Samstag, 29. August 2015

DISTURBED - IMMORTALIZED

Releasedatum: 21.08.2015
Formate: CD, Download, LP
Reprise Records, Nu-Metal, 13 Songs (+3 Digipak-Bonustracks)

5 lange Jahre sind seit dem letzten Album „Asylum“ vergangen, 4 Jahre mussten die Fans auf ein neues Lebenszeichen von Disturbed warten. Doch nun meldet sich das Quartett aus Chicago beinahe schon klammheimlich zurückgekehrt.

Das Album beginnt mit dem instrumentalen Intro „The Eye of the Storm“, welcher zeigt, dass an den Gitarren nichts verlernt wurde. Fließend wird daraufhin in den Titeltrack „Immortalized“ eingeleitet. Hier fällt zunächst das knackige Druming auf und es tut gut die gewohnte Stimme von David Draiman zu hören, aber irgendwie wirkt das Lied doch recht kraftlos. Immerhin findet man im vorab veröffentlichten „The Vengeful One“ die Energie aus alten Tagen wieder.
Zum ersten Mal ordentlich heavy wird es mit „Open your Eyes“, leider hat das Stück aber kaum Wiedererkennungswert, doch es ist Potential da. Mit Synthies im Hintergrund und eine Spur ruhiger überrascht uns „The Light“, welches aber in Hälfte 2 deutlich offensiver wirkt. Obwohl „What are you waiting for“ im Refrain streckenweise ordentlich flott daher kommt, hätte ich mir auch hier mehr erhofft.
Die große Überraschung hingegen ist „You're mine“. Ein recht industrial-lastiges Stück, welches endlich mal frischen Wind in die Disturbed-Segel bringt. Diesen Aufwind nutzt auch „Who“, kann aber auch für sich allein schon richtig fett wirken. „Save your last goodbye“ hingegen ist wieder ein emotionaler Song, der mit seinem Mix aus halbballadesken Parts und dem klassischen Disturbed-Gestampfe auch genauso gut auf das Album „Believe“ gepasst hätte. Ungewohnte Töne aus David Draimans Kehle vernimmt man hingegen beim „Kiffersong“ „Fire it up“ und bekommt einen der wenigen Momente zu hören, die man so nicht von Disturbed erwartet. Natürlich gibt es auch noch eine völlig unnötige Ballade. „The Sound of Silence“ heißt das Stück, welches nur einen Zweck erfüllt: nämlich die Skip-Taste zu drücken.
Das Beste kommt zum Schluss scheint man sich gedacht zu haben, anders kann ich mir nicht erklären wieso die 2 mit Abstand besten Songs des Albums am Ende kommen. „Never wrong“ und „Who taught you how to hate“ sind richtig schön knackig, aggressiv und das was ich mir vom ganzen Album erhofft hatte.
Bei den 3 Bonustracks „Tyrant“, „Legion of Monster“ und „The Brave and the Bold“ stellt sich mir die Frage wieso solche erstklassigen Lieder nur als Bonus kommen und es nicht auf's Album geschafft haben? Mir wären sie auf jeden Fall wesentlich lieber gewesen als so manches vorher gehörtes Stück.

Viele Überraschungen gibt es auf „Immortalized“ nicht, aber wer hätte sowas denn ernsthaft erwartet? Die wenigen frischen Momente helfen dem Album enorm, obwohl ich mir deutlich mehr erhofft habe. Die meisten Songs wirken teilweise viel zu kraftlos, haben kaum Alleinstellungsmerkmale und sind quasi nur noch ein lauwarmer Aufguss vergangener Erfolge. Mit ach und Krach kann ich hier nur 2-3 von 6 Punkten geben. Vielleicht hätte man sich doch eine längere Pause gönnen sollen.

Anspieltipps: The Vengeful One, You're mine, Never wrong, Legion of Monster

Mittwoch, 26. August 2015

HELDMASCHINE - LÜGEN

Releasedatum: 21.08.2015
Formate: CD, Download
MP Records, NDH, 12 Songs

Das dritte Album ist für viele Bands das wichtigste, mit ihm zeigt sich ob man eine Eintagsfliege ist oder sich über längere Zeit etablieren kann. Letztes Jahr in meiner Rezension zum zweiten Album „Propaganda“ nannte ich die Heldmaschine „die Durchstarter der NDH-Szene“. Die Erwartungen liegen also hoch.

