Samstag, 17. Januar 2015

MARILYN MANSON – THE PALE EMPEROR

Releasedatum: 16.01.2015
Formate: CD, Digipack CD (Deluxe Edition), 2LP, 2LP+CD (Definitive Box)
Cooking Vinyl, Industrial Rock/Gothic Rock, 10 Songs (+3 Digipack Bonus akustik Songs)

Der blasse Kaiser meldet sich zurück – und wie! Die seit „The golden Age of Grotesque“ andauernde musikalisch-kreative Dürreperiode (immerhin schon 13 Jahre) scheint vorbei zu sein. Erhaben, wie es sich für einen Herrscher gehört, stolziert der ehemalige Schockrocker mit diesem Werk durch die Trümmer der Musikindustrie.

Normalerweise bestehe ich ja darauf, mir möglichst die umfassendste Version eines Albums zu besorgen, aber der stolze Preis von 180$ für die „Definitive Box“ (mit allerlei veredeltem Schnickschnack) hat mich dann doch dazu bewegt, lieber zum einfachen Digipack zu greifen - und das kann sich auch sehen lassen. Bis auf die aufgeraute Oberfläche auf dem Cover und der Rückseite, welche im Shop als „specialist UV grit varnish“ angepriesen wird, wirkt diese Veröffentlichung rein optisch sehr kühl und steril. Das komplette Artwork des Digipacks (auf ein Booklet wurde hier verzichtet) ist in schwarz, weiß und verschiedenen Grautönen gehalten, selbst die CD ist beidseitig schlicht schwarz. Ob man diese seltsame Schicht sowohl auf der Rückseite als auch auf der Front unbedingt gebraucht hätte zweifel ich aber an; wenigstens das Bild auf dem Cover hätte man freilassen können.
 








Doch genug am Äußeren rumkommentiert, am wichtigsten ist schließlich das, was sich auf dem schwarzen Scheibchen befindet.
Die Einleitung der Wiederbelebung des Meisters, „Killing Strangers“, zieht von Beginn an bassdröhnend seine dunklen Kreise um den Hörer. Durch das recht langsam gehaltene Tempo möchte man fast meinen, Manson hätte sich zur Ruhe gesetzt, die passende musikalische Umsetzung des Covers. Der nächste Song startet ebenfalls in gelassener Manier, entwickelt sich aber im Laufe der Spielzeit zu einem gnadenlosen Brett, wie es auch auf „Mechanical Animals“ vorkommen könnte. Einzig das Video zu „Deep Six“ wirkt ein wenig befremdlich.
An dritter Stelle kommt die bereits vorab veröffentlichte Single „Third Day of a seven Day Binge“ - nicht zu anstrengend, seichte Manson-Kost, aber keinesfalls schlecht. Wesentlich massentauglicher ist allerdings „The Mephistopheles of Los Angeles“, das erste Lied des Albums, dass genau so gut in jeder Disko der schwarzen Szene laufen kann ohne fehl am Platz zu wirken. Vereinzelt findet man auch hier im Hintergrund ein paar Blues-Anleihen.

Der für mich einzige wirkliche Fehltritt auf „The pale Emperor“ ist bisher „Warship my Wreck“. Nahezu bedrohlich will das Lied zu Anfang wirken, was jedoch gnadenlos vom ruhigen Gesang Mansons immer wieder nach hinten gedrückt wird und diese gepresste Art kommt dem Song hier doch schon sehr in die Quere.
Was in „Warship my Wreck“ angedeutet wurde, darf im nachfolgenden Trio „Slave only dreams to be King“, „The Devil beneath my Feet“ und „Birds of Hell awaiting“ nun wieder zeigen, dass es da ist; dass Marilyn Manson auch im Alter noch kompromisslos, knallhart und kraftvoll sein kann. Wer schon immer mal wissen wollte, wie sich Höllenvögel anhören, sollte mit letztgenanntem Lied vollständig bedient werden.
Weiter geht es mit dem am längsten bekannten Stück, „Cupid carries a Gun“, welches seit April 2014 als Intro der ersten Staffel der Serie „Salem“ dient. Dementsprechend ist auch die vollständige Version sehr eingängig und reiht sich in die Riege der Manson Hits ein. Mit „Odds of even“ kehrt man wieder zum Anfang des Albums zurück, es wird wieder ruhiger, das Tempo wird herausgenommen, der Kaiser hat zum Volk gesprochen und schreitet wieder ins seine Gemächer. Ob die Minute Stille am Ende auf der regulären Version auch enthalten ist kann ich nicht sagen, aber in der Deluxe Edition ist das zur Abgrenzung der Bonus Tracks zum normalen Album ein gutes Mittel.
Bei den 3 Bonus Songs handelt es sich lediglich um Akustikversionen von „Third Day of a seven Day Binge“ (Day 3), „The Mephistopheles of Los Angeles“ (Fated, Faithful, Fatal) und „Odds of even“ (Fall of the House of Death), welche die Lieder nochmal in einem anderen Licht stehen lassen.

Es sollte mittlerweile allen klar sein, dass es von Marilyn Manson kein zweites „Antichrist Superstar“ oder „Holy Wood“ geben wird. Er hat sich weiterentwickelt und es geschafft, nach 3 eher mittelmäßigen Alben, jetzt im neuen Gewand zu alter Größe zurückzukehren. „The pale Emperor“ ist ein rundes Album, an dem es wenig zu meckern gibt, das man sich auch mehrfach hintereinander anhören kann und dafür gibt es verdiente 5 von 6 Punkten.

Anspielltipps: „Killing Strangers“, „Deep Six“, „Third Day of a seven Day Binge“ & „Birds of Hell awaiting“

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