Releasedatum: 30.05.2014
Format: CD im Digipack
Nihilistic Empire, (Post-) Black Metal,
8 Songs
Im Musikgeschäft ist meist das dritte
Album einer Band der wichtigste und wegweisendste Output. Schafft man
es sich zu etablieren oder versinkt man wieder in der Masse an
Konkurrenten?
Heute beschäftige ich mich mit dem
dritten Werk der Wiener Band Selbstentleibung, welches den Titel
„Null|Negativ“ trägt. Die bisherige Geschichte der Band ist
schnell erzählt: 2006 wurde Selbstentleibung gegründet, ihr
Erstlingswerk „Emotionale Endstation“ erschien 2009 und dessen
Nachfolger „Kategorie: Tot“ erblickte im Jahr 2012 das Licht der
Welt. Die Titel verraten schon eines: wir haben es hier mit der
depressiven Schiene des Black Metal zu tun, welche mit Post BM
Akzenten verziert wurde.
Schon im ersten Song „Patient Null“
zeigt sich ein weiterer Aspekt der musikalischen Ausrichtung, denn in
bestimmten Momenten merkt man gerade dem Schlagzeugspiel einen recht
punkigen Einschlag an. Wenn man die Geschwindigkeit der Gitarren
etwas herunterdrehen würde könnte man auch davon sprechen, das
diese hypnotisch wirken. Stimmlich wechselt der Gesang zwischen
verständlichem Shouting und bitterbösem Gekeife, insgesamt eine
Kombination die durchaus zu gefallen weiß. Ein tragendes Riff mit
dominanten Bass leitet uns in eine Welt „Hinter Spiegeln und
Beton“. Mit jedem Wort des mehrstimmigen Gesangs spürt man
Melancholie, keine resignierende sondern wütende. Besonders hebt
sich auch hier der abwechslungsreiche Stil des Schlagzeugers hervor.
Mit „Diagnose Subjekt Irreparabel“
bekommt man einen Song geboten, welcher viel Platz zum nachdenken
bietet. Das anfangs wehmütige, verspielte Riff mündet nach einiger
Zeit im typischen Black Metal Riffing. Im Gegensatz dazu steht
„Therapie 3.1“ welches direkt von beginn an mitreißt , nur
unterbrochen von ein paar sehr gut platzierten Parts in denen das
Tempo etwas herausgenommen wird.
In den zweiten Teil des Albums leitet
der Instrumentaltrack „201109032230“ ein. Das Schlagzeug spielt
nicht zu hektisch, der Bass brummt im Hintergrund und die Gitarren
spielen melancholisch. In Hälfte 2 des Songs geht man wieder zu
typischen Selbstentleibung-Material über, lässt aber die Melodie
aus Part 1 weiterlaufen. Ein Titel der uns genau das bietet was er
verspricht ist „Kontrollverlust“, nach dem gemächlichen Intro
folgt im harten Schnitt ein Riffwechsel der sich gewaschen hat.
Während die Gitarre im zweiten Teil des Songs noch bedrohlich
flimmert verpasst mir der gesprochene Part eine Gänsehaut.
„Sequenz I“ könnte man fast als
melodischen, langsam gespielten Thrash Metal bezeichnen, wenn man
sich rein auf die instrumentale Ebene beschränkt. Auch hier werden
Wechsel in der Melodie geboten die von einem Gänsehautmoment zum
anderen führen.
Den Abschluss des Albums bildet mein
persönlicher Lieblingssong „Vision Negativ“. Hier kommt nochmal
der rotzige Punk durch, die Melodie ist sehr mitreißend, nur der
Gesang wird zunächst etwas leiser gemischt, was sich jedoch im
Verlauf des Songs wieder gibt. Ab der Hälfte gibt es, wie vom Album
gewohnt, wieder einen kleinen Umbruch mit netten musikalischen
Highlights und man wünscht sich das es nie endet. Nach ca. 5 Minuten
setzt dann aber doch der Fade Out ein, in dem man noch langsam
untergehend ein paar nette Akzente des Basses wahrnehmen kann.
Erwähnte ich außerdem schon das ich vom Schlagzeuger begeistert
bin?
Die einleitende Frage möchte ich wie
folgt beantworten: Selbstentleibung ist eine Band, die das Potential
hat in der Szene groß zu werden und haben es durchaus verdient
größere Beachtung zu bekommen. Für mich ist „Null|Negativ“
eins der besten Alben des Jahres 2014 und damit eine klare
Kaufempfehlung mit einer Bewertung von 5 von 6 Punkten, da die
Songstrukturen doch noch ein bisschen mehr Abwechslung vertragen
könnten.
Anspieltipps: Patient Null, Diagnose:
Subjekt Irreparabel, Therapie 3.1, Kontrollverlust, Vision Negativ
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