Heute begeben wir uns auf die Reise
nach Südamerika. Nach Mexiko um genau zu sein, denn von dort stammen
die 5 Musiker, welche Bloodlash bilden. Seit 4 Jahren existiert ihre
Band nun und veröffentlichte mit „Rain“ kurz vor Weihnachten
ihre zweite EP.
Mit melancholischen Klaviertönen
leitet „Godsbreath“ die Veröffentlichung ein. Zwischen dem
frickeligen Riffing drängt sich die klare Gesangsstimme in den
Vordergrund, aber es wird ab und an auch mal gegrowlt. „Spring
Devoured“ hingegen ist schon wesentlich flotter, das Growling als
dominantere Gesangsart gewählt und man bekommt ein unerwartetes,
sowie sehr verspieltes Ende geboten. Den Abschluss bilden die
ruhigeren Rockstücke „Thunderborn“ (wieder mit Klargesang) und
das mit Akustikgitarren überzeugende „Maelstrom“.
Fazit:
Man merkt dieser EP deutlich Einflüsse
von Opeth, Tool, Mastodon und dergleichen an, trotzdem schafft man es
etwas völlig eigenes daraus zu machen. Da es nur eine EP ist kann
man die kurze Spielzeit hier verkraften, allerdings hoffe ich das man
bald mal ein volles Album von Bloodlash bekommt, sonst besteht
Gefahr, dass man die Songs tot hören könnte.
Punkte: 4/6
Anspieltipps:...die paar Minuten kann
man sich schon mal für die ganze EP nehmen
Heute stell ich euch das Debüt-Album
einer noch recht jungen finnischen Death Metal Band vor. Wrathrone
haben sich im Jahr 2008 gegründet, bis heute 2 EPs in Eigenregie
veröffentlicht und sich auf den Bühnen bisher recht zurückgehalten,
denn gerade einmal um die 30-40 Auftritte zieren die Bandhistorie.
Nun sind sie aber eine der Bands, die das Jahr 2016 einläuten.
Ohne großes Vorgeplänkel legt der
Titeltrack „Born beneath“ schon mit reinstem Death-Geschredder
los. Dieses brutale und aggressive high-tempo Riffing zieht sich
durch das komplette Album, wobei es einem oft schwerfällt zu
bemerken wo ein Song endet und der nächste begonnen hat.
Außerdem bestechen auch mehrstimmige
Gesangsparts und recht melodische Breaks im weiteren Albumverlauf.
Wirkliche Tempowechsel bietet nur der Song „Carnal Lust“, welcher
trotz dessen im Großen und Ganzen ein schneller Brecher bleibt.
Generell kann ich mir sehr gut vorstellen, dass die Songs Live
wesentlich besser funktionieren würden und jeder Mattenschwinger
seinen Spaß an dem Material findet.
Fazit:
Man kann nur sagen, dass Wrathrone aus
5 begabten Musikern besteht, welche leider noch an der Eintönigkeit
ihrer Songs scheitern. Das Potential eine geniale und vor allem
abwechslungsreiche Death Metal Scheibe zu erschaffen haben sie
allemal. Trotzdem bleibt „Born beneath“ ein Geheimtipp für jeden
der auf brutalen und schnellen Old-School Death Metal steht.
Punkte: 3/6
Anspieltipps: Age of Decadence, Eternal
Salvation, Sea of Sickness, Carnal Lust
Völlig unerwartet kam mir die Promo
zur Debüt-EP der Band Die Thriller-Pfeifen zugeflogen und da ich von
dieser Gruppe noch nie etwas gehört hatte ging die „große“
Recherche los.
Das Trio musiziert seit 2012 zusammen,
kommt aus Mainz, liebt Wortspiele (ich verweise da mal nur auf den
Bandnamen) und spielen „KnusperPop“. Obwohl sowas normalerweise
nicht mein Genrebereich ist dachte ich, mal reinhören schadet nicht.
Nur 17 Minuten ist die Spieldauer
dieses Outputs und in die 17 Minuten wurde allerlei eingängige
Melodik, zwar eindeutig poppige, aber kein bisschen kitschige Lyrics
und eine ganze Menge Herzblut gepackt.
Seien es die Single „Unperfekt“,
das extrem zu tanzen anregende „Glücksstern“ oder das recht
ruhig geratene „Herzenslied“ - auf Instrumentalebene klingen die
Thriller-Pfeifen häufig wie Die Ärzte zu ihren besten Zeiten und
der Gesang sucht sowieso seinesgleichen.