Den Anfang macht der vorab schon auf einigen Konzerten gespielte Übersong „Collateral“. Zwischen schweren Gitarren und leichten Synthieklängen gebettet liegt der eingängige Refrain und schon hat man den ersten Brecher um die Ohren gehauen bekommen. In „Schwerelos“ ist es die Melodik und die Gesangsart der Strophen die mich fesselt und einem direkt ins Blut übergeht. Das Lied über eine gescheiterte Beziehung, die ziemlich aus dem Ruder läuft sichert sich jetzt schon einen Platz unter den besten Heldmaschine Songs, auch wenn er gegen Ende doch sehr gestreckt wirkt.
„Wir danken Euch“ besticht durch seine Synthie-Einlagen im leichten Industrial-Discoflair, gibt einen kleinen Einblick in das Tourleben und schmeichelt sich mit einem großen Danke an alle Fans ein. Mir hätte das allerdings zum Ende des Albums besser gefallen. Doch nun kommt zunächst einmal die Single „Wer einmal lügt“. Da man das Lied schon seit einem Monat hören kann hat es sich schon ordentlich in den Köpfen festgesetzt und ist auch zugegebenermaßen das erste Lied mit Kinderchor, dass mir wirklich gefällt. Auch der Einsatz von Dubstep-Elementen passt hier absolut perfekt und während die Synths unter die Haut gehen, treiben die Gitarren, der Bass und das Schlagzeug den Song mit der gewohnten Heavyness voran.
In einer Zeit voller Fremdenhass, Montagsspaziergängen „besorgter Bürger“ und brennenden Flüchtlingsunterkünften braucht man Songs wie „Ich will dein Bestes“, die sich dem wütenden Mob entgegen stellen. Mit orientalischen Drums und ebendiesen Melodiken in Kombination mit äußerst interessanten Stimmeffekten hat man hier ein knackiges Brett geschaffen, welches auch trotz einiger Wiederholungen nicht unnötig in die Länge gezogen daher kommt.
Schon auf der Eisheilige Nächte Tour mit Subway to Sally hat sich gezeigt wie gut die Heldmaschine und Unzucht zusammenpassen, nun gibt es den ersten wirklich gemeinsamen Song „Tränenblut“ in welchem man nicht nur den Schulz im Duett mit Heldmaschine-Sänger René, sondern auch De Clerqc mit feinsten Brüllereien zu hören bekommt. Der Refrain ist dank dem Gastgesang außerordentlich melodisch, während die Strophen recht bedrohlich wirken und es gibt die erste Gänsehaut für mich. Diese bleibt auch während „Ein Traum“ bestehen. Wem das gefühlvolle Duett mit Belle Verfürth nicht berührt, dem kann man offensichtlich garnicht mehr helfen. Das einzige Lied welches nicht bei mir zünden will ist „Maskenschlacht“. In den Strophen wirkt es etwas lasch und auch wenn die Refrains wieder kraftvoller ist, kann mich das Stück einfach nicht mitreißen.
„Einmal ist keinmal“ ist wieder ein ruhigeres Lied in welchem verschiedene Stimmeffekte zunächst verwirrend wirken, sich aber doch gekonnt in das Songgefüge einbinden und auch die stimmigen Synthies tragen sehr stark zur Stimmung bei. „Die Zeit ist reif“ ist hingegen wieder ein knackiger Industrial-Kracher. Die sich wiederholenden Synthiethemes stehen im tollen Kontrast zur Gitarrenfraktion und dank erneuter gesanglicher Unterstützung durch den Schulz bekommt der Song seine Portion Epicness ab. Diesen Schwung nimmt „Der Hammer fällt“ auch noch mit. Das erbarmungslose und vor allem kurzweilige Stück trumpft außerdem mit Gastgesang von niemand geringerem als Teufel von Tanzwut auf. Den Abschluss macht das grandiose Cover des Kraftwerk-Klassikers „Die Roboter“, welches das Lied in einen schönen Industrialrocker verwandelt.

War das Erstlingswerk „Weichen + Zunder“ noch eine erste Bestandsaufnahme und das zweite Album „Propaganda“ die Findung des eigenen Stils, perfektioniert man diesen mit dem dritten Album „Lügen“. Schwächen und Kinderkrankheiten der ersten Alben wurden ad acta gelegt und ein kurzweiliges Album der Spitzenklasse geschaffen, das man immer wieder gern anhört. Von mir gibt es dafür ungelogen 5 von 6 Punkten. Wer die Heldmaschine noch nicht kennt sollte das schleunigst ändern.

Anspieltipps: Collateral, Schwerelos, Wer einmal lügt, Ich will dein Bestes, Tränenblut

Samstag, 22. August 2015

SALTATIO MORTIS - ZIRKUS ZEITGEIST

Releasedatum: 14.08.2015
Formate: CD, 2CD, 2CD+DVD, 2LP
Napalm Records, Mittelalterrock, 14 Songs (+3 Bonustracks)

Der Zirkus ist in der Stadt und die Narren der Formatio Saltatio Mortis rufen zum verweilen auf. Nach dem, sich mehr schlecht als recht bei mir durchschlagendem, letzten Album „Das schwarze IxI“ (bekam von mir 4 von 6 Punkten und ist unglaublich schlecht gealtert) wollte ich den Jungs doch nochmal eine Chance geben, doch schon die Enthüllung des Albumcovers lies mich überlegen ob ich mir das Album wirklich kaufen sollte. Letztendlich habe ich es doch vorbestellt, die ersten Hörproben wurden auf die Massen losgelassen und ich habe meine Bestellung fassungslos storniert. Deshalb bin ich dankbar (oder eher nicht), dass ich für diese Rezension ein Leihexemplar der Doppel CD zur Verfügung gestellt bekommen habe.

