Samstag, 27. Juni 2015

BLACKSHORE - THE MUSIC OF THE FLIES

Releasedatum: 20.06.2015
Formate: Download, Tape
Self-Released, Black Metal, 4 Songs

Zwei Jahre nach ihrem letzten Album „Terror“ meldet sich die Lübecker Black Metal Band BlackShore mit einer neuen EP zurück. Diese wird zunächst über Bandcamp digital verbreitet, bevor es in den nächsten Wochen an die Auslieferung der auf 100 Exemplare limitierten Kassette geht.

Schon beim Opener „The Dead Skies Of Utopia“ wird klar, das wir es hier größtenteils mit typischen BlackShore Songs zu tun haben, die trotz ihrer Länge extrem kurzweilig sind und schneller vergehen als es einem lieb ist. Auch gibt es hier nicht einfach nur stumpfes Black Metal Gekloppe, sondern melodisches Riffing unterlegt mit beinahe pausenlosen Hightempo-Schlagzeug.
Zu Beginn von „The Music Of The Flies“ dominieren zunächst monolithische, ja fast schon erhaben wirkende Gitarren. Allerdings ändert sich auch hier die Rhythmik recht bald und wir haben einen flotten Stampfer mit kreativem Schlagzeugspiel.

Die wirklichen Ohrwürmer sind aber die letzten beiden Songs. „Tyskerne Kommer“ wechselt auf der instrumentalen Ebene fröhlich vom Midtempo zum Hightempo und das Mainriff wird man so schnell nicht mehr los. Das wahre Highlight ist allerdings das grandiose Isengard Cover „Storm Of Evil“. Wer das Original kennt rechnet damit ein paar Elemente zu hören, die es so bisher nicht im BlackShore-Repertoire gab und genau diese Erwartungen werden auch erfüllt. Außerdem finde ich, dass die Stimme von Sänger Hades perfekt zum Song passt.

Nach knapp 23 Minuten ist diese wilde Fahrt allerdings auch schon wieder vorbei, was diese EP zu einem super Werk für zwischendurch macht und die Wartezeit auf ein neues Album nochmal angenehm verkürzt. Dafür gibt es 5 von 6 Punkten für „The Music Of The Flies“ und aufgrund der geringen Spielzeit entfallen hier die Anspielltipps. Hört es euch komplett an, so viel Zeit kann jeder aufbringen.


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Mittwoch, 24. Juni 2015

PROFET - TORTURE OF FLESH

Releasedatum: 22.02.2015
Format: CD
Self-Released, Death/Thrash Metal, 11 Songs

Heute widme ich mich wieder einmal einer Band die mir von einem Leser empfohlen wurde, nämlich die Grünberger (Hessen) Band Profet, welche in diesem Jahr ihr zweites Album „Torture of Flesh“ veröffentlicht haben und um genau dieses Album soll es heute gehen.

Auf diesem Album wird einem so gut wie alles geboten, was man sich von der Kombination Death und Thrash Metal erhofft. Durchgängig fette Gitarren, mal melodiöser, mal frontal ins Gesicht Gesang zwischen hohem Fauchen und tiefen Gebrumme, knackiger Bass und zudem noch ein alles nach vorn peitschendes Schlagzeug.

Jeder einzelne Song ist knackig, kurzweilig und sorgt sicher auch Live für ordentlich Action im Publikum. Natürlich stechen aber auch einige Lieder besonders heraus, kommt der Mix aus choralem Gesang und dem treibenden Thrash Metal in „Disciple of God“ jedenfalls bei mir richtig gut an. „Nations Fall“ hingegeben besticht mit fabelhaften weiblichen Gesang, welcher einen angenehmen Kontrast zur Stimme des Sängers bietet und so einen der stärksten Songs des Albums schafft.
Auch „Natures Revenge“ ist einer dieser Songs, die diese CD so besonders machen. Ein bitterböses Stück Musik, durchtränkt von Stakkatoriffs in Kombination mit durchdringenden Soli. Den gelungenen Abschluss des Albums bildet „Ice Age“ dessen Refrain wieder von weiblichen Vocals im Chor mit klarem Männergesang zu einem epischen Brett wird. Das Outro mag hier zwar auf dem ersten Blick etwas lang wirken, bietet doch aber gerade genug Zeit sich nach diesem Album wieder neu zu sammeln.

