Das Album des großen musikalischen
Umbruchs von Oomph!, „Des Wahnsinns fette Beute“, ist
mittlerweile 3 Jahre alt und das 25-jährige Bandjubiläum steht an.
Was passt da besser als ein neues Album? Wo viele Bands nur ein
Best-of oder unzählige Wiederveröffentlichungen alter Alben auf den
Markt bringen würden, bekommen wir hier direkt 14 brandneue Songs
geliefert.
Schon der kurze Opener „Dein Retter“
zeigt, dass Oomph! sich wieder etwas zurückbesinnen, aber auch neue
Sounds in ihre Songs einfließen lassen. So hört man auf dem Album
(meiner Erinnerung nach) erstmals synthetische Orchesterparts. Mit
„Alles aus Liebe“ hat man direkt schon ein Lied, dass genauso gut
auf einem der früheren Oomph! CD vorkommen könnte und ist die erste
Musikvideoauskopplung. Hier geht man deutlich elektronischer Zu werke
und ich bin froh, dass das Lied keine Ballade geworden ist, wie mein
erster Gedanke bei dem Songtitel war.
Mein erster Liebling der Scheibe ist
ganz eindeutig „Jetzt oder nie“, in dem der charismatische Sänger
Dero im Refrain ordentlich zum mitgröhlen animiert. Gute Laune und
ein potentieller Live-Kracher sind hier vorprogrammiert. „Als wärs
das letzte Mal“ nimmt das Liebesthema von „Alles aus Liebe“
wieder auf und setzt sich hartnäckig fest. Auch wenn es sonst nicht
meine liebste Art von Songs ist, sorgt die Eingängigkeit doch für
das eine oder andere mitsummen meinerseits.
Die Geschichte der Mary Bell erzählt
das gleichnamige Lied. In den 1960er Jahren wurde das damals
11-jährige Mädchen wegen des Mordes an 2 Kindern verurteilt und
löste ein riesiges Medienecho in England aus. Mich lässt das Gefühl
nicht los, dass Co-Produzent Simon Michael und Bodenski (welcher an
ein paar Lyrics des Albums mitgeschrieben hat) etwas zu dieser
Themenwahl beigetragen haben, denn mit ihrer eigenen Band Subway to
Sally brachten sie letztes Jahr das Album Mitgift heraus, auf welchem
solche Mordgeschichten ebenfalls vertont wurden. Auf jeden Fall hat
mein hier einen erstklassigen Gänsehautsong geschaffen.
Um Trennungen geht es im sich langsam
aufbauenden „Jede Reise hat ein Ende“, welches leider zu den paar
Liedern des Albums gehören, die mich bisher noch nicht berühren.
Dazu zählt auch die Halbballade „Unter diesem Mond“.
Die folgenden 4 Stücke „All deine
Wunden“, „Fleisch und Fell“, „Tick Tack“ und „Nicht von
dieser Welt“ haben ebenfalls den „Retro“-Oomph!-Charme, den ich
mir von „XXV“ versprochen habe. Der Bass zieht sich gnadenlos
durch die Lieder, in den Refrains wird es hart und knackig, eben die
gewohnte Oomph!-Rezeptur.
2 weitere neue Lieblingslieder habe ich
in „Spieler“ und „Zielscheibe“ gefunden. In Ersten geht es um
die komplette Kontrolle über einen anderen Menschen, Zweiteres eine
Hymne für alle Provokateure da draußen. So ein bisschen fühlt man
sich doch schon verstanden. Das Intro mit verzerrten Gitarren und die
Bass/Schlagzeug Kombination leitet wie immer kraftvoll und knackig
durch die Strophen. Wie bei „Jetzt oder nie“ bin ich mir auch
hier sicher, dass es Live ein absoluter Kracher wird. Den Abschluss
macht, wie schon auf dem Vorgängeralbum, ein emotionales Stück,
„Leis ganz leis“ und ebenfalls wie im Lied „Unendlich“ auf
„Des Wahnsinns fette Beute“ wird hier der Tod thematisiert,
allerdings gefällt mir da das 2012er Lied noch einen Tick besser.
Eine gelungene Symbiose aus dem
bekannten Oomph!-Stil, der Experimentierfreudigkeit des letzten
Albums und neuen Einflüssen ist „XXV“ geworden und zeigt so ganz
ohne Best-of einen Querschnitt durch 25 Jahre Oomph!. 4 von 6 Punkten
bekommt das größtenteils mitreißende Jubiläumsalbum von mir,
hoffen wir auf weitere 25 Jahre. „Begegnen wir dem Tod mit
Euphorie. Jetzt oder nie!“
Anspieltipps: Jetzt oder nie, Als wärs
das letzte Mal, Mary Bell, Zielscheibe
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