Mittwoch, 30. September 2015

SILVA DIVA - LOS!

Releasedatum: 11.11.15
Format: CD
Self-Released, Metal/Elektro/Punk Rock, 13 Songs

Manchmal entdeckt man wahre Perlen nur durch Zufall, so kam ich zum Beispiel über ein Überraschungspaket zur Promo CD des ersten Silva Diva Albums. Musikalisch ist die noch recht junge Band (2013 in Mannheim gegründet) schwer einzuteilen, weil sich sowohl Einflüsse aus der Elektronik, als auch aus dem Metal mit einer ordentlichen Portion Punk Rock im leicht poppigen Gewand in den Songs finden lassen.

Auf dem Album findet sich ein bunter Mix aus erstklassigen Live-Songs („Wir starten“, „Hell“, „Feuer frei“), Liedern die sich gegen den Zeitgeist stellen („Karma Baby“, „Friss oder stirb“) und auch einige Überraschungen. 2 davon wären das balladeske und gefühlvolle „Mein Fluch“, sowie das stärker elektronische „Sternenstaub“.

„Los!“ ist ein kleines, unscheinbares Album voller Hits, Party und Gesellschaftskritik, welche sie wesentlich besser umsetzen als einige andere Musikerkollegen. Für jeden, der auf diesen Mix steht sind Silva Diva wohl der Geheimtipp des Jahres. Für dieses beinahe makellose Erstlingswerk gibt es 5 von 6 Punkten. Schaut euch die Band live an (leider bisher nur im Großraum Mannheim möglich), kauft euch das Album sobald es erscheint, was besseres könnt ihr mit eurer Lebenszeit nicht anfangen.

Anspieltipps: Wir starten, Karma Baby, Seelenlos, Friss oder stirb, Gut so

Donnerstag, 17. September 2015

SLAYER - REPENTLESS

Releasedatum: 11.09.2015
Formate: CD, CD+ DVD/BluRay, LP, Boxset
Nuclear Blast, Thrash Metal, 12 Songs

Die Zeit der Schicksalsschläge scheint vorbei, die neue Formation mit Paul Bostaph an den Drums und Gary Holt an der zweiten Gitarre neben Kerry King wirkt gefestigt, also steht einem neuen Album nichts im Wege.

Eingeleitet wird die CD durch das melodische Intro „Delusions of Saviour“, ein stampfender Einmarsch, der den Weg für „Repentless“ ebnet. Der Titelsong ist ein unnachgiebiger „mitten ins Gesicht“-Thrash Metal Song, also quasi das was Slayer seit Jahrzehnten schon abliefern. Wichtiger Bestandteil der Songs sind natürlich auch die Soli von King und Holt, im Beispiel von „Take Control“ geht’s schon ordentlich ins Tempo. Allerdings hat man bei diesem, wie auch bei den nächsten Songs „Vices“ und „Cast the first Stone“ dauerhaft das Gefühl, alles irgendwie schonmal von Slayer gehört zu haben.
Auch wenn die Albumversion von „When the Stillness comes“ im Vergleich zur vorab veröffentlichten Single leichte Änderungen vorweist, ist es zwar immernoch nichts wirklich besonderes, aber durch seine eigene Art mit ruhigen Strophen doch herausstechend.
Wirklich erfrischend wird es auch nur noch bei „Implode“, das hört man sich auch gern noch ein zweites mal an und Arayas ungewöhnliches Gesangstempo ist sehr erfrischend.

Der Rest des Albums ist, wie man es von Slayer erwartet. Wilde Gitarrensoli, durchdringendes Schlagzeuggewitter und Tom Arayas markante Stimme. Das bekommt man seit Bandgründung geboten und wer Innovation erwartet sollte sich auf jeden Fall eine andere Band aussuchen.
An die Top 3 Alben („Reign in Blood“, „South of Heaven“, „Seasons in the Abyss“) kommt „Repentless“ nicht heran, aber in die Top 5 würde ich den neuen Output schon einordnen. Allerdings reicht es dennoch nicht für eine Wertung über 3 von 6 Punkten.

Anspieltipps: Repentless, Cast the first Stone, When the Stillness comes, Implode

Sonntag, 13. September 2015

TANTRUM - DEVIRGINIZED

Releasedatum: 25.09.2015
Format: Download
Inverse Records, Death/Thrash Metal, 5 Songs

Heute werfen wir einen Blick auf das schöne Hessen, genauer gesagt nach Spangenberg, denn von dort kommt unsere heutige Band: Tantrum. Die Band wurde 1998 gegründet und 2003 schon wieder aufgelöst, allerdings haben sich 2 der Gründungsmitglieder 2011 wieder aufgerafft, über die Jahre ein paar neue Mitmusiker angesammelt und 2014 ihr erstes Demo veröffentlicht.

