Sonntag, 22. Februar 2015

NAPALM DEATH – APEX PREDATOR-EASY MEAT

Releasedatum: 23.01.2015
Formate: CD, CD im Mediabook, LP (verschiedene Farben), Tape, Box Set
Century Media, Grindcore, 15 Songs (+2 Mediabook Bonus Songs/ +1 LP/Tape Bonus Song)

Die Grindcore-Instanz aus England, Napalm Death, melden sich im 30. Jahr ihres Bestehens mit ihrem mittlerweile 15. Album zurück und beweisen wieder einmal, dass sie verdient die Krone in diesem Genre tragen.

Im auf 1000 Einheiten limitierten Boxset findet man, neben der CD, im Mediabook mit extra Sticker das Album nochmals auf Tape, welches anders als die separat erhältlichen Kassetten des Albums nicht rot ist. Als Extras gibt es weiterhin noch ein doppelseitiges A3-Poster, 3 Buttons und einen Apex-Predator-Easy-Meat-Beanie.
Das auf 40 Seiten ausgeweitete Booklet im Mediabook zeigt neben den Texten zu allen Songs (ausgenommen „Clouds of Cancer / Victims of Ignorance“ und dem Tape Bonus) und den üblichen Credits zwar schlicht gehaltene aber dennoch nicht weniger verstörende Artworks, von welchen trotz der Abschreckung auch etwas morbide Faszination ausgeht.