Meine eindeutigen Favoriten sind
allerdings das titelgebende Stück „Überlebenskunst“, welches
mit einem Augenzwinkern das Älterwerden und Jugenderinnerungen
thematisiert und der Rausschmeißer „Drück nochmal auf Anfang“.
Dieser Aufforderung komme ich gern nach und lass die EP noch ein paar
mal durchlaufen.
Fazit:
Wer sich nicht zu fein ist auch mal
etwas aus dem poppigeren Sektor auszuprobieren sollte mit den
Thriller-Pfeifen mehr als nur zufrieden werden. Einzig die recht
kurze Spielzeit stört hier doch noch ein wenig, aber man merkt auf
jeden Fall, dass die Musiker ordentlich was können und Ambitionen
haben. Ich werde das sympathische Dreigespann jedenfalls weiterhin
beobachten und hoffe das irgendwann in nächster Zeit weitere
Veröffentlichungen folgen.
Punkte: 5/6
Anspieltipps: Unperfekt,
Überlebenskunst, Drück nochmal auf Anfang
Etwas über ein Jahr ist es nun her,
dass Chris L. (Agonoize, ex-Ost+Front) bekannt gab ein neues
EBM-Projekt auf die Beine gestellt zu haben und nach einigen
interessanten Songschnippseln, welche über das Jahr veröffentlicht
wurden, kann man nun endlich das fertige Produkt in den Händen
halten.
Den Einstieg bildet der Track
„Lebenslauf“, welches für einen Opener nicht besser sein könnte
und mit seinen netten Effekten im Hintergrund lässt es für den Rest
des Albums Großes erwarten. Unter den vorab veröffentlichten Songs
war „Tokio“ derjenige, der am häufigsten bei mir lief. Die
japanischen Schlagwörter sind ein tolles stylistisches Mittel und
wer kennt nicht dieses Gefühl wenn man sich in eine fremde, weit
entfernte Stadt verliebt hat?
Bevor es an den eindrucksvollen
Titelsong „Klangkörper“ geht, erweist man uns „Concept of
Hate“ noch die Ehre und „Unter deiner Haut“ verwandelt die
Tanzfläche in ein Trümmerfeld.
„Hate Anthem“ war ja schon in
seiner Rohform ein erstklassiger Kracher, aber die fertige Fassung
fegt alles hinfort. „Deine Augen“ und vor allem „Erotik
(F.Alco.hol Version)“ bestechen mit wummernden Bässen und der
einen oder anderen Überraschung, die Versionsbezeichnung spricht
fast schon Bände.
Alles was man sich für einen EBM-Track
wünscht vereinigt „Alles oder nichts“ in sich, auch wenn es für
die Anmerkung „instrumental“ erstaunlich viel Text enthält. Mit
„Wahrer Glaube“ greift Chris wieder zu schonungslos ehrlichen
Worten, ein Gänsehautsong, in dessen Refrain man sich direkt beim
ersten Hören verliebt, während „Koma“ ein Song ist, der gerade
in dieser Zeit die richtigen Worte in die Welt hinaus bläst. Nachdem
uns der „Arschlochsong“ zeigt wie befreit es sich als Arschloch
lebt, spricht sich „V1s1ob1bl1ophob1a“ erneut gegen den Zeitgeist
aus, untermalt von erneut recht experimenteller Musik. Den Abschluss
der Haupt-CD bildet die bandeigene Hymne „Sexorcist“, wieder mit
erstklassigen Synthiespielereien.
Ich bin sehr froh, dass es die Bonus CD
gibt, denn diese 5 Songs sind einfach zu genial um sie länger als
nötig vor der Öffentlichkeit zu verstecken, von „smackdown“,
über das wohl abwechslungsreichste Stück des Albums - „Where
Darkness falls“, am „Phönix“ vorbei bis zu „Life is a
bitch“, dem Motivationssong des Jahres bekommt man hier nochmal
alles geboten, was das Herz begehrt und dank „Unite“ gibt es als
allerletztes einen fetten Stampfer.
Fazit:
Klangzauberer Gunnar Kreuz und der
hemmungslose Vokalakrobat Chris L. legen mit ihrem ersten gemeinsamen
Output das beste Electro-Album, welches ich dieses Jahr hören
durfte, hin. „Klangkörper“ ist Erotic Body Music in Reinkultur,
was anderes kann man dazu nicht sagen.
