Formate: CD, CD im Mediabook, LP
(verschiedene Farben), Tape, Box Set
Century Media, Grindcore,
15 Songs (+2 Mediabook Bonus Songs/ +1 LP/Tape Bonus Song)
Die Grindcore-Instanz aus England,
Napalm Death, melden sich im 30. Jahr ihres Bestehens mit ihrem
mittlerweile 15. Album zurück und beweisen wieder einmal, dass sie
verdient die Krone in diesem Genre tragen.
Im auf 1000 Einheiten limitierten
Boxset findet man, neben der CD, im Mediabook mit extra Sticker das
Album nochmals auf Tape, welches anders als die separat erhältlichen
Kassetten des Albums nicht rot ist. Als Extras gibt es weiterhin noch
ein doppelseitiges A3-Poster, 3 Buttons und einen
Apex-Predator-Easy-Meat-Beanie.
Das auf 40 Seiten ausgeweitete Booklet
im Mediabook zeigt neben den Texten zu allen Songs (ausgenommen
„Clouds of Cancer / Victims of Ignorance“ und dem Tape Bonus) und
den üblichen Credits zwar schlicht gehaltene aber dennoch nicht
weniger verstörende Artworks, von welchen trotz der Abschreckung
auch etwas morbide Faszination ausgeht.
Lyrisch fahren Napalm Death auch hier
wieder die altbewährte sozialkritische Schiene. Laut Sänger Mark
„Barney“ Greenway war unter anderem das letztjährige Unglück in
Bangladesch, bei welchem ein Fabrikgebäude einstürzte und über
1000 Mitarbeiter unter sich begrub, einer der großen Einflüsse auf
das Album.
Auch musikalisch bleiben Napalm Death
ihrem Stil treu und so wird auch hier wieder bedingungsloser
Grindcore gespielt. Ich möchte an dieser Stelle nochmals Barney
zitieren: „Napalm Death sind keine Band, die irgendwann mit
angezogener Handbremse auftreten wird“ - große Worte, wenn man
bedenkt, dass die Bandmitglieder auch fast schon auf die 50‘er
zugehen. (Allerdings bekommt man beim Durchhören ihres aktuellen
Werkes auch nicht das Gefühl, dass die Herren älter werden.)
Der Opener und Titeltrack „Apex
Predator - Easy Meat“ ist ein größtenteils chorales Intro,
welches erst ab der zweiten Hälfte noch mit Schlagzeugeinsätzen und
im Hintergrund schreddernden Gitarren verstärkt und aggressiver
wird. Das darauffolgende und schon bekannte „Smash a single digit“
knallt einem direkt das gewohnte Hightempogeschrammel um die Ohren,
während Barney sich durch das kürzeste Lied des Albums (1:26
Minuten) grunzt. Schon im darauffolgenden „Metaphorically screw
you“ gibt es allerdings auch einen kurzen Part im Mittelteil,
welcher verhältnismäßig langsam gespielt wird - was für „normale“
Bands also schon Geschwindigkeitsobergrenze wäre. Zum Ende
kristallisiert sich hier zudem auch noch ein erstklassiges Riff
heraus. „How the years condemn“ beginnt gedämpft mit Schlagzeug
und verzerrten Gitarren und es gibt – oh Wunder – sogar mal etwas
Bass zu hören. Dieser Zustand hält allerdings nicht sonderlich lang
an; es wird sofort wieder auf die Tube gedrückt. Während „Stubborn
Stains“ fast schon wie im Flug vorbeizieht und immer wieder mit
diversen Riffwechseln auf sich aufmerksam macht, wirkt „Timeless
Flogging“ schon fast gemächlich...jedenfalls bis zur Hälfte des
Stücks. Auch hier bekommen wir einen der recht seltenen Bassparts zu
hören.
