Donnerstag, 15. Oktober 2015

WEENA MORLOCH – GRÜSS GOTT, WIR SIND DIE MORLOCHS

Releasedatum: 02.10.2015
Format: CD
Trisol, Industrial Rock, 10 Songs

Neben dem neuen Samsas Traum Meisterwerk „Poesie – Friedrichs Geschichte“ beglückt uns Alexander Kaschte außerdem mit einem neuen Album seiner zweiten, nicht weniger grandiosen Band Weena Morloch.
Nach dem reinen Noise-Album „Kunst-x=?“, dem unerreichten „Kadaverkomplex“, dem höchst exklusivem „Epanalepsis“ (nur in der „Einer gegen alle“ Box von Samsas Traum und dem CD-Set „Terror über alles“ erhältlich) und dem erstmalig wirklich leicht zugängigen „Amok“ stellt „Grüss Gott, wir sind die Morlochs“ das fünfte Voll-Album unter dem Namem Weena Morloch dar.

Das besondere Etwas hieran ist: die CD besteht nur aus Coverversionen bekannter Songs aus den '70ern und '80ern. So bekommen Lieder, die einem mehr oder weniger freiwillig bekannt sind, einen knackigen Industrial Rock Sound und hier wird nichts ausgelassen: vom kitschigen „Tränen lügen nicht“, über Dschingis Khans Gassenhauer „Moskau“ (inklusive netter Überraschung), Milli Vanillis „I'm gonna miss you“ bis zu „Des Teufels Don Kosaken“ bekommt man die volle Breitseite der peinlichen Ohrwürmer des ausgehenden 20. Jahrhunderts ins Gesicht geschlagen.
Zwischendrin eingestreut gibt es doch noch eine Lieder die auch in ihrer Urform schon qualitativ recht gut bis grandios waren, zum Beispiel „Hiroshima“, „The KKK took my baby away“, „Fall apart“ (Death in June) und auch der Dio-Hit „Holy Diver“. Den Abschluss macht das Highlight des Albums, nämlich „Schwarzbraun ist die Haselnuss“, muss man einfach gehört haben!

Insgesamt ist „Grüss Gott, wir sind die Morlochs“ wieder einmal ein Weena Morloch Album, dass mit Konventionen bricht und erneut alles anders macht als sein Vorgänger. Unbedingter Kauftipp für alle, die auf den Wahnsinn und verrückte Ideen stehen. Von mir gibt es 5 von 6 Punkten und ich bin sehr gespannt wie diese Songs ins Livekonzept zwischen die alten Lieder passen werden.

Anspieltipps: Moskau, Hiroshima, The KKK took my baby away, Fall apart, Holy Diver



Samstag, 10. Oktober 2015

SAMSAS TRAUM - POESIE: FRIEDRICHS GESCHICHTE

Releasedatum: 02.10.2015
Formate: CD, 2CD Buch-Edition
Trisol, Gothic Rock/Trip Hop, 12 Songs

Das letzte Samsas Traum Album „Asen'ka – Ein Märchen für Kinder und solche, die es werden wollen“ liegt mittlerweile 3 Jahre zurück und im künstlerischen Kosmos des Alexander Kaschte hat sich Einiges geändert, denn der Weg entfernt sich von den fantastischen Welten und führt mitten in die Realität. Begonnen hat diese Transformation mit „Das Buch der toten Kinder“, nahm nochmal mit dem Start der „Weißer als das Wasser“ Trilogie Anlauf und mündet nun im atemberaubenden Album „Poesie: Friedrichs Geschichte“.

„Wie es der Titel bereits verrät: Erzählt wird die Geschichte Friedrichs, die Geschichte eines in der Zeit des Nationalsozialismus aufwachsenden Jungen, dessen große Leidenschaft das Schreiben von Gedichten ist. Von seinem Umfeld als verhaltensgestört, von den Ärzten als schizophren eingestuft, ereilt ihn das Schicksal unzähliger anderer behinderter und psychisch kranker Menschen – sein Leben wird im Namen der Euthanasie in der NS-Tötungsanstalt Hadamar auf schrecklichste Weise beendet.“ - soweit der Pressetext, welcher nicht zu viel verspricht.
Musikalisch mischt das Album altbekannte Stärken, wie die Synthie-Orchester-Parts und die eingängigen Gitarren- und Synthesizermelodien mit Trip Hop Einflüssen und vermehrtem Sprechgesang. Die Musik selbst ist wunderbar eingängig, mal bedrohlich, mal magisch. Eben immer noch unvergleichlich Samsas Traum.