Auf der „Devirginized“ EP finden sich, bis auf eine Ausnahme, alle Songs der gleichnamigen Demo wieder. Ob der Sound nochmal überarbeitet wurde kann ich allerdings nicht sagen.
Der Opener „Time to Fight“ glänzt bereits mit einem leichten Synthie-Einschlag, den man in diesem Genre nicht unbedingt erwarten würde. Das Lied wechselt dann recht schnell in die Melodic Death Metal Schiene, anspruchsvolles Midtempo statt simplen Geknüppel.
Melodisch geht es auch in „Look Further“ weiter, vor allem wenn man das einleitende Riffing betrachtet. Nachdem der Gesang sich in den ersten beiden Songs noch im Growling festgefahren hat, klingt es bei „Rebel“ als würde ein heißerer James Hetfield ins Mikro brüllen. Eine gelungene Abwechslung.
Mit „The Way“ wird es auch nochmal ordentlich flott und knackig, allerdings sorgt das dafür, dass das kürzeste Lied beinahe so vorbeifliegt. Den Abschluss bildet ein weiterer Midtempo-Song, „Cursed in Eternity“, welcher im Verlauf nochmal an Geschwindigkeit aufnimmt, aber leider doch ein recht plötzliches Ende bekommt.

Damit ist nach 23 Minuten auch schon Schluss, die Zeit reicht aber allemal um einmal durch die Boxen dröhnend alles zu verwüsten. Für Freunde des gepflegten Headbang-Party Thrash Metals ein absoluter Geheimtipp und ich denke, dass Kinderkrankheiten der ersten EP, wie das teilweise sehr blechern klingende Schlagzeug in Zukunft auch noch ausgemerzt werden. Bis dahin kann ich gute 3 von 6 Punkten geben.

Anspieltipps: Time to Fight, Look Further, Rebel

Mittwoch, 9. September 2015

IRON MAIDEN - THE BOOK OF SOULS

Releasedatum: 04.09.2015
Formate: 2CD (Jewelcase & Digibook), 3LP, Download
Parlophone, NWoBHM, 11 Songs

Die Metal-Gemeinde war geschockt, als Anfang des Jahres die Krebserkrankung von Bruce Dickinson bekannt geworden ist. Doch das Stimmwunder gilt mittlerweile als geheilt, die nächste Welttournee ist geplant und beinahe nebenbei erschien nun das 16 Studioalbum und vor allem das erste Doppelalbum der Engländer.

Mit Melodiken aus dem Maya-Reich zieht einem „If Eternity should fail“ direkt von Beginn an in seinen Bann und schon der erste Ton aus Dickinsons Kehle verbreitet Gänsehaut. Nach knapp 1 ½ Minuten setzen auch die Maiden-typischen Gitarren, Steve Harris' markanter Bass und Nicko McBrains einmaliges Drumming ein. Direkt ein gelungener Auftakt, der den meisten alteingesessenen Fans wohl eher zusagt als „Satelite 15... The Final Frontier“ auf dem Vorgängeralbum. Man fühlt sich beinahe in die 80er zurückversetzt wenn man „Speed of Light“ hört, außerdem war dieser Track das erste was man vom neuen Album zu hören bekam, inklusive einem erstklassigen Musikvideo im Gamedesign.
Wundervolle hohe Töne von Bruce verzaubern in „The great Unknown“, welches zwar als ruhiges Lied startet, sich aber immer weiter aufbaut. „The Red and the Black“ im direkten Anschluss ist schon der erste über 10 Minuten lange Song des Albums. Melodie und Text fressen sich unnachgiebig in den Gehörgang, es gibt einen Mitsingpart für Konzerte und trotz der ungewöhnlichen Länge wirkt das Lied kein bisschen gestreckt.
Einen denkbar ungünstigen Platz in der Tracklist hat „When the River runs deep“ abbekommen. So zwischen 2 Überlange Stücke gepresst kommt einem dieser kraftvolle und vor allem schnelle Song wesentlich kürzer vor, auch wenn dieser bereits an der 6-Minuten-Marke kratzt. Erstaunlich schnell vergingen die ersten 40 Minuten, denn schon ist man beim abschließenden Track der ersten CD angelangt. „The Book of Souls“ setzt wieder auf exotisch wirkende Gitarren im Intro, welche im Verlauf eine eingängige Melodie in Kombination mit sanften Keyboardklängen spielen. In der zweiten Hälfte wird das Tempo nochmal deutlich angezogen und Iron Maiden beweisen wie kurzweilig Überlänge doch sein kann.

