Mittwoch, 25. Februar 2015

ARCH ENEMY – WAR ETERNAL

Releasedatum: 09.06.2014
Formate: CD, CD im Digibook, 3CD Artbook, LP (verschiedene Farben)
Century Media, Melodic Death Metal, 13 Songs (+1 Digibook Bonus Song)

Bis 2011 das Album „Khaos Legions“ veröffentlicht wurde, waren mir Arch Enemy komplett unbekannt. Zwar fand ich die beiden auf Compilations veröffentlichten Songs „Yesterday is dead and gone“ und „No gods, no masters“ sehr beeindruckend, habe aber die Band nicht weiter verfolgt. Wenn es dabei geblieben wäre, würden Arch Enemy wohl immer noch eine Randerscheinung für mich sein, aber als am 17. März 2014 verkündet wurde, dass Frontfrau Angela Gossow in den Managementbereich wechseln und am Mikrofon von Alissa White-Gluz ersetzt wird, rückte die größtenteils schwedische Band immer mehr in meinen Fokus, denn von Alissas bisherigem Schaffen bei The Agonist war ich mehr als beeindruckt.
Dies war allerdings nicht der einzige Personalwechsel vor „War Eternal“; Christopher Amott, Gitarrist und Bruder des Lead Gitarristen Michael Amott, verließ die Band schon 2012 und wurde durch Nick Cordle ersetzt, welcher jedoch seit November letzten Jahres auch schon nicht mehr Bestandteil von Arch Enemy ist.

Da damit nun alle Besetzungswechsel erwähnt wären, komme ich zur eigentlichen Rezension des Albums „War Eternal“… Ein großer Titel, der viel verspricht. Da ich Alissas Gesang bereits von ihrer vorherigen Band kenne, liegen meine Erwartungen auch hier nochmals recht hoch.
Das Album beginnt zunächst gemächlich - „Tempore Nihil Sanat (Prelude in F Minor)“ ist das kurze und rein orchestral gehaltene Intro des Albums, welches schon etwas Stimmung aufkommen lässt. Mit „Never forgive, never forget“ bricht dann ein erster Eindruck auf die Aggression des Albums durch; Michael Amott legt ein Solo nach dem anderen hin, der Gesang wird das ganze Lied über sehr tief gehalten und Daniel Erlandsson gibt an den Drums alles. Viel zu meckern gibt es hier zunächst noch nicht, doch war das auch erst das erste Lied...
Direkt im Anschluss folgt der Titelsong „War Eternal“, welcher mit Schlagzeuggewitter und Stakkato-Gitarren eingeleitet wird. Auch wird einem hier einer der wenigen Gänsehautrefrains der CD geboten.
Im darauffolgendem Lied „As the pages burn“, merkt man zum ersten Mal, das einem etwas fehlt. Das Stück baut sich gut auf, der Refrain steigert das Ganze noch mehr, aber dann kommt einfach nichts mehr. Man steckt dauerhaft in einem „kurz-vor-Höhepunkt“-Gefühl fest, wie ein Funke, der es einfach nicht schafft, das Feuer zu entfachen. Genauso geht es auch in „No more regrets“ weiter und so langsam beginnt man sich zu fragen, wieso man nicht mehr Variation in den Gesang hineinbringt. Es wirkt, als hätte man Alissa eingetrichtert, dass sie bloß nicht aus dem monotonen Growling ausbrechen dürfe. Zum Riffing fällt mir hier auch nicht mehr ein als ein wütender Schwarm Bienen. „You will know my name“ war eines der vorab veröffentlichten Lieder und allein wirkt es auch sehr gut, aber wenn dann auf dem Album das orchestrale Intro gnadenlos von Amott zerschreddert wird und man hier wieder ein Riff und dort ein Solo hingeklatscht bekommt, vergeht einem mit der Zeit der Spaß daran. Wenigstens hat der Refrain etwas mehr Pepp.
Als wäre das nicht genug gibt es nun auch noch „Graveyard of Dreams“, quasi eine reine Gitarrensoloansammlung als Zwischenstück. (Will Michael damit irgendetwas kompensieren? Man weiß es nicht.) „Stolen Life“ wirkt im Anschluss wie eine Gruppe Hunde die angreifen wollen, aber nur bis zu einer bestimmten Reichweite kommen, weil dann die Ketten enden. Einzig die Melodie im Refrain und der kurze Break gegen Ende können hier wirklich überzeugen.
Oh Gott, oh Gott. Da kommt ein langes Stück auf uns zu. Die Angst wieder nur Solo an Solo gereiht zu bekommen wird groß, doch anders als erwartet gibt es ein Intro, in dem man ein Kind mit einer Spieluhr hört. Völlig unverständlich wird die schöne Szenerie allerdings wieder von Riffs zerrissen und schon nach dem Refrain hab ich nicht wirklich mehr Lust auf „Time is black“. Nach der zweiten Hälfte fängt sich das ein bisschen, aber… Naja. „On and on“ bemüht sich anschließend, sich bei mir einzuschmeicheln, indem es ein bisschen Bass hörbar macht, doch leider reicht das nicht aus und der Versuch, etwas Hymnenhaftes zu erschaffen, scheitert kläglich. Gerade einmal die Bridge ist wirklich akzeptabel.
Im nächsten Lied passiert es doch tatsächlich - „Avalanche“ hat eine kurze Cleanpassage im Refrain, zwar nur hintergründig und kaum merklich, aber sie ist da. Auch die kurzen Elektrotöne am Anfang kommen unvorbereitet und überraschend, jedoch verblassen die auch so schnell wie Alissas Klargesang auf dem Album. Mit „Down to nothing“ versucht man zum Abschluss der CD etwas Bedrohliches aufzubauen und der Gesang geht noch ein paar Stufen tiefer, aber sonst ist das anscheinend das beste Lied des Albums. Der letzte Song ist dann nochmal ein Instrumental und zieht mit dem Titel „Not long for this world“ belanglos vorbei.
Auf der Digibook Edition ist als zusätzliches Lied noch eine Coverversion des Mike Oldfield Klassikers „Shadow on the Wall“ - ich denke da muss ich zum Original nicht viel sagen, das sollte jedem ein Begriff sein. In der Arch Enemy Version kommt jetzt aber endlich das, was ich mir das ganze Album gewünscht habe: Variation in Alissas Stimme, hohe Screams und halbgeflüsterte Passagen, die hätte ich gern über das Album verteilt gewünscht.

Anfangs mochte das Soloaneinanderreihen noch funktionieren, aber mit der Zeit verlor das seinen Reiz und macht mich richtig wütend, dass man die neue Sängerin nur eintönige Growls abliefern lässt. Wer das volle Ausmaß von Alissas Talent bewundern will, sollte hierum einen großen Bogen machen und lieber etwas von kamelot oder The Agonist hören. 2-3 von 6 Punkten bekommt das doch etwas schwach ausgefallene „War Eternal“ und ich hoffe, beim nächsten Album wird die ganze Band mehr von der Leine gelassen.

Anspieltipps: „Never forgive, never forget“, „As the pages burn“, „Down to nothing“ und „Shadow on the Wall“


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