Mittwoch, 17. Juni 2015

SELBSTENTLEIBUNG - NULL|NEGATIV

Releasedatum: 30.05.2014
Format: CD im Digipack
Nihilistic Empire, (Post-) Black Metal, 8 Songs

Im Musikgeschäft ist meist das dritte Album einer Band der wichtigste und wegweisendste Output. Schafft man es sich zu etablieren oder versinkt man wieder in der Masse an Konkurrenten?
Heute beschäftige ich mich mit dem dritten Werk der Wiener Band Selbstentleibung, welches den Titel „Null|Negativ“ trägt. Die bisherige Geschichte der Band ist schnell erzählt: 2006 wurde Selbstentleibung gegründet, ihr Erstlingswerk „Emotionale Endstation“ erschien 2009 und dessen Nachfolger „Kategorie: Tot“ erblickte im Jahr 2012 das Licht der Welt. Die Titel verraten schon eines: wir haben es hier mit der depressiven Schiene des Black Metal zu tun, welche mit Post BM Akzenten verziert wurde.

Schon im ersten Song „Patient Null“ zeigt sich ein weiterer Aspekt der musikalischen Ausrichtung, denn in bestimmten Momenten merkt man gerade dem Schlagzeugspiel einen recht punkigen Einschlag an. Wenn man die Geschwindigkeit der Gitarren etwas herunterdrehen würde könnte man auch davon sprechen, das diese hypnotisch wirken. Stimmlich wechselt der Gesang zwischen verständlichem Shouting und bitterbösem Gekeife, insgesamt eine Kombination die durchaus zu gefallen weiß. Ein tragendes Riff mit dominanten Bass leitet uns in eine Welt „Hinter Spiegeln und Beton“. Mit jedem Wort des mehrstimmigen Gesangs spürt man Melancholie, keine resignierende sondern wütende. Besonders hebt sich auch hier der abwechslungsreiche Stil des Schlagzeugers hervor.
Mit „Diagnose Subjekt Irreparabel“ bekommt man einen Song geboten, welcher viel Platz zum nachdenken bietet. Das anfangs wehmütige, verspielte Riff mündet nach einiger Zeit im typischen Black Metal Riffing. Im Gegensatz dazu steht „Therapie 3.1“ welches direkt von beginn an mitreißt , nur unterbrochen von ein paar sehr gut platzierten Parts in denen das Tempo etwas herausgenommen wird.
In den zweiten Teil des Albums leitet der Instrumentaltrack „201109032230“ ein. Das Schlagzeug spielt nicht zu hektisch, der Bass brummt im Hintergrund und die Gitarren spielen melancholisch. In Hälfte 2 des Songs geht man wieder zu typischen Selbstentleibung-Material über, lässt aber die Melodie aus Part 1 weiterlaufen. Ein Titel der uns genau das bietet was er verspricht ist „Kontrollverlust“, nach dem gemächlichen Intro folgt im harten Schnitt ein Riffwechsel der sich gewaschen hat. Während die Gitarre im zweiten Teil des Songs noch bedrohlich flimmert verpasst mir der gesprochene Part eine Gänsehaut.
„Sequenz I“ könnte man fast als melodischen, langsam gespielten Thrash Metal bezeichnen, wenn man sich rein auf die instrumentale Ebene beschränkt. Auch hier werden Wechsel in der Melodie geboten die von einem Gänsehautmoment zum anderen führen.
Den Abschluss des Albums bildet mein persönlicher Lieblingssong „Vision Negativ“. Hier kommt nochmal der rotzige Punk durch, die Melodie ist sehr mitreißend, nur der Gesang wird zunächst etwas leiser gemischt, was sich jedoch im Verlauf des Songs wieder gibt. Ab der Hälfte gibt es, wie vom Album gewohnt, wieder einen kleinen Umbruch mit netten musikalischen Highlights und man wünscht sich das es nie endet. Nach ca. 5 Minuten setzt dann aber doch der Fade Out ein, in dem man noch langsam untergehend ein paar nette Akzente des Basses wahrnehmen kann. Erwähnte ich außerdem schon das ich vom Schlagzeuger begeistert bin?

Die einleitende Frage möchte ich wie folgt beantworten: Selbstentleibung ist eine Band, die das Potential hat in der Szene groß zu werden und haben es durchaus verdient größere Beachtung zu bekommen. Für mich ist „Null|Negativ“ eins der besten Alben des Jahres 2014 und damit eine klare Kaufempfehlung mit einer Bewertung von 5 von 6 Punkten, da die Songstrukturen doch noch ein bisschen mehr Abwechslung vertragen könnten.

Anspieltipps: Patient Null, Diagnose: Subjekt Irreparabel, Therapie 3.1, Kontrollverlust, Vision Negativ

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