Im März 2016 wird die erste EP
erscheinen, ich bin gespannt ob The Sexorcist weiterhin diese
Spitzenklasse halten können.
Punkte: 6/6
Anspieltipps: Tokio, Koma, Wahrer
Glaube, When Darkness falls, Life is a bitch
Im Vorfeld zum Release des letzten
Weena Morloch Albums „Grüss Gott, wir sind die Morlochs“ wurde
eine Liste mit Songs, welche auf diesem Silberling gecovert werden
sollen, veröffentlicht. Ernüchterung kam auf, als ein paar der
angekündigten Lieder nicht auf der CD auftauchten.
Doch diesem Missstand wurde (mit
ziemlicher Sicherheit kalkuliert) Einhalt geboten: auf der
Tour-exklusiven EP „Jenseits von Eden“ bekommen eben jene 3
„verschollenen“ Songs ihren Platz.
Den Start macht die stampfend-rockige
Interpretation des The Mamas and the Papas-Klassikers „California
dreamin'“. Hier steht der Bass deutlich im Vordergrund, während
die Synthies (bis zum, einer Synthieschlacht gleichendem, Mittelpart)
sich eher zurückhalten.
Etwas vom Industrial angehauchter kommt
das Cover von „Yes Sir, I can boogie“ (Baccara), welches
gesanglich in den Strophen stark an die grandiose Interpretation von
„Moskau“ erinnert.
Abschließend gibt es noch das
titelgebende „Jenseits von Eden“ (im Original von Nino de Angelo
dargeboten), in dem es kaum Spielereien gibt. Die Synthiespuren
wurden etwas dezenter gesetzt und der Fokus liegt eindeutig auf dem
markanten Riff und Alexander Kaschtes Stimme.
Fazit:
Wie das Album ist auch diese EP eine
gelungene Kooperation zwischen Alexander Kaschte und „dem neuen
Stern am deutschen Schlagerhimmel“ Gerrit Wolf, allerdings frage
ich mich wieso es für die 3 Songs eine zusätzliche CD braucht?
Locker hätten diese Lieder noch auf das Album gepasst und ich
glaube, wenn es „Jenseits von Eden“ nicht nur im Set mit der
Samsas Traum EP geben würde, würde sich diese CD wesentlich weniger
verkaufen.
Teil 2
des EP-Pakets zur „Poesie“ Tour von Samsas Traum und Weena
Morloch ist die „Wie das ewige Meer“ CD, bestehend aus
neu-arrangierten Versionen diverser Samsas Traum Songs, die bisher
größtenteils ein Dasein als Bonusmaterial fristeten. Verantwortlich
für die neuen Versionen ist der Berliner „Klanghexer und
Elektrofrickeler“ Chillheimer, welcher schon auf der
„.Käfer.Maden.Würmer.Spinnen.“ Doppel-CD einen eindrucksvollen
Remix von „Durch die Wand der Träume“ ablieferte.
Mit einer sehr technoiden Version von
„Anti“ beginnt diese EP schon gnadenlos. Die Gitarren rücken
sehr weit zurück um Platz für Klangcollagen aller Art zu schaffen,
nur das wütende Gekeife wirkt vor dem neuen musikalischen
Hintergrund etwas entrückt.
Auch „Judas“ wurde etwas moderner
umgesetzt. Dubsteplastig bis zum Ende und ein bisschen bedrohlicher,
sowie epischer kommt die Neuauflage dieses Songs daher, während „Im
Bauch“ melodisch etwas an einen The Prodigy Klassiker erinnert und
mit interessanten Einsätzen der Stimmverzerrung punktet.
Das aufwühlende „Rache“ wurde zum
Glück immernoch recht ruhig gehalten, nur im Refrain gibt es
verspielte Synthie-Experimente und auch diese Neufassung bietet
dieselben Gänsehautmomente wie das Original.
Für mich die Überraschung der
Tracklist ist ohne Zweifel „Gitter“. Nicht weil es besonders
schlecht oder gut umgesetzt wurde, diese minimalistische Version ist
super, aber das Lied an sich hatte ich garnicht auf dem Schirm. Danke
dafür.
Die EP endet mit dem unerreichten „So
wie die Wellen“, welches langsam in Wellenrauschen einfadet und bis
auf die Drums wurde die Instrumentalisierung (gefühlt) verlangsamt,
was dieses sowieso schon grandiose Lied nochmal aufwertet.
