Mittwoch, 18. Februar 2015

ARKONA – SLOVO

Releasedatum: 27.08.2011
Formate: CD, 2LP
Napalm Records/Sound Age Productions, Pagan Metal, 14 Songs

Nachdem ich 2009 das erste Mal auf einer Sampler-CD eines großen deutschen Metal-Magazins das Lied „Yarilo“ von Arkonas‘ damaligem Album „Goi, Rode, Goi!“ hörte, war ich direkt vom Pagan Stil angefixt. Das war meine Zeit des Ausprobierens, alles musste schneller, härter und verrückter werden und da ich sowieso ursprünglich aus dem Mittelalter(rock)-Bereich kam, war es sowieso nur eine Frage der Zeit, bis bei mir auch Pagan- und Folkmetal aufkommen sollten. Also stiefelte ich in den nächsten Laden, habe mir das Album gekauft und war geplättet. Solch eine Energie, der Gesang von Mascha, die vielen Gastauftritte im immer noch über allem stehenden „Na moey Zemle“ - ich war mehr als begeistert, weshalb sich der Nachfolger „Slovo“ gegen eine hohe Erwartungshaltung zu stellen hatte.

Die CD erschien in 2 Versionen, eine für den Russischen Markt komplett in kyrillischer Schrift und für den Rest der Welt in den uns bekannten lateinischen Buchstaben, sowie zu jedem Lied eine kurze Angabe zum Inhalt in Englisch und einen kurzen Textausschnitt ebenfalls ins Englische übersetzt. Das Ganze wird unterlegt durch Artworks von Kris Verwimp (bekannt durch Artworks für u.a. Debauchery, Marduk, Suidakra, Arch Enemy, Thyrfing und Melechesh).

Direkt zu Anfang muss man sagen, dass die Menge der involvierten Gastmusiker nicht unbedingt reduziert wurde. So sind zum Beispiel Anna Kalinovskaya (Rodogost), Mari Tadic (ex-Eluveitie) und Igor „Hurry“ (Svarga) neben dem Kazanischen Kammerorchester und dem Moskauer Staatschor auf diesem Album vertreten.
Begrüßt werden wir mit einem stakkatoartigen, 2-minütigen Instrumentalintro namens „Az'“, welches die Überleitung zum ersten Lied „Arkaim“ bildet. Dort wird man von frickeligen Gitarren und Maschas wundervollem Klargesang in Empfang genommen. Nach kurzen Screampassagen treten immer wieder vermehrt die akustischen Instrumente in den Vordergrund, vereinzelt werden auch schon Choräle eingesetzt. Nahtlos geht „Arkaim“ in die akustische Einleitung und den beschwörerischen Gesang von „Bol'no Mne“ über, in das die Orchestrierung vereinzelt immer wieder eine dramatische Ebene einfügt. Eine volkstümliche Akkordeonmelodie, welche sehr bald von weiterem Gitarrenfrickeleien übertönt wird bildet den Anfang von „Leshiy“; im Laufe des Songs wird eine polkaähnliche Melodie fortgeführt und auch das Akkordeon hat immer wieder seinen Auftritt. Wer bei diesem Lied nicht mitgehen kann, dem fehlt eindeutig jegliches Rhythmusgefühl.
In „Zakliatie“ baut sich im Hintergrund etwas bedrohlich Grollendes auf, während Maschas Stimme in bester Goldkehlchen-Manier Beschwörungen webt. Darauf folgt nach den ersten 5 Songs eine kurze Verschnaufpause in Form von „Predor“, welches einzig und allein mit Maschas Stimme, Paukenschlägen und Windgeräuschen auskommt. Wenn man den darauffolgenden Song hört, fühlt sich „Predor“ allerdings wie die Ruhe vor dem Sturm an. „Nikogda“ stürmt in feinster Death-Metal-Manier das Schlachtfeld, nur vereinzelt sind sehr hymnische Parts zu erkennen und die folkloristische Instrumentalisierung rückt komplett in den Hintergrund. Dafür folgt aber direkt mit „Tam za tumanami“ ein sehr akustisch gehaltenes Lied, welches wieder von einem Spoken Word und Gesangszwischenstück („Potomok“) abgelöst wird.
Das letzte Drittel wird vom Titellied „Slovo“ eingeleitet, welches für mich neben den darauffolgenden Stücken einer der Übersongs auf dem Album ist. Das eingängige Mainriff wird von passend gesetzten Flötenparts umspielt und auch die Dudelsäcke dürfen nochmal verstärkt ans Werk und treten in „Odna“ sehr stark an die Front. Recht bald stoßen hier auch das Schlagzeug sowie Bass und Gitarren dazu und machen aus dem Lied noch einen ordentlichen Brecher. Erholung gibt es in der folkloristischen Ballade „Vo moiom Sadochke“ bevor die Meute zum „Stenka na Stenku“ aufruft. Die alte Slawische Freizeitbeschäftigung, in welcher zwei Reihen von Männern gegeneinander kämpfen, hat völlig zurecht eine eigene EP bekommen, denn hier wird ein typischer Gute-Laune-Pagan-Song präsentiert, welcher auf einem Konzert sicher für genügend Unterhaltung sorgt. Ein letztes Mal und mit ordentlich Pathos ziehen die Flöten und Dudelsäcke noch übers Land und untermalen das alte sibirische Volkslied „Zimushka“ welches dem Album noch ein gemächliches Ende verschafft.

Viel zu meckern gibt es an „Slovo“ gewiss nicht, aber häufig fühlt es sich doch irgendwie zu langgezogen an. Auch wenn der Vorgänger „Goi, Rode, Goi!“ wesentlich länger war, kam es einem doch irgendwie greifbarer vor. Trotzdem sind 4 von 6 Punkten ein durchaus akzeptables Ergebnis und das Album bekommt daher von mir eine klare Kaufempfehlung.

Anspieltipps: „Arkaim“, „Slovo“, „Odna“, „Stenka na Stenku“


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