Formate: CD, Digipack CD
(Deluxe Edition), 2LP, 2LP+CD (Definitive Box)
Cooking Vinyl, Industrial
Rock/Gothic Rock, 10 Songs (+3 Digipack Bonus akustik Songs)
Der blasse Kaiser meldet sich zurück –
und wie! Die seit „The golden Age of Grotesque“ andauernde
musikalisch-kreative Dürreperiode (immerhin schon 13 Jahre) scheint
vorbei zu sein. Erhaben, wie es sich für einen Herrscher gehört,
stolziert der ehemalige Schockrocker mit diesem Werk durch die
Trümmer der Musikindustrie.
Normalerweise bestehe ich ja darauf,
mir möglichst die umfassendste Version eines Albums zu besorgen,
aber der stolze Preis von 180$ für die „Definitive Box“ (mit
allerlei veredeltem Schnickschnack) hat mich dann doch dazu bewegt,
lieber zum einfachen Digipack zu greifen - und das kann sich auch
sehen lassen. Bis auf die aufgeraute Oberfläche auf dem Cover und
der Rückseite, welche im Shop als „specialist UV grit varnish“
angepriesen wird, wirkt diese Veröffentlichung rein optisch sehr
kühl und steril. Das komplette Artwork des Digipacks (auf ein
Booklet wurde hier verzichtet) ist in schwarz, weiß und
verschiedenen Grautönen gehalten, selbst die CD ist beidseitig
schlicht schwarz. Ob man diese seltsame Schicht sowohl auf der
Rückseite als auch auf der Front unbedingt gebraucht hätte zweifel
ich aber an; wenigstens das Bild auf dem Cover hätte man freilassen
können.
Doch genug am Äußeren rumkommentiert,
am wichtigsten ist schließlich das, was sich auf dem schwarzen
Scheibchen befindet.
Die Einleitung der Wiederbelebung des
Meisters, „Killing Strangers“, zieht von Beginn an bassdröhnend
seine dunklen Kreise um den Hörer. Durch das recht langsam gehaltene
Tempo möchte man fast meinen, Manson hätte sich zur Ruhe gesetzt,
die passende musikalische Umsetzung des Covers. Der nächste Song
startet ebenfalls in gelassener Manier, entwickelt sich aber im Laufe
der Spielzeit zu einem gnadenlosen Brett, wie es auch auf „Mechanical
Animals“ vorkommen könnte. Einzig das Video zu „Deep Six“
wirkt ein wenig befremdlich.
An dritter Stelle kommt die bereits
vorab veröffentlichte Single „Third Day of a seven Day Binge“ -
nicht zu anstrengend, seichte Manson-Kost, aber keinesfalls schlecht.
Wesentlich massentauglicher ist allerdings „The Mephistopheles of
Los Angeles“, das erste Lied des Albums, dass genau so gut in jeder
Disko der schwarzen Szene laufen kann ohne fehl am Platz zu wirken.
Vereinzelt findet man auch hier im Hintergrund ein paar
Blues-Anleihen.
Der für mich einzige wirkliche
Fehltritt auf „The pale Emperor“ ist bisher „Warship my Wreck“.
Nahezu bedrohlich will das Lied zu Anfang wirken, was jedoch
gnadenlos vom ruhigen Gesang Mansons immer wieder nach hinten
gedrückt wird und diese gepresste Art kommt dem Song hier doch schon
sehr in die Quere.
Was in „Warship my Wreck“
angedeutet wurde, darf im nachfolgenden Trio „Slave only dreams to
be King“, „The Devil beneath my Feet“ und „Birds of Hell
awaiting“ nun wieder zeigen, dass es da ist; dass Marilyn Manson
auch im Alter noch kompromisslos, knallhart und kraftvoll sein kann.
Wer schon immer mal wissen wollte, wie sich Höllenvögel anhören,
sollte mit letztgenanntem Lied vollständig bedient werden.
Weiter geht es mit dem am längsten
bekannten Stück, „Cupid carries a Gun“, welches seit April 2014
als Intro der ersten Staffel der Serie „Salem“ dient.
Dementsprechend ist auch die vollständige Version sehr eingängig
und reiht sich in die Riege der Manson Hits ein. Mit „Odds of even“
kehrt man wieder zum Anfang des Albums zurück, es wird wieder
ruhiger, das Tempo wird herausgenommen, der Kaiser hat zum Volk
gesprochen und schreitet wieder ins seine Gemächer. Ob die Minute
Stille am Ende auf der regulären Version auch enthalten ist kann ich
nicht sagen, aber in der Deluxe Edition ist das zur Abgrenzung der
Bonus Tracks zum normalen Album ein gutes Mittel.
Bei den 3 Bonus Songs handelt es sich
lediglich um Akustikversionen von „Third Day of a seven Day Binge“
(Day 3), „The Mephistopheles of Los Angeles“ (Fated, Faithful,
Fatal) und „Odds of even“ (Fall of the House of Death), welche
die Lieder nochmal in einem anderen Licht stehen lassen.
Es sollte mittlerweile allen klar sein,
dass es von Marilyn Manson kein zweites „Antichrist Superstar“
oder „Holy Wood“ geben wird. Er hat sich weiterentwickelt und es
geschafft, nach 3 eher mittelmäßigen Alben, jetzt im neuen Gewand
zu alter Größe zurückzukehren. „The pale Emperor“ ist ein
rundes Album, an dem es wenig zu meckern gibt, das man sich auch
mehrfach hintereinander anhören kann und dafür gibt es verdiente 5
von 6 Punkten.
Anspielltipps: „Killing
Strangers“, „Deep Six“, „Third Day of a seven Day Binge“ &
„Birds of Hell awaiting“
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