Fazit:
Für mich stellen die neuen Versionen
gleichberechtigte Alternativen zu den originalen Songs dar. Als
feststand, dass hier alte Bonusstücke neu aufgelegt werden, war klar
das es sich um die Stücke handelt, die auf den
Wiederveröffentlichungen der ersten Alben erschienen. Gefreut hätte
ich mich noch über „Ahab“ (was auch gut zum Titel gepasst
hätte), aber ich denke, bei der hier vorliegenden Auswahl ist für
jeden was dabei.
Punkte: 6/6
Beide EPs sind auch jetzt nach der Tour
noch im Set erhältlich, ich empfehle euch recht bald noch
zuzugreifen, bevor alle knapp 1000 Exemplare vergriffen sind.
Da
ich nun seit ein paar Monaten in Nürnberg lebe wird es Zeit, die
lokale Metal-Szene zu erkunden. Deshalb gibt es heute einen Bericht
zur aktuellen Scheibe von Kältetod, „Zwang“.
Ohne
große Vorbereitung spukt uns der Opener „Δz“ sein monotones
Riffing ins Gesicht. Dazu gibt es das genretypische, beinahe
wehleidige Kreischen, sowie den einen oder anderen Rhythmuswechsel am
Schlagzeug, was das ganze Album über fortgeführt wird.
Ich
muss zwar gestehen, dass mich der längste Song „Zwielichttortur“
nicht über seine komplette Spielzeit halten kann, aber dennoch mit
einigen Finessen überzeugt.
Nachdem
„Durch verbrannte Augen“ relativ einfach durchrutscht, sorgt
„Leidenstreue“ für nötiges „Wiederhörpotential“ und bietet
die wohl beste und fesselndste Melodieführung des Albums. Allerdings
trübt der fast durchweg dumpfe Sound das Hörerlebnis schon sehr.
Fazit:
Trotz
weniger Kleinigkeiten die es zu bemängeln gäbe, hat das
Ein-Mann-Projekt Kältetod mit seinem neuen Album zwar keinen
Meilenstein, aber immerhin ein beachtliches, melancholisches Black
Metal Album abgeliefert. Unbedingter Kauftipp für alle, die den
deutschen (depressive) Black Metal Untergrund unterstützen wollen.
Neben dem neuen Samsas Traum
Meisterwerk „Poesie – Friedrichs Geschichte“ beglückt uns
Alexander Kaschte außerdem mit einem neuen Album seiner zweiten,
nicht weniger grandiosen Band Weena Morloch.
Nach dem reinen Noise-Album
„Kunst-x=?“, dem unerreichten „Kadaverkomplex“, dem höchst
exklusivem „Epanalepsis“ (nur in der „Einer gegen alle“ Box
von Samsas Traum und dem CD-Set „Terror über alles“ erhältlich)
und dem erstmalig wirklich leicht zugängigen „Amok“ stellt
„Grüss Gott, wir sind die Morlochs“ das fünfte Voll-Album unter
dem Namem Weena Morloch dar.
Das besondere Etwas hieran ist: die CD
besteht nur aus Coverversionen bekannter Songs aus den '70ern und
'80ern. So bekommen Lieder, die einem mehr oder weniger freiwillig
bekannt sind, einen knackigen Industrial Rock Sound und hier wird
nichts ausgelassen: vom kitschigen „Tränen lügen nicht“, über
Dschingis Khans Gassenhauer „Moskau“ (inklusive netter
Überraschung), Milli Vanillis „I'm gonna miss you“ bis zu „Des
Teufels Don Kosaken“ bekommt man die volle Breitseite der
peinlichen Ohrwürmer des ausgehenden 20. Jahrhunderts ins Gesicht
geschlagen.
Zwischendrin eingestreut gibt es doch
noch eine Lieder die auch in ihrer Urform schon qualitativ recht gut
bis grandios waren, zum Beispiel „Hiroshima“, „The KKK took my
baby away“, „Fall apart“ (Death in June) und auch der Dio-Hit
„Holy Diver“. Den Abschluss macht das Highlight des Albums,
nämlich „Schwarzbraun ist die Haselnuss“, muss man einfach
gehört haben!
Insgesamt ist „Grüss Gott, wir sind
die Morlochs“ wieder einmal ein Weena Morloch Album, dass mit
Konventionen bricht und erneut alles anders macht als sein Vorgänger.