Lyrisch fahren Napalm Death auch hier wieder die altbewährte sozialkritische Schiene. Laut Sänger Mark „Barney“ Greenway war unter anderem das letztjährige Unglück in Bangladesch, bei welchem ein Fabrikgebäude einstürzte und über 1000 Mitarbeiter unter sich begrub, einer der großen Einflüsse auf das Album.
Auch musikalisch bleiben Napalm Death ihrem Stil treu und so wird auch hier wieder bedingungsloser Grindcore gespielt. Ich möchte an dieser Stelle nochmals Barney zitieren: „Napalm Death sind keine Band, die irgendwann mit angezogener Handbremse auftreten wird“ - große Worte, wenn man bedenkt, dass die Bandmitglieder auch fast schon auf die 50‘er zugehen. (Allerdings bekommt man beim Durchhören ihres aktuellen Werkes auch nicht das Gefühl, dass die Herren älter werden.)
Der Opener und Titeltrack „Apex Predator - Easy Meat“ ist ein größtenteils chorales Intro, welches erst ab der zweiten Hälfte noch mit Schlagzeugeinsätzen und im Hintergrund schreddernden Gitarren verstärkt und aggressiver wird. Das darauffolgende und schon bekannte „Smash a single digit“ knallt einem direkt das gewohnte Hightempogeschrammel um die Ohren, während Barney sich durch das kürzeste Lied des Albums (1:26 Minuten) grunzt. Schon im darauffolgenden „Metaphorically screw you“ gibt es allerdings auch einen kurzen Part im Mittelteil, welcher verhältnismäßig langsam gespielt wird - was für „normale“ Bands also schon Geschwindigkeitsobergrenze wäre. Zum Ende kristallisiert sich hier zudem auch noch ein erstklassiges Riff heraus. „How the years condemn“ beginnt gedämpft mit Schlagzeug und verzerrten Gitarren und es gibt – oh Wunder – sogar mal etwas Bass zu hören. Dieser Zustand hält allerdings nicht sonderlich lang an; es wird sofort wieder auf die Tube gedrückt. Während „Stubborn Stains“ fast schon wie im Flug vorbeizieht und immer wieder mit diversen Riffwechseln auf sich aufmerksam macht, wirkt „Timeless Flogging“ schon fast gemächlich...jedenfalls bis zur Hälfte des Stücks. Auch hier bekommen wir einen der recht seltenen Bassparts zu hören.
Ich nannte „Timeless Flogging“ schon gemächlich, aber das wird im anschließenden „Dear Slum Landlord“ erneut überboten. Barney Greenway experimentiert hier etwas mit seiner Stimme herum, was eine willkommene Abwechslung zum Albumsalltag bietet und auch super zum gefühlt langsamsten Stück auf der CD passt. „Da ist ja das Tempo wieder“, werden sich einige dann bei „Cesspits“ denken; auch wenn es hier immer wieder kleinere Breaks und Variationen im Songgefüge gibt, ist es doch ein weiteres unnachgiebiges Stück nach feinster Napalm Death Art.
Auch Barney kann mit seinem Prachtorgan ordentlich Tempo aufnehmen. Es ist zwar kein zweites „You Suffer“, aber „Bloodles Coup“ kann sich dennoch sehen und vor allem hören lassen. Im Gegensatz zum schnellen Gerumpel des Sängers schiebt die Melodiefraktion hier eine „ruhigere“ Kugel und auch in den Bridges braucht Mr. Greenway ein paar langsamere Töne, in denen er sich zu atmen gestattet.
Dafür knallt einem „Beyond the Pale“ im Anschluss erneut unnachahmliches Screaming um die Ohren, doch es wird gegen Ende auch wieder gemütlicher. Passend dazu klingen die Gitarren in „Stunt your Growth“ zu Anfang eher nach Melodic Death - die Amott Brüder lassen grüßen. Kommen wir nun zu einem Gänsehautsong für mich. Epische Choräle im Refrain und dazu Michael Harris mit einem atemberaubenden Solo lassen mir in „Hierarchies“ das Herz aufgehen. Nahezu uninteressant wirkt dagegen das spurenlos vorbeiziehende „One-Eyed“.
Es gibt wieder Bass zu hören. Recht kurz nur, aber er ist da und passt super zum allgemeinen Feeling von „What is past is prologue“, bei dem auch das Riffing an frühe Slayeralben erinnert. Besitzer des Mediabooks kommen jetzt in den Genuss des ersten Bonusliedes, welches „oh so pseudo“ heißt und mit einer genialen Melodieführung besticht. Wer sich hingegen nur die normale CD-Version, das Tape oder eine der LP‘s gesichert hat, wird nach „What is past is prologue“ direkt an „Adversarial/Copulating Snakes“ weitergereicht. Das Doublebassintro wird zunächst von der Gitarre untermalt und Barney steuert punktgenaue Screams bei, die recht bald in beinahe unmenschliche Stimmbereiche übergehen. In den Strophen des zweiten Teils lässt man es dann aber wieder ruhiger angehen und mit Fade Out und einfachen Klangkonstruktionen endet hier der Standardpart des Albums.
Der weitere Bonussong für Mediabookbesitzer ist „Clouds of Cancer/Victims of Ignorance“ und es beginnt tatsächlich wie eine Ballade. Streicher und Klavier dominieren zu Beginn, was aber sehr bald in klassischen Grindcore umschlägt. Den Bass darf man nochmals kurz hören, dann setzt der Fade Out ein und das Album kommt zu einem gelungenem Ende - auf Tape und LP gibt es nach „Adversarial/Copulating Snakes“ zum Abschluss noch „Critical Gluttonous Mass“ zu hören.

Insgesamt blicken wir hier auf ein typisches und vor allem gelungenes Napalm Death Album mit vielen Stärken, aber auch ein paar Strecken, die sich eher nach Füllmaterial anhören. Alles in allem aber ist „Apex Predator – Easy Meat“ sehr souverän und zeigt den jungen Bands, wer im Grindcore noch die Hosen anhat. 4 von 6 Punkten gebe ich an dieser Stelle an den neuen Napalm Death Auswurf.

Anspieltipps: „Dear Slum Landlord“, „Cesspits“, „Hierarchies“, „Oh so pseudo“


1 Kommentar:

  1. Qualitätsjournalismus ahoi!
    "Oh so Pseudo" ist ebenfalls ein Bonustrack welcher nur in der Mediabook Edition enthalten ist.^^

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