit ihrem neuen Album „King of the Cake-Fight“ in die Top Ten der Amazon Metal-Charts gestiegen sind, dachte ich mir, dass es dann nicht so verkehrt sein kann wenn ich diese Band ebenfalls hier rezensiere. Da ich aber besagtes Album selbst noch nicht besitze geht es heute um den Vorgänger „The Long Way Home“.

Vorab möchte ich noch anmerken, dass die Genrebezeichnung Ska-Punk der Musik nicht ganz gerecht wird. Aber wie kategorisiert man ein Album das sich nicht kategorisieren lassen will? Hier wird von Ska, über Country, Polka und Swing alles wild vermischt und viel besser umgesetzt als man es sich vorstellen kann.

Der Opener „The Long Way“ stellt direkt eine gelungene Einleitung in einen Abend mit Gorilla Rodeo dar, dank dieser recht unpopulären Art des Intros kann man selbst daheim vor der heimischen Anlage doch schon ganz nah an Konzertfeeling kommen.
Es folgt schon der erste Kracher des Albums, nämlich „Capricorn“, ein Stück in das ich mich vom ersten Ton an verliebt habe. Animierende Bassspuren, die Bläserfraktion wird erstklassig eingebunden, ein perfektes Lied zum mitsingen, tanzen und feiern. Die raue Stimme vom Sänger Daniel Feith gibt dem Ganzen nochmal extra Würze.

Allerdings gibt es nicht nur Partysongs zu hören, es wird von Zeit zu Zeit auch ziemlich emotional. Im melancholischen „Limbo“ geht es zum Beispiel um eine zum scheitern veruteilte Beziehung, aber dennoch haben wir es hier mit einem Ohrwurm zu tun, der ewig hängen bleibt und wer geht bitteschön nicht mit wenn im Refrain noch einmal alles an Gefühlen losgelassen wird?
Nachdem man die Gänsehaut aus „Limbo“ und „Lonesome Road“ abgelegt hat zieht einem „...and the Devil may care“ sofort wieder hoch. Eine Keyboardpassage in die man sich einfach nur verlieben kann, das Schlagzeug spielt zum Marsch auf und das Lied baut sich weiter zu einem wunderschönen Stück Musik auf, welches später auch noch leicht in den Samba übergeht.
Im weiteren Albumverlauf trifft man außerdem noch auf erstklassige Bluesrocker („Hell of a Lady“) und auf ausgelassene Dorffeststimmung („Follow the Fool“). Mit „Home“ kommen wir nach etwas über 45 Minuten Spielzeit zum Ende, in dem nocheinmal die Melodie des Openers fortgesetzt wird. Das macht das Album zu einer runden Sache und bringt es zu einem gelungenen Abschluss.

Gorilla Rodeo lieferten hier ein Album ab, welches perfekt zur warmen Jahreszeit passt und einem trotz emotionaler Phasen mit richtig guter Laune zurücklässt. Dafür haben sie sich 5 von 6 Punkten verdient und wenn man sich vor Genrevielfalt nicht verschließt, ist Gorilla Rodeo genau das richtige für heiße Sommerabende.

Anspieltipps: Capricorn, Limbo, ...and the Devil may care, Follow the Fool