Unbedingter Kauftipp für alle, die auf den Wahnsinn und verrückte
Ideen stehen. Von mir gibt es 5 von 6 Punkten und ich bin sehr
gespannt wie diese Songs ins Livekonzept zwischen die alten Lieder
passen werden.
Anspieltipps: Moskau, Hiroshima, The
KKK took my baby away, Fall apart, Holy Diver
Das letzte Samsas Traum Album „Asen'ka
– Ein Märchen für Kinder und solche, die es werden wollen“
liegt mittlerweile 3 Jahre zurück und im künstlerischen Kosmos des
Alexander Kaschte hat sich Einiges geändert, denn der Weg entfernt sich von
den fantastischen Welten und führt mitten in die Realität. Begonnen
hat diese Transformation mit „Das Buch der toten Kinder“, nahm
nochmal mit dem Start der „Weißer als das Wasser“ Trilogie
Anlauf und mündet nun im atemberaubenden Album „Poesie: Friedrichs
Geschichte“.
„Wie es der Titel bereits verrät:
Erzählt wird die Geschichte Friedrichs, die Geschichte eines in der
Zeit des Nationalsozialismus aufwachsenden Jungen, dessen große
Leidenschaft das Schreiben von Gedichten ist. Von seinem Umfeld als
verhaltensgestört, von den Ärzten als schizophren eingestuft,
ereilt ihn das Schicksal unzähliger anderer behinderter und
psychisch kranker Menschen – sein Leben wird im Namen der
Euthanasie in der NS-Tötungsanstalt Hadamar auf schrecklichste Weise
beendet.“ - soweit der Pressetext, welcher nicht zu viel
verspricht.
Musikalisch mischt das Album
altbekannte Stärken, wie die Synthie-Orchester-Parts und die
eingängigen Gitarren- und Synthesizermelodien mit Trip Hop
Einflüssen und vermehrtem Sprechgesang. Die Musik selbst ist
wunderbar eingängig, mal bedrohlich, mal magisch. Eben immer noch
unvergleichlich Samsas Traum.
Die Lyrics allerdings schnüren einem
immer wieder die Kehle zu. Sei es „Der Mönchberg (Heinrichs
Gedicht)“ welches zum Großteil wirklich aus der Feder eines
Insassen von Hadamar namens Heinrich stammt, das die Angst und
Beklemmung mit jedem Wort spürbar machende „Wir fahren in den
Himmel (Und ich kotze Angst)“, die Beleidigungen und Erniedrigungen
die Richard in „Richard, warum zitterst du“ selbst bis kurz vor
seinen Tod ertragen muss, die hasserfüllte Abrechnung mit
Vergasungsarzt (allein das Wort zu schreiben verpasst mir eine
Gänsehaut) Bodo Gorgass, die Perversitäten, der Feier um die
„Leiche 10 000“ oder die Heucheleien und Verleugnungen in „Es
tut uns leid“.
Wer nicht spätestens beim Dreierpack
um „Wir fahren in den Himmel (Und ich kotze Angst)“,
„Fingerkränze“ und „Richard, warum zitterst du“ mindestens
einen Kloß im Hals hat, dem fehlt es wohl an jeglicher Empathie. Den
Abschluss bildet nach einer knappen Stunde das nicht weniger
überragende und höchst emotionale „Was weisst du schon von mir
(Mein Name ist Friedrich)“.
Ich möchte an dieser Stelle eine gute
Freundin zitieren, die zum Album sagte: „Man schämt sich und traut
es sich nicht zu sagen, aber die Lieder sind so fucking eingängig -
man will mitsingen und dann ist da der Text, den man nicht mitsingen
WILL.“
Dem ist nichts hinzuzufügen. Kauft
euch dieses Album, denkt über die Botschaft nach, informiert euch,
empfehlt euren Freunden und Verwandten die CD, denn je mehr Leute
diese Musik hören, desto mehr stellen sich gegen PEGIDA, AfD, NPD
und co. Denn so direkt behandelt kein musikalisches Werk die
Schrecken und Perversionen des NS-Regimes, eine Ohrfeige für alle,
die behaupten es wäre besser diese Zeiten wieder aufleben zu lassen.
Für den Fall, dass man die Texte
einfach mal nicht hören will und dazu wird es kommen, wurde der
limitierten Buch-Edition eine Bonus-CD mit sämtlichen Songs in der
Instrumental-Version beigelegt. Hier wurden die Lieder außerdem
etwas anders abgemischt, was dazu führt, dass man in den
Instrumentalen Stücken auch nochmal neue Aspekte findet, die in den
an den Gesang angepassten Versionen etwas in den Hintergrund geraten.
