Release: 16.08.2013
Formate: CD, CD & DVD im Digibook,
2 CD & DVD Amazon Edition, 2 LP (blau/kupferfarben, schwarz)
Napalm Records, Mittelalter-/Folkrock,
13 Songs (+1 Bonus auf Digibook Version)
„Wachstum über alles“ lautet der
Titel der Vorab-Single zu diesem Album, in welcher man sich kritisch
mit der aktuellen Wirtschaftssituation auseinandersetzt. Ist es da
nicht sehr ironisch, dass auf das Album, welches sowieso schon eine
übergroße Amazon Sonderversion bekam, auch ein Artbook und ein
eigener Comic folgte und der Frontmann seine Hochzeit an einen
Fernsehsender verkaufte? Ob man das braucht kann jeder für sich
selbst entscheiden, mir geht es hier und jetzt zunächst nur um das
Album an sich.
In den Artworks, welche von Matt Dixon
(bekannt durch World of Warcraft, Harry Potter, Crash Bandicoot und
Spyro Illustrationen) stammen, werden die Bandmitglieder in einem Mix
aus Steampunk und vikorianischen Gewändern dargestellt. Passt für
mich nicht wirklich zur Musik, aber in den zusätzlichen Büchern
gibt es dafür sicher eine Erklärung. Die beiden Covervarianten
(links Standard, rechts Digibook) können mich jetzt auch nicht
wirklich vom Hocker reißen, da sagen mir die Gestaltungen der
früheren Alben mehr zu.
Auf der Bonus DVD findet sich neben dem
kompletten Auftritt vom Wacken 2011 außerdem Kommentare der
Bandmitglieder zu den einzelnen Liedern und ein 35-minütiges Making
of. Das mag für einige vielleicht überflüssig sein, aber ich
gehöre zu denen die sich sowas gern anschauen und nicht genug davon
bekommen können.
Nachdem die letzten beiden Alben (Wer
Wind sät & Sturm aufs Paradies) mir wesentlich zu soft waren und
den Gitarren und Dudelsäcken der Druck gefehlt hat, waren meine
Erwartungen an „Das schwarze IxI“ nicht sehr hoch. Nachdem die
Single „Wachstum über alles“ zum ersten mal durch meinen Player
rotierte konnte ich es kaum fassen. Saltatio Mortis versuchten sich
wieder an gesellschaftkritischen Texten und Songs deren Härtegrad
man von ihnen seit „Des Königs Henker“ und „Aus der Asche“
nichtmehr gehört hat. Stellte sich nur noch die Frage: Wird die
Gangart im Album beibehalten oder ist es wieder nur der eine gute
Song, der die alten Fans anlocken soll, die CD zu kaufen?
An dieser Stelle kann ich beruhigend
sagen: ja, das Album wird durchströmt von einem Fluss an Energie,
dass es wieder Spaß macht neue Saltatio Mortis Songs zu hören auch
wenn dieser Fluss vielleicht an ein paar Stellen schwächer wird oder
gar abreißt.
Der erste wirklich ruhige Song kommt
erst an 6. Stelle, „Der Sandmann“, aber dort wird dann direkt
richtig tief in die Kitschkiste gegriffen. Ich denke ich bin nicht
der einzige der abschaltet wenn ein Kinderchor in einem Lied
auftaucht. Das hat für mich den Beigeschmack nach „Wir wollen ganz
nach oben in die Charts, mit Kinderchören klappt das immer super,
lasst uns einen einbauen“.
Zum Glück kann „Satans Fall“
direkt im Anschluss das Ruder wieder reißen und bildet mit „Idol“,
welches einen unweigerlich an die Horden an Teeniefans und ihren
nervig-übertriebenen Fankult (gerade um Frontmann Alea) denken lässt
und „IX“ den Mittelpunkt des Albums. Bei letzterem ist mir zwar
immernoch ein Rätsel was man sich bei dem Text wohl gedacht hat oder
ob man einfach nur einem Bildungsauftrag nachgehen wollte („Sieben
ist die Drei plus vier“ ; „Eins bleibt Eins in der Potenz“),
aber für die jungen Fans sind tiefgründigere Texte wohl zu viel und
die Texte an sich vielleicht sogar komplett egal, also wird sich da
wohl kaum einer dran stören.
Die 3 beinahe perfekten Songs
„Galgenballade“, „Abrakadabra“ und „Nur ein Traum“ werden
leider durch Kleinigkeiten in ihrem Gefüge zerstört. Im
erstgenannten Lied ist es das Ende der vorletzten Strophe bei welchem
der Text wohl zu lang für die Takte war, „Abrakadabra“ schafft
es nicht durchgehend den arabischen Flair zu halten und muss man
unbedingt in „Nur ein Traum“ einen kurzen aber doch störenden
ruhigen Part einbauen?
Im Bonussong „Schloss Duwisib“
passen dann aber wieder Musik, Stimmung und Text perfekt zusammen und
ich kann jedem empfehlen dafür zur Digibook Version zu greifen.
Gehöre ich nun auch zu den ewig
Gestrigen, die im Opener „Früher war alles besser“ besungen
werden, weil ich mich freue, dass das Album wieder mehr in die
musikalische Richtung geht mit der ich die Band kennen und lieben
gelernt habe? Ich denke nicht. Schließlich könnte ich mich ja auch
darüber beschweren das Saltatio Mortis keine elektronischen
Einflüsse mehr verwenden, wie auf den beiden frühen Alben „Das
zweite Gesicht“ und „Erwachen“.
„Das schwarze IXI“ gehört für
mich zu beiden besten Alben seit dem großen Umbruch in der Band und
ich bin froh das mich die beiden CDs dazwischen nicht abgeschreckt
haben mir das Album zu kaufen. 4 von 6 hart verdienten Punkten gibt
es hier an dieser Stelle von mir.
Anspieltipps. „Wachstum über alles“,
„Krieg kennt keine Sieger“, „Satans Fall“, „Idol“, „IX“,
„Schloss Duwisib“