Releasedatum: 27.03.2015
Formate: CD, 2CD
Mediabook, 3CD Earbook, 2LP
Nuclear Blast, Symphonic Metal, 11
Songs
Das musizierende Personalkarussell um
Toumas Holopainen nimmt wieder Fahrt auf und präsentiert das achte
Album mit der mittlerweile dritten Sängerin Floor Jansen (ex-After
Forever, ReVamp). Ebenfalls neu mit an Bord ist Schlagzeuger Kai
Hahto, welcher für den an Insomnie leidenden Jukka Nevalainen in der
Albumproduktion einsprang. Außerdem fester Bestandteil des Nightwish
Line-Ups ist Troy Donockley, der schon Dark Passion Play und
Imaginaerum als Gastmusiker mit einigen Folkparts aufgewertet hat.
Am Kontroversesten wurde vor dem
Release die Zusammenarbeit mit dem Evolutionstheoretiker Richard
Dawkins aufgefasst, so kam es zum Beispiel dazu, dass einige
religiöse Fans ihre komplette Nightwishsammlung verbrannten. Zwar
ereilt mich dieser Wunsch beim Anhören dieses Albums auch immer mal
wieder, allerdings hat dies bei mir andere Gründe.
Das Intro in „Shudder before the
beautiful“ ist direkt der erste Auftritt des eben angesprochenen
Richard Dawkins. Auf seine Worte folgen bereits monumental in Szene
gesetzt die klassischen Kompositionen, während eher weniger
monumental Floor Jansen viel zu gedämpft wirkt und bis zur letzten
Strophe nicht einmal ansatzweise aus sich heraus kommt. In „Weak
Fantasy“ bekommt man das erste Mal das Gefühl, dass der Gesang zum
Lied passt. Die Rockröhre von Floor - welche man bereits aus ihren
Werken mit ReVamp kennt – kombiniert sich gekonnt mit dem
Instrumentarium (doch das soll leider nicht immer so sein). Ebenfalls
hervorzuheben sei hier der gelungene Akustikpart.
Normalerweise will man mit einer
Vorabsingle erreichen, dass möglichst viele Menschen das Album
kaufen. Das einzige, was mir bei „Èlan“ ein bisschen Hoffnung
gemacht hat, war das Ende. Ja es ist ein guter Symphonic- und
Folk-Song, der Bass zieht mich sofort in sich ein, aber der Refrain
verpatzt alles. Die Strophen bauen auf ein Ausbrechen der Stimme zu
und dann setzt man im Refrain etwas derart Kraftloses hin – ich
hätte meine Kopfhörer fast an die Wand geworfen.
Fast schon höhnisch und wie eine
Prophezeiung wirkt in Hinblick auf das Folgende der Songtitel „Yours
is an empty hope“. Instrumental gesehen kann man auch in diesem
Lied nicht meckern, es wird viel Bombast in die Orchestrierung gelegt
und Empuu schreddert an der Gitarre alles weg, nur der Gesang ist so
unglaublich nichtssagend und verdirbt einem den ganzen Spaß am Song.
Mit einem Intro zum wegwerfen kommen wir aber nun zum Lied in dem
Floor jedenfalls in der ersten Hälfte eine wirklich gute Figur
macht. „Our Decades in the sun“ setzt mit seiner ruhigen Art den
weiblichen Gesang das erste Mal so in Szene, wie man es sich von
einem Nightwish-Album wünscht. Zur zweiten Songhälfte hingegen
sackt das allerdings auch schon wieder ab.
Abgesehen von den Folkparts zieht im
Anschluss „My Walden“ ohne große Beachtung vorbei und macht
Platz für den Titeltrack: „Endless Forms most beautiful“. Wenn
der Gesang nicht wieder alles herunterziehen würde, wäre da sogar
eine richtig geile Metalnummer draus geworden. Zum Glück putzt das
Lied sich in seinem Verlauf noch ein bisschen heraus und wird nicht
zur totalen Enttäuschung…
Höre ich da etwa wirklich
elektronische Anleihen in den Drums heraus? Nightwish wissen eben
doch noch zu überraschen, ob man das nun positiv oder negativ sieht,
bleibt jedem selbst überlassen. „Edema Ruh“, benannt nach einer
Gruppe wandernder Schauspieler und Musiker im Roman „Der Name des
Windes“, hat rein musikalisch gesehen auch seine Highlights. Vor
allem wenn im Mittelpart die einzelnen Soli ineinandergreifen, geht
das Herz eines Musikliebhabers in Freude auf. Zum Lyrischen hingegen
möchte ich mich hier gar nicht erst auslassen, „Laugh at the
royality with sad crowns and repeat the chorus once more“. Nunja...
Wie schon „My Walden“ zieht auch
„Alpenglow“ unbeeindruckend an uns vorbei, bevor mit dem
Instrumental „The Eyes of Sharbat Gula“ der letzte monumentale
Song eingeleitet wird.
Ganze 24 Minuten erstreckt sich das
abschließende „The Greatest Show on Earth“, welches in seinen
fünf Einzelteilen nochmal alles Gute des Albums vereint. Dennoch:
auch hier habe ich wieder etwas zu meckern, denn die künstlich
gestreckten Übergänge ziehen das Ganze doch recht unnötig in die
Länge.
Was soll man zu diesem Album sagen? Ich
fühle mich ein bisschen an meine Rezension zum aktuellen Arch
Enemy-Album zurückerinnert. Auch hier lässt man eine begnadete
Sängerin nicht so zum Zuge kommen, wie sie es könnte und eigentlich
verdient hätte. Man möge sich nur mal die After Forever-Songs oder
das letzte Nightwish Live-Album „Showtime, Storytime“ anhören,
um mitzubekommen, wozu eine Floor Jansen fähig ist.
Da auf „Endless Forms most beautiful“
nicht viel davon zu hören ist, ich aber auf instrumentaler Ebene als
Nightwishhörer fast komplett zufriedengestellt wurde, kann ich mich
gerade noch zu einer 2,5 von 6 Sternen Bewertung aufraffen. Die
gedrosselte Stimme macht leider zu viel für mich kaputt, als das ich
hier höher als 3 gehen könnte.
Anspieltipps: „Weak
Fantasy“, „Yours is an empty hope“, „The Greatest Show on
Earth“
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