Mittwoch, 15. April 2015

NIGHTWISH – ENDLESS FORMS MOST BEAUTIFUL

Releasedatum: 27.03.2015
Formate: CD, 2CD Mediabook, 3CD Earbook, 2LP
Nuclear Blast, Symphonic Metal, 11 Songs

Das musizierende Personalkarussell um Toumas Holopainen nimmt wieder Fahrt auf und präsentiert das achte Album mit der mittlerweile dritten Sängerin Floor Jansen (ex-After Forever, ReVamp). Ebenfalls neu mit an Bord ist Schlagzeuger Kai Hahto, welcher für den an Insomnie leidenden Jukka Nevalainen in der Albumproduktion einsprang. Außerdem fester Bestandteil des Nightwish Line-Ups ist Troy Donockley, der schon Dark Passion Play und Imaginaerum als Gastmusiker mit einigen Folkparts aufgewertet hat.
Am Kontroversesten wurde vor dem Release die Zusammenarbeit mit dem Evolutionstheoretiker Richard Dawkins aufgefasst, so kam es zum Beispiel dazu, dass einige religiöse Fans ihre komplette Nightwishsammlung verbrannten. Zwar ereilt mich dieser Wunsch beim Anhören dieses Albums auch immer mal wieder, allerdings hat dies bei mir andere Gründe.

Das Intro in „Shudder before the beautiful“ ist direkt der erste Auftritt des eben angesprochenen Richard Dawkins. Auf seine Worte folgen bereits monumental in Szene gesetzt die klassischen Kompositionen, während eher weniger monumental Floor Jansen viel zu gedämpft wirkt und bis zur letzten Strophe nicht einmal ansatzweise aus sich heraus kommt. In „Weak Fantasy“ bekommt man das erste Mal das Gefühl, dass der Gesang zum Lied passt. Die Rockröhre von Floor - welche man bereits aus ihren Werken mit ReVamp kennt – kombiniert sich gekonnt mit dem Instrumentarium (doch das soll leider nicht immer so sein). Ebenfalls hervorzuheben sei hier der gelungene Akustikpart.
Normalerweise will man mit einer Vorabsingle erreichen, dass möglichst viele Menschen das Album kaufen. Das einzige, was mir bei „Èlan“ ein bisschen Hoffnung gemacht hat, war das Ende. Ja es ist ein guter Symphonic- und Folk-Song, der Bass zieht mich sofort in sich ein, aber der Refrain verpatzt alles. Die Strophen bauen auf ein Ausbrechen der Stimme zu und dann setzt man im Refrain etwas derart Kraftloses hin – ich hätte meine Kopfhörer fast an die Wand geworfen.
Fast schon höhnisch und wie eine Prophezeiung wirkt in Hinblick auf das Folgende der Songtitel „Yours is an empty hope“. Instrumental gesehen kann man auch in diesem Lied nicht meckern, es wird viel Bombast in die Orchestrierung gelegt und Empuu schreddert an der Gitarre alles weg, nur der Gesang ist so unglaublich nichtssagend und verdirbt einem den ganzen Spaß am Song. Mit einem Intro zum wegwerfen kommen wir aber nun zum Lied in dem Floor jedenfalls in der ersten Hälfte eine wirklich gute Figur macht. „Our Decades in the sun“ setzt mit seiner ruhigen Art den weiblichen Gesang das erste Mal so in Szene, wie man es sich von einem Nightwish-Album wünscht. Zur zweiten Songhälfte hingegen sackt das allerdings auch schon wieder ab.
Abgesehen von den Folkparts zieht im Anschluss „My Walden“ ohne große Beachtung vorbei und macht Platz für den Titeltrack: „Endless Forms most beautiful“. Wenn der Gesang nicht wieder alles herunterziehen würde, wäre da sogar eine richtig geile Metalnummer draus geworden. Zum Glück putzt das Lied sich in seinem Verlauf noch ein bisschen heraus und wird nicht zur totalen Enttäuschung…
Höre ich da etwa wirklich elektronische Anleihen in den Drums heraus? Nightwish wissen eben doch noch zu überraschen, ob man das nun positiv oder negativ sieht, bleibt jedem selbst überlassen. „Edema Ruh“, benannt nach einer Gruppe wandernder Schauspieler und Musiker im Roman „Der Name des Windes“, hat rein musikalisch gesehen auch seine Highlights. Vor allem wenn im Mittelpart die einzelnen Soli ineinandergreifen, geht das Herz eines Musikliebhabers in Freude auf. Zum Lyrischen hingegen möchte ich mich hier gar nicht erst auslassen, „Laugh at the royality with sad crowns and repeat the chorus once more“. Nunja...
Wie schon „My Walden“ zieht auch „Alpenglow“ unbeeindruckend an uns vorbei, bevor mit dem Instrumental „The Eyes of Sharbat Gula“ der letzte monumentale Song eingeleitet wird.
Ganze 24 Minuten erstreckt sich das abschließende „The Greatest Show on Earth“, welches in seinen fünf Einzelteilen nochmal alles Gute des Albums vereint. Dennoch: auch hier habe ich wieder etwas zu meckern, denn die künstlich gestreckten Übergänge ziehen das Ganze doch recht unnötig in die Länge.

Was soll man zu diesem Album sagen? Ich fühle mich ein bisschen an meine Rezension zum aktuellen Arch Enemy-Album zurückerinnert. Auch hier lässt man eine begnadete Sängerin nicht so zum Zuge kommen, wie sie es könnte und eigentlich verdient hätte. Man möge sich nur mal die After Forever-Songs oder das letzte Nightwish Live-Album „Showtime, Storytime“ anhören, um mitzubekommen, wozu eine Floor Jansen fähig ist.
Da auf „Endless Forms most beautiful“ nicht viel davon zu hören ist, ich aber auf instrumentaler Ebene als Nightwishhörer fast komplett zufriedengestellt wurde, kann ich mich gerade noch zu einer 2,5 von 6 Sternen Bewertung aufraffen. Die gedrosselte Stimme macht leider zu viel für mich kaputt, als das ich hier höher als 3 gehen könnte.

Anspieltipps: „Weak Fantasy“, „Yours is an empty hope“, „The Greatest Show on Earth“

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