Massentauglich vorgeführte Gesellschaftskritik dominieren die Hälfte des Albums und gerade die ersten beiden Songs „Wo sind die Clowns?“ und „Willkommen in der Weihnachtszeit“ sind frühe Höhepunkte dieser Unzumutbarkeit. Wo ist die Poesie des Lasterbalk hin? Deine Lyric die mich zum Fan von euch gemacht hat? Wann ist aus dir ein Phrasendrescher geworden, der jede Zeile in einen Text aufnimmt, solang sie nur leicht verständlich ist und von jedem mitgegröhlt werden kann?
Mit „Nachts weinen die Soldaten“ kaut man den Track des letzten Albums „Krieg kennt keine Sieger“ auch nur wieder. Es reicht doch ein pseudo-tiefsinniges Anti-Kriegslied, so kaltherzig es auch klingen mag: sowas hilft den Toten nun auch nichtmehr. Manchmal muss man auch pragmatisch sein. „Hört diese immer wieder gleiche Gesellschaftskritik nicht bald mal auf?“ denkt man sich schon bei „Des Bänkers neue Kleider“. Den Kapitalismus als Feindbild ausrufen, aber die Fans nach Strich und Faden ausnehmen, ich warte ja nur noch auf Saltatio Mortis Bettwäsche, natürlich auch für Kinderbetten.
Kurzzeitiges aufatmen ist angesagt, denn mit „Maria“ wird ein altertümlicher Text neu vertont, was zum großen Teil auch gelingt, wenn da nicht der Herr Lasterbalk wieder seine Finger im Spiel gehabt hätte und die Lyrics einmal komplett schändet. Ich hätte mir eine Interpretation des Originals sehr gewünscht und zwar ohne das jemand noch daran rumpfuscht. „Wir sind Papst“ ist dann zwar wieder beinahe selbstgeschrieben, aber deshalb leider auch plakativ und belanglos bis zum Schluss.
Weil das ja alles noch nicht reicht gibt es noch den Track „Augen zu“, in dem man einmal zum Rundumschlag ausholt. Uns allen ist der Nächste doch scheißegal und nur die erhabenen Saltatio Mortis kümmern sich anscheinend um ihre Mitmenschen. Ich stand PEGIDA und deren Ablegern schon gegenüber mit Hunderten anderen Leuten und war aktiv. Was habt ihr getan? Tour, MPS, hier ein Bier, da einen Met, alles schön?
Mit „Geradeaus“ findet die Peinlichkeit ihren absoluten Höhepunkt. Zeigt schon das dauerhafte zitieren aus alten Songs die Ideenlosigkeit, begibt man sich mit dem unglaublich platten „Hater sind uns scheißegal“ Text direkt auf Frei.Wild Niveau und es tut mir als Fan weh diesen Vergleich ziehen zu können. Muss ich mich als Rezensionsschreiber dafür entschuldigen, dass ihr solchen Mist abliefert der meinen Geschmack um Längen verfehlt? Wie ihr im Lied bereits so schön (vielleicht auch ironisch) sagt „Wir haben den Spielmannsschwur gebrochen“...ja das habt ihr.
Auch wenn die Geschichte hinter „Erinnerung“ wirklich tragisch ist ändert das nichts an der Tatsache das auch dieser Text unfassbar kitschig ist und mit dem Wunsch nach der alten Zeit alles wettern gegen die „früher war alles besser“-Sager ad absurdum gelegt wird. Saltatio Mortis können aber nicht nur jammern und meckern. Nein, auch das Niveau der neueren die toten Hosen Songs wird in „Trinklied“ aufgegriffen. Was zur Hölle ist nur los mit euch?
Völlig unerwartet taucht dann doch noch ein wirklich gutes Lied auf. „Rattenfänger“ nämlich, welches es schafft mich mit seiner Ska-ähnlichen Melodie zu packen. Endlich mal ein Lichtblick in dieser belanglosen Masse. Leider versinken auch die letzten 3 Songs „Todesengel“, „Vermessung des Glücks“ und „Abschiedsmelodie“ wieder in der Irrelevanz und wenn man nicht gerade eine der limitierten Editionen besitzt hat man es hier auch schon geschafft.
Alle anderen bekommen noch 3 weitere Tracks serviert aus denen nur einer positiv heraussticht. Zwischen dem Skiptrack „Gossenpoet“ und der peinlichen Neuvertonung von „Gaudete“ findet sich mein zweites persönliches Highlight des Albums, „Mauern aus Angst“.

Auf instrumentaler Ebene gibt es auf „Zirkus Zeitgeist“ kaum etwas zu meckern. Die Jungs wissen wie sie mit ihren Instrumenten umzugehen haben, sie können wundervolle Töne daraus hervorlocken. Das alles nützt aber nichts wenn mir die Lyrics solche Schmerzen bereiten.
Ich bin froh, dass es auf der Bonus CD 15 Coverversionen älterer Saltatio Mortis Songs von befreundeten Bands (Ost+Front, Subway to Sally, Fiddler's Green, BerlinskiBeat uvm.) interpretiert gibt und mir diese CD wenigstens etwas Freude bereitet. Die Bonus CD ändert allerdings nichts an der 2 von 6 Punkten Bewertung für das Album. Alle meine schlimmsten Befürchtungen im Vorfeld haben sich hier bestätigt, aber solang der Großteil der Fans den „Backstreet Boys der Mittelalterszene“ (an dieser Stelle ein Dank an den mir unbekannten Urheber dieses Zitats) unterwürfig folgt wird es wohl so bald keine Besserung geben.

Anspieltipps: Rattenfänger, Mauern aus Angst



Mittwoch, 19. August 2015

SOULFLY - ARCHANGEL

Releasedatum: 14.08.2015
Format: CD, CD+DVD, LP
Nuclear Blast, Thrash Metal, 10 Songs (+3 Digipak Bonus Songs)

Der Cavalera-Familienzirkus nimmt wieder Fahrt auf und präsentiert uns mit „Archangel“ das 10. Album unter der Soulfly-Fahne und den Preis für das extravaganteste Soulfly-Artwork hat diese Scheibe schonmal sicher. Doch kann sie auch musikalisch wieder anheben, was man mit Alben wie „Savages“, „Enslaved“ und „Omen“ in die unbedeutende Mittelmäßigkeit katapultierte?

