Releasedatum: 09.06.2014
Formate: CD, CD im Digibook, 3CD
Artbook, LP (verschiedene Farben)
Century Media, Melodic
Death Metal, 13 Songs (+1 Digibook Bonus Song)
Bis 2011 das Album „Khaos Legions“
veröffentlicht wurde, waren mir Arch Enemy komplett unbekannt. Zwar
fand ich die beiden auf Compilations veröffentlichten Songs
„Yesterday is dead and gone“ und „No gods, no masters“ sehr
beeindruckend, habe aber die Band nicht weiter verfolgt. Wenn es
dabei geblieben wäre, würden Arch Enemy wohl immer noch eine
Randerscheinung für mich sein, aber als am 17. März 2014 verkündet
wurde, dass Frontfrau Angela Gossow in den Managementbereich wechseln
und am Mikrofon von Alissa White-Gluz ersetzt wird, rückte die
größtenteils schwedische Band immer mehr in meinen Fokus, denn von
Alissas bisherigem Schaffen bei The Agonist war ich mehr als
beeindruckt.
Dies war allerdings nicht der einzige
Personalwechsel vor „War Eternal“; Christopher Amott, Gitarrist
und Bruder des Lead Gitarristen Michael Amott, verließ die Band
schon 2012 und wurde durch Nick Cordle ersetzt, welcher jedoch seit
November letzten Jahres auch schon nicht mehr Bestandteil von Arch
Enemy ist.
Da damit nun alle Besetzungswechsel
erwähnt wären, komme ich zur eigentlichen Rezension des Albums „War
Eternal“… Ein großer Titel, der viel verspricht. Da ich Alissas
Gesang bereits von ihrer vorherigen Band kenne, liegen meine
Erwartungen auch hier nochmals recht hoch.
Das Album beginnt zunächst gemächlich
- „Tempore Nihil Sanat (Prelude in F Minor)“ ist das kurze und
rein orchestral gehaltene Intro des Albums, welches schon etwas
Stimmung aufkommen lässt. Mit „Never forgive, never forget“
bricht dann ein erster Eindruck auf die Aggression des Albums durch;
Michael Amott legt ein Solo nach dem anderen hin, der Gesang wird das
ganze Lied über sehr tief gehalten und Daniel Erlandsson gibt an den
Drums alles. Viel zu meckern gibt es hier zunächst noch nicht, doch
war das auch erst das erste Lied...
Direkt im Anschluss folgt der Titelsong
„War Eternal“, welcher mit Schlagzeuggewitter und
Stakkato-Gitarren eingeleitet wird. Auch wird einem hier einer der
wenigen Gänsehautrefrains der CD geboten.
Im darauffolgendem Lied „As the pages
burn“, merkt man zum ersten Mal, das einem etwas fehlt. Das Stück
baut sich gut auf, der Refrain steigert das Ganze noch mehr, aber
dann kommt einfach nichts mehr. Man steckt dauerhaft in einem
„kurz-vor-Höhepunkt“-Gefühl fest, wie ein Funke, der es einfach
nicht schafft, das Feuer zu entfachen. Genauso geht es auch in „No
more regrets“ weiter und so langsam beginnt man sich zu fragen,
wieso man nicht mehr Variation in den Gesang hineinbringt. Es wirkt,
als hätte man Alissa eingetrichtert, dass sie bloß nicht aus dem
monotonen Growling ausbrechen dürfe. Zum Riffing fällt mir hier
auch nicht mehr ein als ein wütender Schwarm Bienen. „You will
know my name“ war eines der vorab veröffentlichten Lieder und
allein wirkt es auch sehr gut, aber wenn dann auf dem Album das
orchestrale Intro gnadenlos von Amott zerschreddert wird und man hier
wieder ein Riff und dort ein Solo hingeklatscht bekommt, vergeht
einem mit der Zeit der Spaß daran. Wenigstens hat der Refrain etwas
mehr Pepp.
Als wäre das nicht genug gibt es nun
auch noch „Graveyard of Dreams“, quasi eine reine
Gitarrensoloansammlung als Zwischenstück. (Will Michael damit
irgendetwas kompensieren? Man weiß es nicht.) „Stolen Life“
wirkt im Anschluss wie eine Gruppe Hunde die angreifen wollen, aber
nur bis zu einer bestimmten Reichweite kommen, weil dann die Ketten
enden. Einzig die Melodie im Refrain und der kurze Break gegen Ende
können hier wirklich überzeugen.
Oh Gott, oh Gott. Da kommt ein langes
Stück auf uns zu. Die Angst wieder nur Solo an Solo gereiht zu
bekommen wird groß, doch anders als erwartet gibt es ein Intro, in
dem man ein Kind mit einer Spieluhr hört. Völlig unverständlich
wird die schöne Szenerie allerdings wieder von Riffs zerrissen und
schon nach dem Refrain hab ich nicht wirklich mehr Lust auf „Time
is black“. Nach der zweiten Hälfte fängt sich das ein bisschen,
aber… Naja. „On and on“ bemüht sich anschließend, sich bei
mir einzuschmeicheln, indem es ein bisschen Bass hörbar macht, doch
leider reicht das nicht aus und der Versuch, etwas Hymnenhaftes zu
erschaffen, scheitert kläglich. Gerade einmal die Bridge ist
wirklich akzeptabel.
Im nächsten Lied passiert es doch
tatsächlich - „Avalanche“ hat eine kurze Cleanpassage im
Refrain, zwar nur hintergründig und kaum merklich, aber sie ist da.
Auch die kurzen Elektrotöne am Anfang kommen unvorbereitet und
überraschend, jedoch verblassen die auch so schnell wie Alissas
Klargesang auf dem Album. Mit „Down to nothing“ versucht man zum
Abschluss der CD etwas Bedrohliches aufzubauen und der Gesang geht
noch ein paar Stufen tiefer, aber sonst ist das anscheinend das beste
Lied des Albums. Der letzte Song ist dann nochmal ein Instrumental
und zieht mit dem Titel „Not long for this world“ belanglos
vorbei.
Auf der Digibook Edition ist als
zusätzliches Lied noch eine Coverversion des Mike Oldfield
Klassikers „Shadow on the Wall“ - ich denke da muss ich zum
Original nicht viel sagen, das sollte jedem ein Begriff sein. In der
Arch Enemy Version kommt jetzt aber endlich das, was ich mir das
ganze Album gewünscht habe: Variation in Alissas Stimme, hohe
Screams und halbgeflüsterte Passagen, die hätte ich gern über das
Album verteilt gewünscht.
Anfangs mochte das Soloaneinanderreihen
noch funktionieren, aber mit der Zeit verlor das seinen Reiz und
macht mich richtig wütend, dass man die neue Sängerin nur eintönige
Growls abliefern lässt. Wer das volle Ausmaß von Alissas Talent
bewundern will, sollte hierum einen großen Bogen machen und lieber
etwas von kamelot oder The Agonist hören. 2-3 von 6 Punkten bekommt
das doch etwas schwach ausgefallene „War Eternal“ und ich hoffe,
beim nächsten Album wird die ganze Band mehr von der Leine gelassen.
Anspieltipps: „Never
forgive, never forget“, „As the pages burn“, „Down to
nothing“ und „Shadow on the Wall“