Formate: CD, Download
MP Records, NDH, 12 Songs
Das dritte Album ist für viele Bands
das wichtigste, mit ihm zeigt sich ob man eine Eintagsfliege ist oder
sich über längere Zeit etablieren kann. Letztes Jahr in meiner
Rezension zum zweiten Album „Propaganda“ nannte ich die
Heldmaschine „die Durchstarter der NDH-Szene“. Die Erwartungen
liegen also hoch.
Den Anfang macht der vorab schon auf
einigen Konzerten gespielte Übersong „Collateral“. Zwischen
schweren Gitarren und leichten Synthieklängen gebettet liegt der
eingängige Refrain und schon hat man den ersten Brecher um die Ohren
gehauen bekommen. In „Schwerelos“ ist es die Melodik und die
Gesangsart der Strophen die mich fesselt und einem direkt ins Blut
übergeht. Das Lied über eine gescheiterte Beziehung, die ziemlich
aus dem Ruder läuft sichert sich jetzt schon einen Platz unter den
besten Heldmaschine Songs, auch wenn er gegen Ende doch sehr
gestreckt wirkt.
„Wir danken Euch“ besticht durch
seine Synthie-Einlagen im leichten Industrial-Discoflair, gibt einen
kleinen Einblick in das Tourleben und schmeichelt sich mit einem
großen Danke an alle Fans ein. Mir hätte das allerdings zum Ende
des Albums besser gefallen. Doch nun kommt zunächst einmal die
Single „Wer einmal lügt“. Da man das Lied schon seit einem Monat
hören kann hat es sich schon ordentlich in den Köpfen festgesetzt
und ist auch zugegebenermaßen das erste Lied mit Kinderchor, dass
mir wirklich gefällt. Auch der Einsatz von Dubstep-Elementen passt
hier absolut perfekt und während die Synths unter die Haut gehen,
treiben die Gitarren, der Bass und das Schlagzeug den Song mit der
gewohnten Heavyness voran.
In einer Zeit voller Fremdenhass,
Montagsspaziergängen „besorgter Bürger“ und brennenden
Flüchtlingsunterkünften braucht man Songs wie „Ich will dein
Bestes“, die sich dem wütenden Mob entgegen stellen. Mit
orientalischen Drums und ebendiesen Melodiken in Kombination mit
äußerst interessanten Stimmeffekten hat man hier ein knackiges
Brett geschaffen, welches auch trotz einiger Wiederholungen nicht
unnötig in die Länge gezogen daher kommt.
Schon auf der Eisheilige Nächte Tour
mit Subway to Sally hat sich gezeigt wie gut die Heldmaschine und
Unzucht zusammenpassen, nun gibt es den ersten wirklich gemeinsamen
Song „Tränenblut“ in welchem man nicht nur den Schulz im Duett
mit Heldmaschine-Sänger René, sondern auch De Clerqc mit feinsten
Brüllereien zu hören bekommt. Der Refrain ist dank dem Gastgesang
außerordentlich melodisch, während die Strophen recht bedrohlich
wirken und es gibt die erste Gänsehaut für mich. Diese bleibt auch
während „Ein Traum“ bestehen. Wem das gefühlvolle Duett mit
Belle Verfürth nicht berührt, dem kann man offensichtlich garnicht
mehr helfen. Das einzige Lied welches nicht bei mir zünden will ist
„Maskenschlacht“. In den Strophen wirkt es etwas lasch und auch
wenn die Refrains wieder kraftvoller ist, kann mich das Stück
einfach nicht mitreißen.
„Einmal ist keinmal“ ist wieder ein
ruhigeres Lied in welchem verschiedene Stimmeffekte zunächst
verwirrend wirken, sich aber doch gekonnt in das Songgefüge
einbinden und auch die stimmigen Synthies tragen sehr stark zur
Stimmung bei. „Die Zeit ist reif“ ist hingegen wieder ein
knackiger Industrial-Kracher. Die sich wiederholenden Synthiethemes
stehen im tollen Kontrast zur Gitarrenfraktion und dank erneuter
gesanglicher Unterstützung durch den Schulz bekommt der Song seine
Portion Epicness ab. Diesen Schwung nimmt „Der Hammer fällt“
auch noch mit. Das erbarmungslose und vor allem kurzweilige Stück
trumpft außerdem mit Gastgesang von niemand geringerem als Teufel
von Tanzwut auf. Den Abschluss macht das grandiose Cover des
Kraftwerk-Klassikers „Die Roboter“, welches das Lied in einen
schönen Industrialrocker verwandelt.
War das Erstlingswerk „Weichen +
Zunder“ noch eine erste Bestandsaufnahme und das zweite Album
„Propaganda“ die Findung des eigenen Stils, perfektioniert man
diesen mit dem dritten Album „Lügen“. Schwächen und
Kinderkrankheiten der ersten Alben wurden ad acta gelegt und ein
kurzweiliges Album der Spitzenklasse geschaffen, das man immer wieder
gern anhört. Von mir gibt es dafür ungelogen 5 von 6 Punkten. Wer
die Heldmaschine noch nicht kennt sollte das schleunigst ändern.
Anspieltipps: Collateral, Schwerelos,
Wer einmal lügt, Ich will dein Bestes, Tränenblut
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