Direkt ohne Intro auf die Fresse gibt es mit „We sold our Souls to Metal“, ein ordentlich bassiger Kracher mit frickeligen Gitarren in den Strophen und einem belanglosen Refrain. Ist es nicht schon seit den 90ern out Songs zu schreiben die den Metal so zelebrieren? Außerdem finde ich es fragwürdig ob man das Intro des nächsten Songs noch an den aktuellen anhängen sollte wie im Übergang zum Titeltrack „Archangel“ geschehen. Ebenso fragwürdig ist der Einsatz von diesem unerträglichen elektronischen Geschwurbel im Hintergrund. Da das Lied aber im Verlauf noch ordentlich doomig und mystisch wird kann es sich sicher noch eine Weile in meiner Playlist halten.
In eine düstere Stimmung versetzt uns schon der Vocalpart von Todd Jones zu Beginn von „Sodomites“, welches ein zwar ein durchschnittlich guter Thrash Song ist, in dem sich aber auch schon das eintönige Schlagzeugspiel von Zyon Cavalera abzeichnet.
Nach dem uninteressant vorbeiziehenden „Ishtar Rising“ lässt mich „Live Life Hard!“ nocheinmal aufhorchen. Die Stimme von Gastsänger Matt Young ist so unerträglich, dass man sich sogar das Gebrumme von Max zurückwünscht. „Shamash“ hingegen versucht nochmal wie der Titeltrack in eine mythische Richtung zu gehen, scheitert allerdings grandios. Ein weiterer oft gehörter und immer wieder gleicher Cavalera Song ist „Bethlehems Blood“, allerdings kann der alte Herr auch noch überraschen. Zwar sind es hier nur Trompeten, aber immerhin.
Leider ist nun auch, passend zum Rest, das letzte Trio aus „Titans“, „Deceiver“ und „Mother of Dragons“ am Versuch etwas Großes zu schaffen gescheitert. Wenigstens der Backgroundgesang in „Deceiver“ bricht noch aus der Eintönigkeit heraus und vom typischen Cavalera-Familien-Song „Mother of Dragons“ kann man halten was man will, aber es gibt mal andere halbwegs angenehm anzuhörende Stimmen.
Hier ist das Album für die Käufer der einfachen CD schon am Ende, wer sich das Digipak kauft kommt allerdings noch in den Genuss des Napalm Death Covers „You Suffer“. Wie muss man sich die Entstehung dieser Idee vorstellen? Der Plattenfirmenchef ruft morgens bei den Cavaleras an und sagt das noch ein Cover auf die Platte muss, also brummt der gute Max noch im Bett liegend „You Suffer“ ein und fertig ist der Bonustrack. Ein Lichtblick hingegen ist „Acosador Nocturno“ in dem Soulfly endlich wieder zeigen was sie früher ausmachte, ordentliche Tribaleinflüsse und Abwechslung. Den Abschluss macht der typische Akustiktrack, den es auf jedem Album gibt „Soulfly X“ und endlich ist die Höllenfahrt auch vorbei.

Der Soulfly Spirit ist schon vor Jahren verloren gegangen und die Alben entwickeln sich immer weiter in Richtung 08/15 Thrash. Auch „Archangel“ ist da keine Ausnahme, kann aber immer wieder mit kleinen Highlights glänzen, deshalb rettet sich das Album auf 3 von 6 Punkten.

Anspieltipps: Archangel, Sodomites, Acosador Nocturno

Samstag, 15. August 2015

EISREGEN - MARSCHMUSIK

Releasedatum: 14.08.2015
Formate: CD (Jewelcase, Digipak, lim. Box Set), LP
Massacre Records, Dark Metal, 11 Songs (+1 Digpak Bonus Song)

Einen Monat ist es her seit der Brummbär über das Land gerollt ist und den Weg für „Marschmusik“ geebnet hat.
Personell hat sich im Vorfeld schon einiges getan: Keyboarderin Franzi ist schon zu Anfang des Jahres ausgestiegen, dafür wurden sämtliche Keyboards vom alten Bekannten DF eingespielt und da Bursche Lenz aus beruflichen Gründen nichts zum Album beisteuern konnte haben sich kurzerhand Yantit und Produzent M. Stock an den Gitarren ausgelassen. Außerdem gab es, wie schon auf „Todestage“, Unterstützung durch Frau N. Feind an der Violine.