„Death or Glory“ heißt es am Anfang der zweiten Scheibe. Sehr schnelle Frickeleien an den Gitarren und ein Refrain der sicher auch im Liveset super funktioniert. „Na holla, das ist doch Wasted Years“, dachte ich nachdem ich die Einleitung zu „Shadows of the Valley“ gehört habe. Tatsächlich erinnert der Beginn an der Klassiker, doch dieses Lied entwickelt sich melodisch in eine andere Richtung. Man setzt hier vor allem auf Midtempo und auch das Keyboard ist wieder sehr präsent.
Das dem verstorbenen Robin Williams gewidmete „Tears of a Clown“ ist zwar das kürzeste Lied des Albums, aber besticht durch seine melodische Dichte und ist ein Gänsehautsong durch und durch. „The Man of Sorrows“ hat wie schon „The River runs deep“ auf CD1 einen sehr bescheidenen Platz der Tracklist erwischt, denn trotz seiner ergreifenden Art will man endlich den 18 Minuten Epos „Empire of the Clouds“ hören.
Das Keyboard und die Gitarren bilden zunächst das Intro, bis auch Geigen dazustoßen. Während das Lied zur typischen Maidenstruktur wechselt spielt das Keyboard einen wunderbaren Kontrast zu den Gitarren. Die 18 Minuten sind gefüllt mit verschiedensten Melodikwechseln, was den Song nicht langweilig werden lässt und wenn der epische Geigen- und Keyboardpart, das letzte Aufbegehren und der emotionale Ausklang verklungen sind möchte man das Lied direkt nochmal abspielen.

Die Angst, dass 90 Minuten Spielzeit für ein Album zu lang ist legte sich schon nach der ersten CD, selten wurde ich über eine derartig lange Zeit so gut unterhalten. Außerdem stimme ich jedem zu der sagte, dass dieses Album das beste seit „Seventh Son of a seventh Son“ ist. Iron Maiden haben wieder ein Meisterwerk abgelegt, welches ich zurecht mit 6 von 6 Punkten bewerte.
Außerdem lege ich jedem ans Herz: kauft euch die Buchversion des Albums, für nur 2-3€ mehr bekommt ihr da ein wirklich hochwertiges Produkt.

Anspieltipps: If Eternity should fail, Speed of Light, The Red and the Black, Tears of a Clown, Empire of the Clouds

Samstag, 5. September 2015

RIFFTERA - PITCH BLACK

Releasedatum: 28.08.2015
Format: CD
Inverse Records, Electronic/Melodic Death Metal, 8 Songs

„Gut Ding' will Weile haben“, dachte man sich wohl in Finnland, denn ganze 5 Jahre liegen zwischen der Bandgründung und dem Release des ersten Albums. Schauen wir mal ob sich das Warten gelohnt hat.

Spacige Synthies in Kombination mit melodischen Gitarren leiten in „Back to Life“ ein, während die Drums nochmal eine Schippe Tempo auflegen. Sehr präsent in der Songstruktur sind außerdem dichte, synthetische Klangteppiche. „One Step closer“ besticht ebenfalls durch seinen synthetischen Start, entwickelt sich aber zu einem ordentlich thrashigen Stampfer mit perfekt getimeten Synthie-Auflockerungen. Wie bei allen anderen Songs haben wir auch hier den Wechsel zwischen tiefem Shouting und teilweise Growling von Janne Hietala und dem klaren Gesang vom Gitarristen Mikko Kouppamaa, was zwar insgesamt eine recht homogene Mischung ist, aber mir persönlich wären ein paar weniger Clearparts lieber.

Einen leichten musikalischen Umbruch findet man zu Beginn von „Ashes Fall“, denn dessen Intro ist so elektronisch, dass man es beinahe für EBM-Songs verwenden könnte. Die Gitarren kommen aber auch recht schnell wieder dazu, das Ganze wird außerdem noch recht basslastig und generell wesentlich eingängiger als die vorherigen Lieder. Auch im nächsten Song wird es nochmal bassig und richtig flott, dazu kommt noch der grandiose Gastgesangspart von Björn Strid (Soilwork) und fertig ist „Rotten to the Core“.