Insgesamt ist das Album als ganzes eine einzige Hitscheibe. Alle Songs setzen hohe Maßstäbe an die Folgenden und diese wiederum brechen sie mit Leichtigkeit. Ein Album, dass man immer wieder mit Freude einlegt und von mir 5 von 6 Punkten bekommt. Außerdem danke ich Helmut für die Bandempfehlung und hoffe, dass Profet irgendwann einmal auch in meiner Nähe spielen werden.

Anspieltipps: Torture of Flesh, Disciple of God, Natures Revenge, Warbringer, Ice Age

Freitag, 19. Juni 2015

LINDEMANN - SKILLS IN PILLS

Releasedatum: 19.06.2015
Formate: CD (Digipack, Mediabook & Super Deluxe Box), 2LP
Warner Music, Industrial Rock, 10 Songs + 1 Bonustrack

Da ist es endlich, das wohl heiß ersehnteste Album des bisherigen Jahres. Die Meldung, dass Till Lindemann (Rammstein) und Peter Tägtgren (Pain/Hypocrisy) gemeinsame Sache machen, verbreitete sich im Januar wie ein Lauffeuer in der Szene und die sporadisch verbreiteten Snippets ließen die Fans immer hungriger werden.
Nun wurde dieser Hunger gestillt und jedenfalls die deutschen Hörer dürfen ab heute ihr Exemplar von Skills in Pills in den Händen halten. Das Album erscheint in 2 Covervariationen, links die normale Digipack CD (übrigens auch die einzige Version ohne den Bonustrack) und das Mediabook im flammenden Gewand, rechts das Cover der „großen“ Versionen auf Vinyl und in der Super Deluxe Box mit 80-seitigem Buch.