Mit Sirenen und einem stampfenden Schlagzeug leitet der Titeltrack in das Album ein. Schon recht bald kommen die Gitarren mit klassischem Black Metal Riffing dazu und sobald M. Roth die Stimme erhebt wird das Biest freigelassen. In den gemächlicher gehaltenen Strophen gibt es vereinzelt kleine Synthiehighlights und doch schleicht sich am Ende das Gefühl, hier lediglich ein längeres Intro vorgesetzt bekommen zu haben, ein. „Blutkreis“ hingegen beginnt schon mit ordentlich heavy Gitarren und einen M. Roth in Höchstform, während der Refrain wundervoll melodisch gehalten ist und mit Klargesang verziert wird, was das Lied zum ersten morbiden Ohrwurm der Scheibe macht.
Ohne viel Vorgeplänkel direkt zur Sache geht es bei „Bunkertür“, ein an Kompromisslosigkeit kaum zu überbietender und außerdem ordentlich fetzig schneller Kracher, wie man ihn bei Eisregen schon ein paar Jahre nicht mehr hatte. „Leichensack“ kommt dagegen mit einem netten Violinen-Intro daher, der Gesang ist ruhig und dennoch in Michaels härteren Bereichen angesiedelt, er erinnert mich jedenfalls sehr stark an die Technik die schon auf dem Marienbad Album verwendet wurde.
Nun rollt der Brummbär auch wieder in „Gott der Panzer“. Ich hatte zunächst die Befürchtung, dass ich mit dieser Version nicht warm werden würde, nachdem ich nun den „Extreme Vox Edit“ gewohnt bin, aber auch in der klaren Gesangsversion funktioniert dieser Song unnachahmlich. Lediglich im Refrain geht da etwas „Epicness“ verloren.
Verzerrte Gitarren, die Blutkehle mit voller Kraft über einem gemächlichen Melodik-Fundament und eine wahnsinnige Geschichte liefert „Adlerhorst“. Trotzdem sieht er gegen das nachfolgende „Fleischbrand“ ziemlich alt aus, was aber nicht an der Qualität vom „Adlerhorst“ liegt, sondern einfach daran, dass man mit „Fleischbrand“ einen so unfassbar eingängigen Song geschaffen hat. Ich habe schon von einigen Leuten gelesen, dass dieser Song ihr bisheriger Favorit ist und ich kann mich dem nur anschließen und wäre enttäuscht wenn es das Lied nicht auf die Setlist für die Tour schaffen würde.
„Mein Leben auf deiner Haut“ ist dagegen schon wieder richtig heavy und ich fühle mich erneut stark an Marienbad erinnert. Hier rummst der Bass ordentlich mit, ein durch und durch kurzweiliger Rocker, während „Foltergeist“ in Manier des zweiten Eisregen Albums unnachgiebig reinballert. Das Ganze in Kombination mit einer schönen verstörenden Synthiemelodie und man wird direkt an frühere Tage erinnert. Wem das Intro zu „Was von dir bleibt“ nicht in seinen Bann zieht kann man offensichtlich auch garnicht mehr helfen. Auch wenn es anfangs noch wie eine Verschnaufpause wirkt, nimmt es doch nochmal richtig Fahrt auf und bietet ein ziemlich interessantes Riffing in Kombination mit den Synthesizerklängen.
Die Meth-Party beginnt mit dem unverändert geilen „Panzerschokolade“ und findet ihren Höhepunkt im Digipak-exklusiven „Pervertin Peter (So lang die Schokolade noch reicht)“, welches eine wundervoll bizarre Story erzählt, auf die wohl wirklich nur Eisregen kommen können.

„Marschmusik“ ist ein Album, dass sich nicht unbedingt hinter den Bandklassikern verstecken muss und ebenso eine deutliche Weiterentwicklung der Band zeigt. Insgesamt ist mir das Album 5 von 6 Punkte wert und ich lege euch wärmstens ans Herz unbedingt das Digipak zu kaufen, damit ihr mit Peter und co. feiernd ins Fegefeuer ziehen könnt.

Anspieltipps: Blutkreis, Bunkertür, Gott der Panzer, Fleischbrand, Panzerschokolade, Pervertin Peter (So lang die Schokolade reicht)



Mittwoch, 12. August 2015

CATTLE DECAPITATION - THE ANTHROPOCENE EXTINCTION

Releasedatum: 07.08.2015
Formate: CD, CD+DVD Digibook, LP, Tape
Metal Blade Records, Death Metal/Grindcore, 12 Songs (+2 Digibook Bonus Songs)

3 lange Jahre sind seit Release des Meilensteins „Monolith of Inhumanity“ vergangen und man fragte sich, ob die Band mit diesem Album den Höhepunkt erreicht hat, den man nie überbieten könnte. Ich gebe zu, ich war von Anfang an ziemlich euphorisch, was dieses Album angeht und die Idee, das Coverartwork auch auf einem Strandtuch zu verewigen finde ich nach wie vor genial. Aber kann „The Anthropocene Extinction“ die hohen Erwartungen erfüllen?

