Formate: CD, LP
Shaytan Productions, Black/Folk Metal,
7 Songs
Saudi-Arabien,
genauer gesagt die Provinz asch-Scharqiyya. Viel
Wüste, Hitze, Kamele und Black Metal. Halt. Black Metal aus Nahost?
Nicht nur im kalten, skandinavischen Norden gibt es system- und
religionskritische Minderheiten die im Untergrund ihre Musik machen.
Allerdings drohen Al-Namrood in ihrer
Heimat ernstere Strafen als das schief-angeschaut-werden durch die
ältere Generation, denn ihre kritische Haltung gegen den Islam kann
ihnen im wahrsten Sinne des Wortes den Kopf kosten, aber weitere
Infos zu den Hintergründen der Band und den Zuständen in ihrer
Heimat kann man mittlerweile auch in den westlichen Mainstreammedien
nachlesen, die Anfang des Jahres Al-Namrood auch in das Blickfeld
deutscher Musikfans gebracht haben.
„Heen Yadhar Al Ghasq“ ist zwar
nicht die aktuellste Veröffentlichung der Band (Anfang 2015 kam die
EP „Ana Al Tughian“), aber im Moment das letzte Album.
Al-Namroods Alben werden über das kanadische Label Shaytan
Productions, welches sich auf orientalischen Black Metal und Ambient
spezialisiert, in diverse westliche Länder vertrieben.
Das Album beginnt nicht direkt mit
einem Schlag ins Gesicht, „Estahalat Al Harb“ ist eher ein
4-minütiges Instrumentalintro. Keyboardsounds und arabische
Gitarrenmelodiken mischen sich mit dem typischen Black Metal Riffing
und für die Umstände unter denen die Musiker agieren müssen wurde
das Album super aufgenommen.
Im Titeltrack „Heen Yadhar Al Ghasq“
kommen auch arabische Percussions hinzu, einzig die Bassdrum des
Schlagzeuges wirkt mir etwas zu sehr getriggert. In diesem Lied hört
man zum ersten mal auf dem Album die tiefe, markante Stimme des
Sängers Humbaba, dem im Titeltrack immer mal wieder der arabische
Gesangsstil durchkommt.
Eine interessante Einleitung, ein
episches, langes Instrumental und puren Wahnsinn im Gesang bietet
„Youm Yukram Al Jaban“, direkt gefolgt vom ersten Lied zu dem ein
Video gedreht wurde. „Bat Al Tha Ar Nar Muheja“war außerdem das
erste Lied, welches ich von Al-Namrood gehört habe. Nach dem kurzen
arabischen Intro geht es schon richtig fies und schnell zur Sache,
Humbaba lässt wieder seine bösesten Lacher ab und die Drums lassen
das Lied leicht chaotisch wirken, allerdings hat auf dem zweiten
Blick alles seine Ordnung und Daseinsberechtigung. Unterbrochen wird
das nur noch von einem kurzen, ruhigen Zwischenstück, bevor wieder
ordentlich reingehauen wird.
Das einzige Lied dem man die schlechten
Aufnahmeumstände anmerkt ist „Um Al Qashaam“, welches in den
Höhen schon ziemlich kratzig klingt, allerdings lassen die
wundervollen arabischen Melodien, die über Keyboard und Gitarren
gespielt werden, darüber hinwegsehen.
Den Abschluss bilden der richtig
gemeine Ohrwurm „Subat“ und „A Aj Al Safeeh“. Letzteres hat
wie schon „Youm Yukram Al Jaban“ eine ziemlich interessant und
ungewöhnlich klingende Einleitung und baut wundervolle arabische
Highlights ein.
Ich möchte hier nur die musikalische
Ebene von Al-Namrood bewerten, da ich es verwerflich finde eine
arabische Band einfach nur aus dem Grund zu „feiern“, weil sie
sich trauen sich gegen den Islam aufzulehnen. Würde dies eine
westliche Band in dieser Form machen...den Shitstorm könnte man sich
garnicht vorstellen und außerdem hab ich weder arabische Freunde,
noch kann ich die arabische Sprache, weshalb es mir nicht möglich
ist zu sagen was Al-Namrood da überhaupt singen. Es könnten genauso
gut einfache Klopf-Klopf-Witze sein.
Musikalisch bieten Al-Namrood
allerdings soliden, eingängien Black Metal mit Folkeinflüssen, in
diesem Falle eben nahöstliche Folklore und was gibt es besseres als
im warmen Sommer zu arabischen Metal zu headbangen? 5 von 6 Punkten
bekommt „Heen Yadhar Al Ghasq“ von mir, gebt der Band mal ein
Ohr. Mir gefallen Al-Namrood jedenfalls deutlich besser als die
Kollegen Melechesh aus Jerusalem.
Anspieltipps: Estahalat Al Harb, Youm
Yukram Al Jaban, Bat Al Tha Ar Nar Muheja
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