Ich nannte „Timeless Flogging“
schon gemächlich, aber das wird im anschließenden „Dear Slum
Landlord“ erneut überboten. Barney Greenway experimentiert hier
etwas mit seiner Stimme herum, was eine willkommene Abwechslung zum
Albumsalltag bietet und auch super zum gefühlt langsamsten Stück
auf der CD passt. „Da ist ja das Tempo wieder“, werden sich
einige dann bei „Cesspits“ denken; auch wenn es hier immer wieder
kleinere Breaks und Variationen im Songgefüge gibt, ist es doch ein
weiteres unnachgiebiges Stück nach feinster Napalm Death Art.
Auch Barney kann mit seinem Prachtorgan
ordentlich Tempo aufnehmen. Es ist zwar kein zweites „You Suffer“,
aber „Bloodles Coup“ kann sich dennoch sehen und vor allem hören
lassen. Im Gegensatz zum schnellen Gerumpel des Sängers schiebt die
Melodiefraktion hier eine „ruhigere“ Kugel und auch in den
Bridges braucht Mr. Greenway ein paar langsamere Töne, in denen er
sich zu atmen gestattet.
Dafür
knallt einem „Beyond the Pale“ im Anschluss erneut
unnachahmliches Screaming um die Ohren, doch es wird gegen Ende auch
wieder gemütlicher. Passend dazu klingen die Gitarren in „Stunt
your Growth“ zu Anfang eher nach Melodic Death - die Amott Brüder
lassen grüßen. Kommen wir nun zu einem Gänsehautsong für mich.
Epische Choräle im Refrain und dazu Michael Harris mit einem
atemberaubenden Solo lassen mir in „Hierarchies“ das Herz
aufgehen. Nahezu uninteressant wirkt dagegen das spurenlos
vorbeiziehende „One-Eyed“.
Es gibt wieder Bass zu hören. Recht
kurz nur, aber er ist da und passt super zum allgemeinen Feeling von
„What is past is prologue“, bei dem auch das Riffing an frühe
Slayeralben erinnert. Besitzer des Mediabooks kommen jetzt in den
Genuss des ersten Bonusliedes, welches „oh so pseudo“ heißt und
mit einer genialen Melodieführung besticht. Wer sich hingegen nur
die normale CD-Version, das Tape oder eine der LP‘s gesichert hat,
wird nach „What is past is prologue“ direkt an
„Adversarial/Copulating Snakes“ weitergereicht. Das
Doublebassintro wird zunächst von der Gitarre untermalt und Barney
steuert punktgenaue Screams bei, die recht bald in beinahe
unmenschliche Stimmbereiche übergehen. In den Strophen des zweiten
Teils lässt man es dann aber wieder ruhiger angehen und mit Fade Out
und einfachen Klangkonstruktionen endet hier der Standardpart des
Albums.
Der weitere Bonussong für
Mediabookbesitzer ist „Clouds of Cancer/Victims of Ignorance“ und
es beginnt tatsächlich wie eine Ballade. Streicher und Klavier
dominieren zu Beginn, was aber sehr bald in klassischen Grindcore
umschlägt. Den Bass darf man nochmals kurz hören, dann setzt der
Fade Out ein und das Album kommt zu einem gelungenem Ende - auf Tape
und LP gibt es nach „Adversarial/Copulating Snakes“ zum Abschluss
noch „Critical Gluttonous Mass“ zu hören.
Insgesamt blicken wir hier auf ein
typisches und vor allem gelungenes Napalm Death Album mit vielen
Stärken, aber auch ein paar Strecken, die sich eher nach
Füllmaterial anhören. Alles in allem aber ist „Apex Predator –
Easy Meat“ sehr souverän und zeigt den jungen Bands, wer im
Grindcore noch die Hosen anhat. 4 von 6 Punkten gebe ich an dieser
Stelle an den neuen Napalm Death Auswurf.
Anspieltipps: „Dear Slum Landlord“,
„Cesspits“, „Hierarchies“, „Oh so pseudo“
Qualitätsjournalismus ahoi!
AntwortenLöschen"Oh so Pseudo" ist ebenfalls ein Bonustrack welcher nur in der Mediabook Edition enthalten ist.^^