Ziemlich passend, nämlich mit Wellenrauschen, begrüßt uns „Manufactured Extinct“. Das Instrumentarium spielt noch recht langsam für Cattle Decapitation Verhältnisse und Travis Ryan lässt das erste Mal in gewohnter Manier sein Organ los. Mit beginn des Gesangs dreht man auch auf Instrumentalebene das Tempo auf. Im Refrain wird dann auch wieder die bitterböse Stimmlage ausgepackt, dazu noch ein frickeliges Solo und wir haben einen perfekten Cattle Decapitation Song. Dieser geht außerdem nahtlos in „The Prophets of Loss“ über, in welchem es gesangliche Unterstützung durch Philip H. Anselmo (ex-Pantera, Philip H. Anselmo & The Illegals) gibt. Auch hier fallen positiv die zahlreichen Tempowechsel und die massive Nutzung des hohen, kratzigen Gesangs auf.
Das erste Mal fast durchgängig im Hightempo ist „Plagueborne“ angesiedelt. Eingeleitet wird das Stück durch industrielle Geräusche, welche von Tristan Shone programmiert wurden. Über diese legt sich recht bald schon das Mainriff und das Tempo wird nur im Break mit Schlagzeug und Bass unterbrochen. Gesanglich wird auch hier munter zwischen tiefem Gegrunze und hohem Gekeife gesprungen, außerdem mündet das Finale in einem grandiosen Riff. Bekannte Memes warnen schon mit den Worten „Meth, not even once“. Wesentlich verheerender sind allerdings die Nebenwirkungen der in „Clandestine Ways (Krokodil rot)“ thematisierten Droge Krokodil, aber mal ehrlich: Was eignet sich besser für einen Cattle Decapitation Song als eine Substanz die das Fleisch der Konsumenten zerfrisst? Mit dem vorliegenden Tempo und dem wahnsinnigen Drumming erinnert das Lied extrem an alte Alben der Band. Der Refrain endet mir zwar zu abrupt, das wird aber locker von dem Bass-Solo wieder ausgeglichen und ich muss zugeben, dass dieser Song wohl der rockigste Cattle Decapitation Song bisher ist.
In eine ähnliche musikalische Kerbe schlägt auch das nachfolgende „Circo Inhumanitas“, nach dem es erstmal eine Verschnaufpause in Form des Instrumentals „The Burden of seven Billion“ gibt. Musikalisch erinnert dieses epische Stück allerdings schon sehr an „The Monolith“ vom Vorgängeralbum. Das nächste Highlight bietet „Mammals in Babylon“. Wahnsinnige Geschwindigkeiten, ein mitreißendes Riff und Gesangslinien die sich in die Großhirnrinde brennen, mehr muss man hierzu und zu „Mutual Assured Destruction“ nicht sagen.
Fast ein pures Gänsehaut-Lied ist „Not suitable for Life“ geworden. Es trieft nur so vor Menschenfeindlichkeit, Travis' hoher Gesang lässt mir das Herz aufgehen und das Gitarrensolo ist auch nicht ganz ohne. Einfach durch und durch ein erstklassiger Song. Mit „Apex Blasphemy“ wird im Anschluss erneut alles dagewesene zerstört. Wie schaffen sie es nur jeden Song des Albums mit dem nächsten noch zu überbieten? Nahtlos geht auch hier das Wellenrauschen in das nächste Stück über. „Ave Exitium“ heißt das Lied, welches zu großen Teilen aus ambienten Gitarreneffekten besteht, mit klarem Gesang vorgetragen wird und auf das große Finale vorbereitet.
Und dieses kommt unter dem Namen „Pacific Grim“ erbarmungslos angeschmettert. In den Strophen recht gleichförmig, im Refrain sehr melodiös, gekonnte Wechsel in den Stimmlagen und zum Ende hin wird es nochmal richtig episch, das unter anderem dank des deutschen Parts von Jürgen Bartsch (Bethlehem). Nun folgt so langsam der Fade out und die Wellen treiben uns wie Strandgut wieder davon.
Besitzer des Digibooks kommen außerdem in den Genuss des schon auf einer Flexi-Disc veröffentlichten Songs „Cannibalistic Invasivorism“ und des unveröffentlichten „No Light and no Life“.

Der Monolith, welcher auch im Artwork wieder auftaucht, hat einen würdigen Nachfolger bekommen. So gern ich auch irgendetwas Negatives zum Album sagen würde, ich finde einfach nichts. Jeder Song ist ein Treffer, es gibt keine Füller und das die, von mir liebevoll „bitterböse Donald Duck Imitation“ genannte, Stimme deutlich häufiger zum Einsatz kommt als auf den Vorgängern ist für mich mit Abstand der größte Pluspunkt. Folgerichtig kann hier nur eine 6 von 6 Punkte-Bewertung in Frage kommen
„We fucking die tonight and that's perfectly alright with me“ - The Prophets of Loss

Anspieltipps: Manufactured Extinct. The Prophets of Loss, Clandestine Ways (Krokodil rot), Not suitable for Life, Pacific Grim


Samstag, 8. August 2015

NEBELSCHWADEN - NOSTALGIE & APATHIE III: KOSMODROM [VERSCHLUNGEN IN SPHÄREN DER EXISTENZLOSIGKEIT]

Releasedatum: 01.08.2015
Formate: CD (limitiert auf 10 Exemplare), Download
Self-Released, Depressive Black Metal, 1 Song

Es ist soweit, die Trilogie, welche meine Seite von Beginn an begleitet findet ihr Ende. „Kosmodrom [Verschlungen in Sphären der Existenzlosigkeit]“ heißt der letzte Teil der „Nostalgie & Apathie“ EP-Reihe und kommt wie seine beiden Vorgänger im schlichten, schwarzen Pappschuber, mit Aussparungen für den Titel und das Bandlogo, sowie einer handschriftlichen Nummerierung (wieso schaffen es Buchverlage und DVD-Publisher nicht auch einheitliche Stile beizubehalten?).

Ruhig, langsam und leicht abgewandelt spielt die Gitarre die aus den ersten beiden Teilen bekannte Melodie und während Schlagzeug und Bass (diesmal von Nocturnus [Wolfskult] eingespielt) mit einsetzen wird das Tempo weiter angezogen. Ein erstes Ausbrechen der Musik ist zu vernehmen, aber seine volle Kraft entfaltet das Riff mit dem ersten Schrei von Sänger S. Nach wenigen Minuten reinem Instrumental, mit feinen synthetischen Klängen erweitert, setzt der gewohnt hohe Kreischgesang ein.
Im Folgenden gibt es immer wieder blockweise Wechsel zwischen repetitiven Instrumentalpassagen mit variablem Riffing und Gesangsetappen mit dem kraftvollen Mainriff. Der synthetische Soundteppich webt sich teilweise schon unscheinbar unter das Songgeflecht und hat insbesondere in Kombination mit dem Video eine wahnsinns Wirkung und erschafft eine einzigartige Atmosphäre.
Ein paar Minuten vor Ende des Songs kommt es nach einem kurzen Break noch zu einer überraschenden Wendung und man hört auch zum ersten Mal in einem Nebelschwaden-Song eine klare Stimme, welche unterlegt mit ordentlich Hall und Echo vor sich her flüstert.
Wenn dann kurz vor Schluss die Distortions herausgenommen werden fragt man sich wo denn die knapp 23 Minuten hin sind. Jedes Ende der „Nostalgie & Apathie“ Lieder hat mich kalt erwischt und aus meinen Gedanken gerissen und übrig bleibt die Frage: „wie schaffen die das nur immer?“

Wie schon „Retrospektiv“ und „Nichtsein“ ist auch „Kosmodrom“ ein Lied, dass perfekt dazu geeignet ist die Zeit zu vergessen und sich ganz seinen Gedankenwelten hinzugeben. Auch die Länge von 23 Minuten (damit genauso lang wie Teil 1 und 2 zusammen) ist ein positiver Aspekt, auch wenn für mich so ein Song wohl nie lang genug sein kann. Ich begrüße auch die experimenteller Ausrichtung sehr und bildet ein gelungenes Finale der Trilogie, welches ich mit 6 von 6 Punkten bewerte.
Wer noch eine CD haben will könnte Glück haben, denn laut aktuellem Stand (08.08. um 0:30 Uhr) ist noch ein Exemplar übrig, allen anderen kann ich nur den kostengünstigen Download ans Herz legen.

Mittwoch, 5. August 2015

OOMPH! - XXV

Releasedatum: 31.07.2015
Format: CD
Airforce1 Records, Industrial Rock, 14 Songs

Das Album des großen musikalischen Umbruchs von Oomph!, „Des Wahnsinns fette Beute“, ist mittlerweile 3 Jahre alt und das 25-jährige Bandjubiläum steht an. Was passt da besser als ein neues Album? Wo viele Bands nur ein Best-of oder unzählige Wiederveröffentlichungen alter Alben auf den Markt bringen würden, bekommen wir hier direkt 14 brandneue Songs geliefert.

Schon der kurze Opener „Dein Retter“ zeigt, dass Oomph! sich wieder etwas zurückbesinnen, aber auch neue Sounds in ihre Songs einfließen lassen. So hört man auf dem Album (meiner Erinnerung nach) erstmals synthetische Orchesterparts. Mit „Alles aus Liebe“ hat man direkt schon ein Lied, dass genauso gut auf einem der früheren Oomph! CD vorkommen könnte und ist die erste Musikvideoauskopplung. Hier geht man deutlich elektronischer Zu werke und ich bin froh, dass das Lied keine Ballade geworden ist, wie mein erster Gedanke bei dem Songtitel war.
Mein erster Liebling der Scheibe ist ganz eindeutig „Jetzt oder nie“, in dem der charismatische Sänger Dero im Refrain ordentlich zum mitgröhlen animiert. Gute Laune und ein potentieller Live-Kracher sind hier vorprogrammiert. „Als wärs das letzte Mal“ nimmt das Liebesthema von „Alles aus Liebe“ wieder auf und setzt sich hartnäckig fest. Auch wenn es sonst nicht meine liebste Art von Songs ist, sorgt die Eingängigkeit doch für das eine oder andere mitsummen meinerseits.
Die Geschichte der Mary Bell erzählt das gleichnamige Lied. In den 1960er Jahren wurde das damals 11-jährige Mädchen wegen des Mordes an 2 Kindern verurteilt und löste ein riesiges Medienecho in England aus. Mich lässt das Gefühl nicht los, dass Co-Produzent Simon Michael und Bodenski (welcher an ein paar Lyrics des Albums mitgeschrieben hat) etwas zu dieser Themenwahl beigetragen haben, denn mit ihrer eigenen Band Subway to Sally brachten sie letztes Jahr das Album Mitgift heraus, auf welchem solche Mordgeschichten ebenfalls vertont wurden. Auf jeden Fall hat mein hier einen erstklassigen Gänsehautsong geschaffen.
Um Trennungen geht es im sich langsam aufbauenden „Jede Reise hat ein Ende“, welches leider zu den paar Liedern des Albums gehören, die mich bisher noch nicht berühren. Dazu zählt auch die Halbballade „Unter diesem Mond“.
Die folgenden 4 Stücke „All deine Wunden“, „Fleisch und Fell“, „Tick Tack“ und „Nicht von dieser Welt“ haben ebenfalls den „Retro“-Oomph!-Charme, den ich mir von „XXV“ versprochen habe. Der Bass zieht sich gnadenlos durch die Lieder, in den Refrains wird es hart und knackig, eben die gewohnte Oomph!-Rezeptur.
2 weitere neue Lieblingslieder habe ich in „Spieler“ und „Zielscheibe“ gefunden. In Ersten geht es um die komplette Kontrolle über einen anderen Menschen, Zweiteres eine Hymne für alle Provokateure da draußen. So ein bisschen fühlt man sich doch schon verstanden. Das Intro mit verzerrten Gitarren und die Bass/Schlagzeug Kombination leitet wie immer kraftvoll und knackig durch die Strophen. Wie bei „Jetzt oder nie“ bin ich mir auch hier sicher, dass es Live ein absoluter Kracher wird. Den Abschluss macht, wie schon auf dem Vorgängeralbum, ein emotionales Stück, „Leis ganz leis“ und ebenfalls wie im Lied „Unendlich“ auf „Des Wahnsinns fette Beute“ wird hier der Tod thematisiert, allerdings gefällt mir da das 2012er Lied noch einen Tick besser.

Eine gelungene Symbiose aus dem bekannten Oomph!-Stil, der Experimentierfreudigkeit des letzten Albums und neuen Einflüssen ist „XXV“ geworden und zeigt so ganz ohne Best-of einen Querschnitt durch 25 Jahre Oomph!. 4 von 6 Punkten bekommt das größtenteils mitreißende Jubiläumsalbum von mir, hoffen wir auf weitere 25 Jahre. „Begegnen wir dem Tod mit Euphorie. Jetzt oder nie!“

Anspieltipps: Jetzt oder nie, Als wärs das letzte Mal, Mary Bell, Zielscheibe



Samstag, 1. August 2015

AL-NAMROOD - HEEN YADHAR AL GHASQ

Releasedatum: 06.01.2014
Formate: CD, LP
Shaytan Productions, Black/Folk Metal, 7 Songs

Saudi-Arabien, genauer gesagt die Provinz asch-Scharqiyya. Viel Wüste, Hitze, Kamele und Black Metal. Halt. Black Metal aus Nahost? Nicht nur im kalten, skandinavischen Norden gibt es system- und religionskritische Minderheiten die im Untergrund ihre Musik machen.
Allerdings drohen Al-Namrood in ihrer Heimat ernstere Strafen als das schief-angeschaut-werden durch die ältere Generation, denn ihre kritische Haltung gegen den Islam kann ihnen im wahrsten Sinne des Wortes den Kopf kosten, aber weitere Infos zu den Hintergründen der Band und den Zuständen in ihrer Heimat kann man mittlerweile auch in den westlichen Mainstreammedien nachlesen, die Anfang des Jahres Al-Namrood auch in das Blickfeld deutscher Musikfans gebracht haben.

„Heen Yadhar Al Ghasq“ ist zwar nicht die aktuellste Veröffentlichung der Band (Anfang 2015 kam die EP „Ana Al Tughian“), aber im Moment das letzte Album. Al-Namroods Alben werden über das kanadische Label Shaytan Productions, welches sich auf orientalischen Black Metal und Ambient spezialisiert, in diverse westliche Länder vertrieben.
Das Album beginnt nicht direkt mit einem Schlag ins Gesicht, „Estahalat Al Harb“ ist eher ein 4-minütiges Instrumentalintro. Keyboardsounds und arabische Gitarrenmelodiken mischen sich mit dem typischen Black Metal Riffing und für die Umstände unter denen die Musiker agieren müssen wurde das Album super aufgenommen.
Im Titeltrack „Heen Yadhar Al Ghasq“ kommen auch arabische Percussions hinzu, einzig die Bassdrum des Schlagzeuges wirkt mir etwas zu sehr getriggert. In diesem Lied hört man zum ersten mal auf dem Album die tiefe, markante Stimme des Sängers Humbaba, dem im Titeltrack immer mal wieder der arabische Gesangsstil durchkommt.
Eine interessante Einleitung, ein episches, langes Instrumental und puren Wahnsinn im Gesang bietet „Youm Yukram Al Jaban“, direkt gefolgt vom ersten Lied zu dem ein Video gedreht wurde. „Bat Al Tha Ar Nar Muheja“war außerdem das erste Lied, welches ich von Al-Namrood gehört habe. Nach dem kurzen arabischen Intro geht es schon richtig fies und schnell zur Sache, Humbaba lässt wieder seine bösesten Lacher ab und die Drums lassen das Lied leicht chaotisch wirken, allerdings hat auf dem zweiten Blick alles seine Ordnung und Daseinsberechtigung. Unterbrochen wird das nur noch von einem kurzen, ruhigen Zwischenstück, bevor wieder ordentlich reingehauen wird.
Das einzige Lied dem man die schlechten Aufnahmeumstände anmerkt ist „Um Al Qashaam“, welches in den Höhen schon ziemlich kratzig klingt, allerdings lassen die wundervollen arabischen Melodien, die über Keyboard und Gitarren gespielt werden, darüber hinwegsehen.
Den Abschluss bilden der richtig gemeine Ohrwurm „Subat“ und „A Aj Al Safeeh“. Letzteres hat wie schon „Youm Yukram Al Jaban“ eine ziemlich interessant und ungewöhnlich klingende Einleitung und baut wundervolle arabische Highlights ein.

Ich möchte hier nur die musikalische Ebene von Al-Namrood bewerten, da ich es verwerflich finde eine arabische Band einfach nur aus dem Grund zu „feiern“, weil sie sich trauen sich gegen den Islam aufzulehnen. Würde dies eine westliche Band in dieser Form machen...den Shitstorm könnte man sich garnicht vorstellen und außerdem hab ich weder arabische Freunde, noch kann ich die arabische Sprache, weshalb es mir nicht möglich ist zu sagen was Al-Namrood da überhaupt singen. Es könnten genauso gut einfache Klopf-Klopf-Witze sein.
Musikalisch bieten Al-Namrood allerdings soliden, eingängien Black Metal mit Folkeinflüssen, in diesem Falle eben nahöstliche Folklore und was gibt es besseres als im warmen Sommer zu arabischen Metal zu headbangen? 5 von 6 Punkten bekommt „Heen Yadhar Al Ghasq“ von mir, gebt der Band mal ein Ohr. Mir gefallen Al-Namrood jedenfalls deutlich besser als die Kollegen Melechesh aus Jerusalem.

Anspieltipps: Estahalat Al Harb, Youm Yukram Al Jaban, Bat Al Tha Ar Nar Muheja