Die Lyrics allerdings schnüren einem immer wieder die Kehle zu. Sei es „Der Mönchberg (Heinrichs Gedicht)“ welches zum Großteil wirklich aus der Feder eines Insassen von Hadamar namens Heinrich stammt, das die Angst und Beklemmung mit jedem Wort spürbar machende „Wir fahren in den Himmel (Und ich kotze Angst)“, die Beleidigungen und Erniedrigungen die Richard in „Richard, warum zitterst du“ selbst bis kurz vor seinen Tod ertragen muss, die hasserfüllte Abrechnung mit Vergasungsarzt (allein das Wort zu schreiben verpasst mir eine Gänsehaut) Bodo Gorgass, die Perversitäten, der Feier um die „Leiche 10 000“ oder die Heucheleien und Verleugnungen in „Es tut uns leid“.
Wer nicht spätestens beim Dreierpack um „Wir fahren in den Himmel (Und ich kotze Angst)“, „Fingerkränze“ und „Richard, warum zitterst du“ mindestens einen Kloß im Hals hat, dem fehlt es wohl an jeglicher Empathie. Den Abschluss bildet nach einer knappen Stunde das nicht weniger überragende und höchst emotionale „Was weisst du schon von mir (Mein Name ist Friedrich)“.

Ich möchte an dieser Stelle eine gute Freundin zitieren, die zum Album sagte: „Man schämt sich und traut es sich nicht zu sagen, aber die Lieder sind so fucking eingängig - man will mitsingen und dann ist da der Text, den man nicht mitsingen WILL.“
Dem ist nichts hinzuzufügen. Kauft euch dieses Album, denkt über die Botschaft nach, informiert euch, empfehlt euren Freunden und Verwandten die CD, denn je mehr Leute diese Musik hören, desto mehr stellen sich gegen PEGIDA, AfD, NPD und co. Denn so direkt behandelt kein musikalisches Werk die Schrecken und Perversionen des NS-Regimes, eine Ohrfeige für alle, die behaupten es wäre besser diese Zeiten wieder aufleben zu lassen.
Für den Fall, dass man die Texte einfach mal nicht hören will und dazu wird es kommen, wurde der limitierten Buch-Edition eine Bonus-CD mit sämtlichen Songs in der Instrumental-Version beigelegt. Hier wurden die Lieder außerdem etwas anders abgemischt, was dazu führt, dass man in den Instrumentalen Stücken auch nochmal neue Aspekte findet, die in den an den Gesang angepassten Versionen etwas in den Hintergrund geraten.
Ich bin gespannt, wie man dieses Album auf Tour umsetzen wird, freue mich auf das Konzert, bin aber gleichzeitig so nervös und ehrfurchtsvoll wie nie zuvor. Eine andere Bewertung als 6 von 6 Punkten kommt für das Album des Jahres nicht in Frage.

Anspieltipps: Entfallen hier, hört das Album komplett durch. Diese Lieder sollte man nicht voneinander trennen.


„Jesus starb in Deutschland“

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Mittwoch, 7. Oktober 2015

VHOD - DREAMCLEAVER

Releasedatum: 13.11.2015
Formate: CD, Download
Inverse Records, Death Metal, 10 Songs

„Dreamcleaver“ ist das erste vollständige Album von VHOD, einem Death Metal Projekt hinter dem Chris Shaver (ex-Godcursed, ex-Morbid Darkness, ex-Worms Of The Birth) steckt. Trotz der Tatsache, dass er unter dem Namen VHOD erst seit 2014 musiziert hat er mit je 4 Singles und EPs schon eine beachtliche Anzahl Veröffentlichungen auf den Markt gebracht.

Leider besteht die erste Hälfte des Albums nur aus recht eintönigem Standard-Death Metal, aber wenn man sich durch die ersten 4 wirklich belanglosen Tracks gekämpft hat, wird man reichlich belohnt.
„Dragon Sand“ ist nach dem unnachgiebigem Highspeed Gewitter eine gelungene Abwechslung und vor allem ziemlich ruhig mit einem einprägsamen und vor allem überzeugendem Instrumentalpart. Wenn man dann das nicht besonders aufregende „Reap The Harvest“ überspringt, kann man sich schon am nächsten Diamanten des Albums. „Now Underground“ beginnt mit einem Snare- und Keyboardintro, welches wie auch schon „Dragon Sand“ unfassbar eingängig daher kommt. Für die Zukunft würde ich mir mehr solcher Lieder wünschen.
„Flesh For Our Swords“ ist hingegen zwar wieder ein lupenreiner Death Metal Song, allerdings hat auch hier die Melodik wieder etwas mitreißendes, so dass auch dieses Lied noch eine Weile im Ohr bleiben wird.
Mit „Obsequies“ gibt es nochmal ein kurzes Zwischenstück mit sich ständig wiederholendem Riff, bevor es zum überragenden Titelsong „Dreamcleaver“ geht.

