Donnerstag, 20. November 2014

SALTATIO MORTIS – DAS SCHWARZE IXI

Release: 16.08.2013
Formate: CD, CD & DVD im Digibook, 2 CD & DVD Amazon Edition, 2 LP (blau/kupferfarben, schwarz)
Napalm Records, Mittelalter-/Folkrock, 13 Songs (+1 Bonus auf Digibook Version)

„Wachstum über alles“ lautet der Titel der Vorab-Single zu diesem Album, in welcher man sich kritisch mit der aktuellen Wirtschaftssituation auseinandersetzt. Ist es da nicht sehr ironisch, dass auf das Album, welches sowieso schon eine übergroße Amazon Sonderversion bekam, auch ein Artbook und ein eigener Comic folgte und der Frontmann seine Hochzeit an einen Fernsehsender verkaufte? Ob man das braucht kann jeder für sich selbst entscheiden, mir geht es hier und jetzt zunächst nur um das Album an sich.

In den Artworks, welche von Matt Dixon (bekannt durch World of Warcraft, Harry Potter, Crash Bandicoot und Spyro Illustrationen) stammen, werden die Bandmitglieder in einem Mix aus Steampunk und vikorianischen Gewändern dargestellt. Passt für mich nicht wirklich zur Musik, aber in den zusätzlichen Büchern gibt es dafür sicher eine Erklärung. Die beiden Covervarianten (links Standard, rechts Digibook) können mich jetzt auch nicht wirklich vom Hocker reißen, da sagen mir die Gestaltungen der früheren Alben mehr zu.
Auf der Bonus DVD findet sich neben dem kompletten Auftritt vom Wacken 2011 außerdem Kommentare der Bandmitglieder zu den einzelnen Liedern und ein 35-minütiges Making of. Das mag für einige vielleicht überflüssig sein, aber ich gehöre zu denen die sich sowas gern anschauen und nicht genug davon bekommen können.

Nachdem die letzten beiden Alben (Wer Wind sät & Sturm aufs Paradies) mir wesentlich zu soft waren und den Gitarren und Dudelsäcken der Druck gefehlt hat, waren meine Erwartungen an „Das schwarze IxI“ nicht sehr hoch. Nachdem die Single „Wachstum über alles“ zum ersten mal durch meinen Player rotierte konnte ich es kaum fassen. Saltatio Mortis versuchten sich wieder an gesellschaftkritischen Texten und Songs deren Härtegrad man von ihnen seit „Des Königs Henker“ und „Aus der Asche“ nichtmehr gehört hat. Stellte sich nur noch die Frage: Wird die Gangart im Album beibehalten oder ist es wieder nur der eine gute Song, der die alten Fans anlocken soll, die CD zu kaufen?
An dieser Stelle kann ich beruhigend sagen: ja, das Album wird durchströmt von einem Fluss an Energie, dass es wieder Spaß macht neue Saltatio Mortis Songs zu hören auch wenn dieser Fluss vielleicht an ein paar Stellen schwächer wird oder gar abreißt.
Der erste wirklich ruhige Song kommt erst an 6. Stelle, „Der Sandmann“, aber dort wird dann direkt richtig tief in die Kitschkiste gegriffen. Ich denke ich bin nicht der einzige der abschaltet wenn ein Kinderchor in einem Lied auftaucht. Das hat für mich den Beigeschmack nach „Wir wollen ganz nach oben in die Charts, mit Kinderchören klappt das immer super, lasst uns einen einbauen“.
Zum Glück kann „Satans Fall“ direkt im Anschluss das Ruder wieder reißen und bildet mit „Idol“, welches einen unweigerlich an die Horden an Teeniefans und ihren nervig-übertriebenen Fankult (gerade um Frontmann Alea) denken lässt und „IX“ den Mittelpunkt des Albums. Bei letzterem ist mir zwar immernoch ein Rätsel was man sich bei dem Text wohl gedacht hat oder ob man einfach nur einem Bildungsauftrag nachgehen wollte („Sieben ist die Drei plus vier“ ; „Eins bleibt Eins in der Potenz“), aber für die jungen Fans sind tiefgründigere Texte wohl zu viel und die Texte an sich vielleicht sogar komplett egal, also wird sich da wohl kaum einer dran stören.
Die 3 beinahe perfekten Songs „Galgenballade“, „Abrakadabra“ und „Nur ein Traum“ werden leider durch Kleinigkeiten in ihrem Gefüge zerstört. Im erstgenannten Lied ist es das Ende der vorletzten Strophe bei welchem der Text wohl zu lang für die Takte war, „Abrakadabra“ schafft es nicht durchgehend den arabischen Flair zu halten und muss man unbedingt in „Nur ein Traum“ einen kurzen aber doch störenden ruhigen Part einbauen?
Im Bonussong „Schloss Duwisib“ passen dann aber wieder Musik, Stimmung und Text perfekt zusammen und ich kann jedem empfehlen dafür zur Digibook Version zu greifen.

Gehöre ich nun auch zu den ewig Gestrigen, die im Opener „Früher war alles besser“ besungen werden, weil ich mich freue, dass das Album wieder mehr in die musikalische Richtung geht mit der ich die Band kennen und lieben gelernt habe? Ich denke nicht. Schließlich könnte ich mich ja auch darüber beschweren das Saltatio Mortis keine elektronischen Einflüsse mehr verwenden, wie auf den beiden frühen Alben „Das zweite Gesicht“ und „Erwachen“.
„Das schwarze IXI“ gehört für mich zu beiden besten Alben seit dem großen Umbruch in der Band und ich bin froh das mich die beiden CDs dazwischen nicht abgeschreckt haben mir das Album zu kaufen. 4 von 6 hart verdienten Punkten gibt es hier an dieser Stelle von mir.

Anspieltipps. „Wachstum über alles“, „Krieg kennt keine Sieger“, „Satans Fall“, „Idol“, „IX“, „Schloss Duwisib“

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