Formate: CD, 2CD Buch-Edition
Trisol, Gothic Rock/Trip Hop, 12 Songs
Das letzte Samsas Traum Album „Asen'ka
– Ein Märchen für Kinder und solche, die es werden wollen“
liegt mittlerweile 3 Jahre zurück und im künstlerischen Kosmos des
Alexander Kaschte hat sich Einiges geändert, denn der Weg entfernt sich von
den fantastischen Welten und führt mitten in die Realität. Begonnen
hat diese Transformation mit „Das Buch der toten Kinder“, nahm
nochmal mit dem Start der „Weißer als das Wasser“ Trilogie
Anlauf und mündet nun im atemberaubenden Album „Poesie: Friedrichs
Geschichte“.
„Wie es der Titel bereits verrät:
Erzählt wird die Geschichte Friedrichs, die Geschichte eines in der
Zeit des Nationalsozialismus aufwachsenden Jungen, dessen große
Leidenschaft das Schreiben von Gedichten ist. Von seinem Umfeld als
verhaltensgestört, von den Ärzten als schizophren eingestuft,
ereilt ihn das Schicksal unzähliger anderer behinderter und
psychisch kranker Menschen – sein Leben wird im Namen der
Euthanasie in der NS-Tötungsanstalt Hadamar auf schrecklichste Weise
beendet.“ - soweit der Pressetext, welcher nicht zu viel
verspricht.
Musikalisch mischt das Album
altbekannte Stärken, wie die Synthie-Orchester-Parts und die
eingängigen Gitarren- und Synthesizermelodien mit Trip Hop
Einflüssen und vermehrtem Sprechgesang. Die Musik selbst ist
wunderbar eingängig, mal bedrohlich, mal magisch. Eben immer noch
unvergleichlich Samsas Traum.
Die Lyrics allerdings schnüren einem
immer wieder die Kehle zu. Sei es „Der Mönchberg (Heinrichs
Gedicht)“ welches zum Großteil wirklich aus der Feder eines
Insassen von Hadamar namens Heinrich stammt, das die Angst und
Beklemmung mit jedem Wort spürbar machende „Wir fahren in den
Himmel (Und ich kotze Angst)“, die Beleidigungen und Erniedrigungen
die Richard in „Richard, warum zitterst du“ selbst bis kurz vor
seinen Tod ertragen muss, die hasserfüllte Abrechnung mit
Vergasungsarzt (allein das Wort zu schreiben verpasst mir eine
Gänsehaut) Bodo Gorgass, die Perversitäten, der Feier um die
„Leiche 10 000“ oder die Heucheleien und Verleugnungen in „Es
tut uns leid“.
Wer nicht spätestens beim Dreierpack
um „Wir fahren in den Himmel (Und ich kotze Angst)“,
„Fingerkränze“ und „Richard, warum zitterst du“ mindestens
einen Kloß im Hals hat, dem fehlt es wohl an jeglicher Empathie. Den
Abschluss bildet nach einer knappen Stunde das nicht weniger
überragende und höchst emotionale „Was weisst du schon von mir
(Mein Name ist Friedrich)“.
Ich möchte an dieser Stelle eine gute
Freundin zitieren, die zum Album sagte: „Man schämt sich und traut
es sich nicht zu sagen, aber die Lieder sind so fucking eingängig -
man will mitsingen und dann ist da der Text, den man nicht mitsingen
WILL.“
Dem ist nichts hinzuzufügen. Kauft
euch dieses Album, denkt über die Botschaft nach, informiert euch,
empfehlt euren Freunden und Verwandten die CD, denn je mehr Leute
diese Musik hören, desto mehr stellen sich gegen PEGIDA, AfD, NPD
und co. Denn so direkt behandelt kein musikalisches Werk die
Schrecken und Perversionen des NS-Regimes, eine Ohrfeige für alle,
die behaupten es wäre besser diese Zeiten wieder aufleben zu lassen.
Für den Fall, dass man die Texte
einfach mal nicht hören will und dazu wird es kommen, wurde der
limitierten Buch-Edition eine Bonus-CD mit sämtlichen Songs in der
Instrumental-Version beigelegt. Hier wurden die Lieder außerdem
etwas anders abgemischt, was dazu führt, dass man in den
Instrumentalen Stücken auch nochmal neue Aspekte findet, die in den
an den Gesang angepassten Versionen etwas in den Hintergrund geraten.
Ich bin gespannt, wie man dieses Album
auf Tour umsetzen wird, freue mich auf das Konzert, bin aber
gleichzeitig so nervös und ehrfurchtsvoll wie nie zuvor. Eine andere
Bewertung als 6 von 6 Punkten kommt für das Album des Jahres nicht
in Frage.
Anspieltipps: Entfallen hier, hört das
Album komplett durch. Diese Lieder sollte man nicht voneinander
trennen.
„Jesus starb in Deutschland“
Facebook-Beitrag
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen