Mittwoch, 5. August 2015

OOMPH! - XXV

Releasedatum: 31.07.2015
Format: CD
Airforce1 Records, Industrial Rock, 14 Songs

Das Album des großen musikalischen Umbruchs von Oomph!, „Des Wahnsinns fette Beute“, ist mittlerweile 3 Jahre alt und das 25-jährige Bandjubiläum steht an. Was passt da besser als ein neues Album? Wo viele Bands nur ein Best-of oder unzählige Wiederveröffentlichungen alter Alben auf den Markt bringen würden, bekommen wir hier direkt 14 brandneue Songs geliefert.

Schon der kurze Opener „Dein Retter“ zeigt, dass Oomph! sich wieder etwas zurückbesinnen, aber auch neue Sounds in ihre Songs einfließen lassen. So hört man auf dem Album (meiner Erinnerung nach) erstmals synthetische Orchesterparts. Mit „Alles aus Liebe“ hat man direkt schon ein Lied, dass genauso gut auf einem der früheren Oomph! CD vorkommen könnte und ist die erste Musikvideoauskopplung. Hier geht man deutlich elektronischer Zu werke und ich bin froh, dass das Lied keine Ballade geworden ist, wie mein erster Gedanke bei dem Songtitel war.
Mein erster Liebling der Scheibe ist ganz eindeutig „Jetzt oder nie“, in dem der charismatische Sänger Dero im Refrain ordentlich zum mitgröhlen animiert. Gute Laune und ein potentieller Live-Kracher sind hier vorprogrammiert. „Als wärs das letzte Mal“ nimmt das Liebesthema von „Alles aus Liebe“ wieder auf und setzt sich hartnäckig fest. Auch wenn es sonst nicht meine liebste Art von Songs ist, sorgt die Eingängigkeit doch für das eine oder andere mitsummen meinerseits.
Die Geschichte der Mary Bell erzählt das gleichnamige Lied. In den 1960er Jahren wurde das damals 11-jährige Mädchen wegen des Mordes an 2 Kindern verurteilt und löste ein riesiges Medienecho in England aus. Mich lässt das Gefühl nicht los, dass Co-Produzent Simon Michael und Bodenski (welcher an ein paar Lyrics des Albums mitgeschrieben hat) etwas zu dieser Themenwahl beigetragen haben, denn mit ihrer eigenen Band Subway to Sally brachten sie letztes Jahr das Album Mitgift heraus, auf welchem solche Mordgeschichten ebenfalls vertont wurden. Auf jeden Fall hat mein hier einen erstklassigen Gänsehautsong geschaffen.
Um Trennungen geht es im sich langsam aufbauenden „Jede Reise hat ein Ende“, welches leider zu den paar Liedern des Albums gehören, die mich bisher noch nicht berühren. Dazu zählt auch die Halbballade „Unter diesem Mond“.
Die folgenden 4 Stücke „All deine Wunden“, „Fleisch und Fell“, „Tick Tack“ und „Nicht von dieser Welt“ haben ebenfalls den „Retro“-Oomph!-Charme, den ich mir von „XXV“ versprochen habe. Der Bass zieht sich gnadenlos durch die Lieder, in den Refrains wird es hart und knackig, eben die gewohnte Oomph!-Rezeptur.
2 weitere neue Lieblingslieder habe ich in „Spieler“ und „Zielscheibe“ gefunden. In Ersten geht es um die komplette Kontrolle über einen anderen Menschen, Zweiteres eine Hymne für alle Provokateure da draußen. So ein bisschen fühlt man sich doch schon verstanden. Das Intro mit verzerrten Gitarren und die Bass/Schlagzeug Kombination leitet wie immer kraftvoll und knackig durch die Strophen. Wie bei „Jetzt oder nie“ bin ich mir auch hier sicher, dass es Live ein absoluter Kracher wird. Den Abschluss macht, wie schon auf dem Vorgängeralbum, ein emotionales Stück, „Leis ganz leis“ und ebenfalls wie im Lied „Unendlich“ auf „Des Wahnsinns fette Beute“ wird hier der Tod thematisiert, allerdings gefällt mir da das 2012er Lied noch einen Tick besser.

Eine gelungene Symbiose aus dem bekannten Oomph!-Stil, der Experimentierfreudigkeit des letzten Albums und neuen Einflüssen ist „XXV“ geworden und zeigt so ganz ohne Best-of einen Querschnitt durch 25 Jahre Oomph!. 4 von 6 Punkten bekommt das größtenteils mitreißende Jubiläumsalbum von mir, hoffen wir auf weitere 25 Jahre. „Begegnen wir dem Tod mit Euphorie. Jetzt oder nie!“

Anspieltipps: Jetzt oder nie, Als wärs das letzte Mal, Mary Bell, Zielscheibe



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