Wenn man sich damit abfinden kann in 5 der 10 Songs langatmigen Knüppel-Death Metal anzutun, bevor man die wirklichen Perlen des Albums erreicht oder die erste Hälfte einfach überspringt ist „Dreamcleaver“, bzw. die zweite Hälfte davon, ein erstklassiges Album. Aufgrund dieser Tatsache kann ich „Dreamcleaver“ allerdings als Gesamtwerk nicht mehr als 3 von 6 Punkten geben.
Ich hoffe für das nächste Album auf mehr Stücke in Richtung „Now Underground“ und „Flesh For Our Swords“.

Anspieltipps: Dragon Sand, Now Underground, Flesh To Our Swords, Dreamcleaver

Samstag, 3. Oktober 2015

JOVIAN SPIN - ANGSTLADEN

Releasedatum: 31.08.2015
Formate: CD (Digipak), Download
Echozone, Industrial Rock, 12 Songs

Angstladen – ein verheißungsvoller Titel. Ein Album voller Themen, die das aktuelle Weltgeschehen und die Gesellschaft widerspiegeln. Verpackt ist das Scheibchen im edlen Digipak, welches zu meiner Freude diesmal sogar ein Booklet mit allen Lyrics beinhaltet. Nun hören wir mal was sich am Sound in den letzten 3 Jahren, seitdem der Vorgänger „Shapes of Perception“ veröffentlicht wurde, verändert hat und was beibehalten wurde.

Mit „Bound“ gibt es hier ein reines Instrumentalintro, welches sich in seiner Laufzeit immer weiter aufbaut. Der erste Song „Contender“ wirkt dagegen schon richtig bedrohlich, die Gitarren bilden in Kombination mit den elektronischen Elementen eine eindringliche Symbiose, was einen guten Kontrast zu Gerrits ruhiger Stimme darstellt.
Was sich durch das komplette Album zieht sind sehr interessante Klangstrukturen, welche zum ersten Mal in „Echo“ so richtig auffallen. Bei jedem Hördurchlauf findet man eine weitere Ebene in diesen Soundgeflechten, was den Wiederhörfaktor deutlich anhebt. „Away“ hingegen ist, ohne den Song schlechtreden zu wollen, ein klassischer Stampfer mit viel Hitpotential und einem Text der sich sehr schnell im Kopf festsetzt.
Ein ganz besonderes Feeling hingegen bieten die Strophen von „Obscene“, in welchem die Synthies noch dominieren, während im Refrain die Gitarren die Oberhand gewinnen. Etwas schneller wird es dann im folgenden „Faces“ - heavyness auf allen Ebenen, ein Refrain der sehr zum mitsingen anregt, die eine oder andere verspielte Synthiespur. Auf jeden Fall eines meiner Lieblingsstücke der CD. Ebenfalls einer dieser Ohrwürmer ist „Pale“, hier bestechen vor allem die chaotisch wirkenden Parts, welche auf dem zweiten Blick doch sehr strukturiert sind.
Der erste Track mit Gastgesang ist „Lust“, in dem Gerrit sich ein Duett René Anlauff (Heldmaschine, Völkerball) liefert. Es hätte mich sehr verwundert wenn Gerrit plötzlich deutsch singen würde, wobei das sicher auch interessant geworden wäre. Stattdessen bekommen wir die deutschen Parts des Textes von René zu hören, während sich der Jovian Spin Frontmann die englischen Zeilen vornimmt. Elektronischer wird’s dann auch wieder und zwar in „Follow“, wieder einer der Songs, der sich seit Release fast dauerhaft in meiner Wiedergabeliste hält.
Ingo Sterzinger von Van Canto und Lucie Fischer von Lilly Rubin geben sich als Gaststimmen in „Leaders“ die Ehre und sind eine gelungene Abwechslung im Industrialtrack. Auch hier gibt es zum ende hin nochmal ordentlich Gänsehautfeeling und es geht direkt weiter mit dem Titeltrack „Angstladen“, in dem sich Lucie zunächst noch etwas im Hintergrund hält. Der Song legt nochmal eine gehörige Portion Schwere auf und vereint alle Stärken des Albums. Das abschließende „Inside“ stampft sich nochmal in die Köpfe und bildet ein wahnsinniges Ende für eine wahnsinnige CD.

Mit „Angstladen“ liefern Jovian Spin das wohl vielschichtigste und deshalb aufregendste Album des Jahres ab. Man findet mit jedem Mal noch andere kleine Effekte und Spielereien, wobei ich gespannt bin wie und ob man das auch Live umsetzen kann. Meiner Meinung nach ein super Album einer viel zu wenig beachteten Band, welches nur eine 6 von 6 Punkten Bewertung verdient hat.

Anspieltipps: Echo, Faces, Lust, Follow, Angstladen