Die Instrumentalversion des Titelsongs „Skills in Pills“ ist den Leuten schon bekannt, die den bandeigenen Newsletter abonniert haben, aber die finale Albumversion ist nochmal ein ordentliches Brett geworden. Mit harten Gitarren und dem gewohnten Gesang von Till, nur eben hier in englischer Sprache, wird man direkt in das Album geschleudert. Im Refrain drängen sich dann vermehrt die elektronischen Effekte in den Vordergrund und sogar Dubstepelemente werden eingebaut, etwas das sich die beiden Akteure in ihren Hauptbands wohl nie erlauben dürften. Insgesamt ein super Opener, der der heutigen „Pillengesellschaft“ mal ordentlich den Spiegel vor die Nase hält.
An zweiter Stelle der Albumtracklist steht der erste Song den die beiden Musiker zusammen geschaffen haben, nämlich „Ladyboy“. Dieser Track besticht vor allem durch den starken Industrialeinschlag und dem Bass, welcher hier schön im Zentrum vor sich her rumpelt. Außerdem finde ich, dass man die epische Gesangsbridge im Mittelteil hier unbedingt lobend erwähnen sollte. In „Fat“ hören wir das Intro des allerersten Lindemannsnippets, der der Öffentlichkeit zugängig gemacht wurde. Die orchestralen Parts, welche hier stark an Filmmusik aus dem Horrorgenre erinnern, wurden von Carach Angren's Clemens Wijers meisterhaft in Szene gesetzt.
Technoider Start, preschende Gitarrenwände, ordentlich Pathos im Refrain, all das ist „Fish on“. Lyrisch stehen hier so einige sexuelle Doppeldeutigkeiten im Vordergrund, immer wieder durchbrochen von „Fish on“-Rufen. Ebenso das nachfolgende „Children of the Sun“ schlägt direkt zu Beginn ein und hat eine gute Prise Pathos in Lindemann's Stimme.
Balladesk geht es hingegen im sehr gefühlvollen „Home sweet Home“, welches eine Krebserkrankung thematisiert, zur Sache. Außerdem ist dieser Song der Erste bei dem mich leider die Aussprache von Till's Englisch stört, was sehr schade ist und den Song deshalb etwas abwertet. Weiter geht es danach aber schon wieder mit sexuellen Anspielungen und typischem „Jungshumor“ im elektronischen Stampfer „Cowboy“, welcher einen guten Übergang zu meinem persönlichen Favoriten und wohl einem der beiden kontroversesten Songs bildet.
„Golden Shower“ beginnt noch recht verträumt. Jedenfalls bis die elektronischen Elemente, sowie die Gitarren dazu kommen und alles eskaliert. Der Song lädt jeden zum headbangen ein und bringt wieder den Lindemann-Humor ein, den man als Fan so liebt. „Be my human Eiffel Tower“.
Mit „Yukon“ wird darauf folgend nochmal etwas Erholung im halb-balladesken Stil geboten. Hier trifft eine wundervolle Pianomelodie auf hervorragende klassische Arrangements und im Refrain wird noch richtig nach vorn gepusht. Ein sehr emotionales Stück.
Ich dachte vor Release des Albums noch, dass man heutzutage mit den Themen die hier behandelt werden nichtmehr schocken könnte. Die Reaktionen auf „Praise Abort“ und das dazugehörige Video haben mich eines Besseren belehrt. Ich muss die Diskussionen hier nicht nochmal auspacken, wer Spaß haben will soll sich einfach mal in den Kommentaren unter dem Video, beispielsweise auf Youtube, die Zeit vertreiben. Das Lied an sich beginnt mit einem Spoken Word Part, welcher von einem typischen Discostampfbeat abgelöst wird. Dieser wiederum entwickelt sich im Verlauf zu einem erstklassigen Industrialrocker mit ordentlichem Gänsehautmoment in der letzten Bridge.
Für Besitzer der Standard Edition endet das Album hier, alle anderen bekommen noch eine Ballade zu hören. „That's my Heart“ ist meiner Meinung nach zurecht „nur“ Bonustrack.

Was wollen wir nun für ein Fazit aus dem Album ziehen? Es ist ein grundsolides Industrialrock- Scheibchen, aber ich bin mir nicht sicher ob „Skills in Pills“ auch so viel Aufmerksamkeit bekommen hätte wenn es eben nicht von den Aushängeschildern Lindemann und Tägtgren wäre. Wer weiß ob es sich überhaupt lang halten kann oder ob es recht bald in der musikalischen Versenkung enden wird? Für den Moment ist mir das Album aber auf jeden Fall 5 von 6 Punkten wert.
Ich denke über Nachwirkung und Halbwertszeit kann man nochmal reden wenn wieder ein neues Pain- oder Rammstein Album erscheint.

Anspieltipps: Skills in Pills, Ladyboy, Fat, Fish on, Golden Shower, Yukon, Praise Abort

Unboxingvideo zur Super Deluxe Edition:

Mittwoch, 17. Juni 2015

SELBSTENTLEIBUNG - NULL|NEGATIV

Releasedatum: 30.05.2014
Format: CD im Digipack
Nihilistic Empire, (Post-) Black Metal, 8 Songs

Im Musikgeschäft ist meist das dritte Album einer Band der wichtigste und wegweisendste Output. Schafft man es sich zu etablieren oder versinkt man wieder in der Masse an Konkurrenten?
Heute beschäftige ich mich mit dem dritten Werk der Wiener Band Selbstentleibung, welches den Titel „Null|Negativ“ trägt. Die bisherige Geschichte der Band ist schnell erzählt: 2006 wurde Selbstentleibung gegründet, ihr Erstlingswerk „Emotionale Endstation“ erschien 2009 und dessen Nachfolger „Kategorie: Tot“ erblickte im Jahr 2012 das Licht der Welt. Die Titel verraten schon eines: wir haben es hier mit der depressiven Schiene des Black Metal zu tun, welche mit Post BM Akzenten verziert wurde.