Nachdem „Open Wounds“ und „The Ruins of the Empire“ noch im gewohnten Stil begeistern können, kommt es im Titeltrack „Pitch Black“ zu einer überraschenden Wendung.
Nicht nur, dass der Song mit fast 12 Minuten doppelt so lang ist wie die anderen Lieder des Albums, wir kommen außerdem noch in den Genuss eines Akustikgitarren-Intros. Das Lied bricht aber ziemlich bald schon wieder aus sich heraus und entwickelt sich zu einem Melo-Death-Metal-Brett. Im Mittelteil kommt es nochmal zu einem epischen Synthie-Break, bis es in der gewohnten Art zum Ende kommt.

Das Album „Pitch Black“ ist ein wunderbar kurzweiliges Werk und knallt als hätten sich Bands wie Eskimo Callboy dicke, haarige Eier wachsen lassen. Allerdings merkt man deutlich das Bands wie Soilwork und diverse Thrash Metal Acts Vorbilder der Band sind . Deren Einflüsse wurden jedoch richtig gut verarbeitet und so haben sich Rifftera mit ihrem Debüt-Album eine 4 von 6 Punkte Wertung verdient.

Anspieltipps: Back to Life, Ashes Fall, Rotten to Core, Pitch Black

Mittwoch, 2. September 2015

MOTÖRHEAD - BAD MAGIC

Releasedatum: 28.08.2015
Formate: CD (Jewelcase & Ecolbook), LP
UDR Music, Hard Rock, 13 Songs

2 Jahre ist das Vorgängeralbum „Aftershock“ erst alt und trotzdem kommt einem die Zeit bis heute wie eine Ewigkeit vor. Viele Meldungen über Verschlechterungen von Lemmys Gesundheitszustand und Konzertabbrüche ließen die Fans immer wieder um ihr Ikone bangen. Entwarnung gibt es zwar noch nicht, aber das mittlerweile 23. Studioalbum in 40 Jahren Bandgeschichte.

Das ganze Album zeigt, dass die alten Herren nichts verlernt haben. In ordentlichem Tempo, dem gewohnt eingängigen Riffing und kompromisslos knurrendem Bass peitschen die Songs aus den Boxen. Auch wenn Lemmys Stimme nichtmehr so frisch ist wie zu Anfangstagen, aber das markante Gebrumme wird ihm wohl nie vergehen. Auch der Blues bleibt der Band erhalten, wie man am grandiosen „Fire Storm Hotel“ hören kann. Eine Reminiszenz an die alte Blütezeit ist auch das Drumintro zu „Shoot out all of your Lights“, jeder Fan sollte dabei einfach an „Overkill“ denken.
Nochmal eine Portion Heavyness und Tempo legen „The Devil“ und „Electricity“ drauf, allerdings fegen diese Songs auch ziemlich schnell vorüber. Aufhorchen lassen einem allerdings die kratzigen Töne in „Evil Eye“. Über die Sinnigkeit dieses Kunstgriffs lässt sich jedenfalls streiten. Motörhead können allerdings auch emotional: „Till the End“ schafft mit seinen ausnahmsweise mal klaren Gitarrenmelodien, das für den Song wichtige Feeling aufkommen zu lassen und es ist auch angenehm einen gefühlvollen Lemmy singen zu hören.
Doch lang bleibt es nicht so ruhig, denn in „Choking on your Screams“ und „When the Sky comes looking for you“ ändert sich die Marschrichtung um 180°. Aggressiv und sehr offensiv dröhnen die Riffs und Stimme in diesen Songs, was deutlich die Hoffnungen auf eine längere Zukunft der Band weckt. Den Abschluss von „Bad Magic“ bildet das grandiose Cover des Rolling Stones Klassikers „Sympathy for the Devil“. Wieso kommt es erst jetzt dazu? Wenn der Song zu einer Band passt dann ja wohl Motörhead.

Viele Worte muss man zu einem Motörhead Album ja generell nicht verlieren, sie bleiben sich selbst auch im hohen Alter treu, die alten Fans werden es lieben, wer vorher nichts mit der Band anfangen konnte wird sich auch hiermit nicht anfreunden können. Es ist kein neuer Meilenstein, aber deutlich in der oberen Riege der Motörhead-Alben anzusiedeln, dafür vergebe ich gutem Gewissens 5 von 6 Punkten.

Anspieltipps: Thunder & Lightning, Fire Storm Hotel, Choking on your Screams