Schon im ersten Song „Patient Null“ zeigt sich ein weiterer Aspekt der musikalischen Ausrichtung, denn in bestimmten Momenten merkt man gerade dem Schlagzeugspiel einen recht punkigen Einschlag an. Wenn man die Geschwindigkeit der Gitarren etwas herunterdrehen würde könnte man auch davon sprechen, das diese hypnotisch wirken. Stimmlich wechselt der Gesang zwischen verständlichem Shouting und bitterbösem Gekeife, insgesamt eine Kombination die durchaus zu gefallen weiß. Ein tragendes Riff mit dominanten Bass leitet uns in eine Welt „Hinter Spiegeln und Beton“. Mit jedem Wort des mehrstimmigen Gesangs spürt man Melancholie, keine resignierende sondern wütende. Besonders hebt sich auch hier der abwechslungsreiche Stil des Schlagzeugers hervor.
Mit „Diagnose Subjekt Irreparabel“ bekommt man einen Song geboten, welcher viel Platz zum nachdenken bietet. Das anfangs wehmütige, verspielte Riff mündet nach einiger Zeit im typischen Black Metal Riffing. Im Gegensatz dazu steht „Therapie 3.1“ welches direkt von beginn an mitreißt , nur unterbrochen von ein paar sehr gut platzierten Parts in denen das Tempo etwas herausgenommen wird.
In den zweiten Teil des Albums leitet der Instrumentaltrack „201109032230“ ein. Das Schlagzeug spielt nicht zu hektisch, der Bass brummt im Hintergrund und die Gitarren spielen melancholisch. In Hälfte 2 des Songs geht man wieder zu typischen Selbstentleibung-Material über, lässt aber die Melodie aus Part 1 weiterlaufen. Ein Titel der uns genau das bietet was er verspricht ist „Kontrollverlust“, nach dem gemächlichen Intro folgt im harten Schnitt ein Riffwechsel der sich gewaschen hat. Während die Gitarre im zweiten Teil des Songs noch bedrohlich flimmert verpasst mir der gesprochene Part eine Gänsehaut.
„Sequenz I“ könnte man fast als melodischen, langsam gespielten Thrash Metal bezeichnen, wenn man sich rein auf die instrumentale Ebene beschränkt. Auch hier werden Wechsel in der Melodie geboten die von einem Gänsehautmoment zum anderen führen.
Den Abschluss des Albums bildet mein persönlicher Lieblingssong „Vision Negativ“. Hier kommt nochmal der rotzige Punk durch, die Melodie ist sehr mitreißend, nur der Gesang wird zunächst etwas leiser gemischt, was sich jedoch im Verlauf des Songs wieder gibt. Ab der Hälfte gibt es, wie vom Album gewohnt, wieder einen kleinen Umbruch mit netten musikalischen Highlights und man wünscht sich das es nie endet. Nach ca. 5 Minuten setzt dann aber doch der Fade Out ein, in dem man noch langsam untergehend ein paar nette Akzente des Basses wahrnehmen kann. Erwähnte ich außerdem schon das ich vom Schlagzeuger begeistert bin?

Die einleitende Frage möchte ich wie folgt beantworten: Selbstentleibung ist eine Band, die das Potential hat in der Szene groß zu werden und haben es durchaus verdient größere Beachtung zu bekommen. Für mich ist „Null|Negativ“ eins der besten Alben des Jahres 2014 und damit eine klare Kaufempfehlung mit einer Bewertung von 5 von 6 Punkten, da die Songstrukturen doch noch ein bisschen mehr Abwechslung vertragen könnten.

Anspieltipps: Patient Null, Diagnose: Subjekt Irreparabel, Therapie 3.1, Kontrollverlust, Vision Negativ