Ich bin gespannt, wie man dieses Album
auf Tour umsetzen wird, freue mich auf das Konzert, bin aber
gleichzeitig so nervös und ehrfurchtsvoll wie nie zuvor. Eine andere
Bewertung als 6 von 6 Punkten kommt für das Album des Jahres nicht
in Frage.
Anspieltipps: Entfallen hier, hört das
Album komplett durch. Diese Lieder sollte man nicht voneinander
trennen.
„Dreamcleaver“ ist das erste
vollständige Album von VHOD, einem Death Metal Projekt hinter dem
Chris Shaver (ex-Godcursed, ex-Morbid Darkness, ex-Worms Of The
Birth) steckt. Trotz der Tatsache, dass er unter dem Namen VHOD erst
seit 2014 musiziert hat er mit je 4 Singles und EPs schon eine
beachtliche Anzahl Veröffentlichungen auf den Markt gebracht.
Leider besteht die erste Hälfte des
Albums nur aus recht eintönigem Standard-Death Metal, aber wenn man
sich durch die ersten 4 wirklich belanglosen Tracks gekämpft hat,
wird man reichlich belohnt.
„Dragon Sand“ ist nach dem
unnachgiebigem Highspeed Gewitter eine gelungene Abwechslung und vor
allem ziemlich ruhig mit einem einprägsamen und vor allem
überzeugendem Instrumentalpart. Wenn man dann das nicht besonders
aufregende „Reap The Harvest“ überspringt, kann man sich schon
am nächsten Diamanten des Albums. „Now Underground“ beginnt mit
einem Snare- und Keyboardintro, welches wie auch schon „Dragon
Sand“ unfassbar eingängig daher kommt. Für die Zukunft würde ich
mir mehr solcher Lieder wünschen.
„Flesh For Our Swords“ ist hingegen
zwar wieder ein lupenreiner Death Metal Song, allerdings hat auch
hier die Melodik wieder etwas mitreißendes, so dass auch dieses Lied
noch eine Weile im Ohr bleiben wird.
Mit „Obsequies“ gibt es nochmal ein
kurzes Zwischenstück mit sich ständig wiederholendem Riff, bevor es
zum überragenden Titelsong „Dreamcleaver“ geht.
Wenn man sich damit abfinden kann in 5
der 10 Songs langatmigen Knüppel-Death Metal anzutun, bevor man die
wirklichen Perlen des Albums erreicht oder die erste Hälfte einfach
überspringt ist „Dreamcleaver“, bzw. die zweite Hälfte davon,
ein erstklassiges Album. Aufgrund dieser Tatsache kann ich
„Dreamcleaver“ allerdings als Gesamtwerk nicht mehr als 3 von 6
Punkten geben.
Ich hoffe für das nächste Album auf
mehr Stücke in Richtung „Now Underground“ und „Flesh For Our
Swords“.
Anspieltipps: Dragon Sand, Now
Underground, Flesh To Our Swords, Dreamcleaver
Angstladen – ein verheißungsvoller
Titel. Ein Album voller Themen, die das aktuelle Weltgeschehen und
die Gesellschaft widerspiegeln. Verpackt ist das Scheibchen im edlen
Digipak, welches zu meiner Freude diesmal sogar ein Booklet mit allen
Lyrics beinhaltet. Nun hören wir mal was sich am Sound in den
letzten 3 Jahren, seitdem der Vorgänger „Shapes of Perception“
veröffentlicht wurde, verändert hat und was beibehalten wurde.
Mit „Bound“ gibt es hier ein reines
Instrumentalintro, welches sich in seiner Laufzeit immer weiter
aufbaut. Der erste Song „Contender“ wirkt dagegen schon richtig
bedrohlich, die Gitarren bilden in Kombination mit den elektronischen
Elementen eine eindringliche Symbiose, was einen guten Kontrast zu
Gerrits ruhiger Stimme darstellt.
Was sich durch das komplette Album
zieht sind sehr interessante Klangstrukturen, welche zum ersten Mal
in „Echo“ so richtig auffallen. Bei jedem Hördurchlauf findet
man eine weitere Ebene in diesen Soundgeflechten, was den
Wiederhörfaktor deutlich anhebt. „Away“ hingegen ist, ohne den
Song schlechtreden zu wollen, ein klassischer Stampfer mit viel
Hitpotential und einem Text der sich sehr schnell im Kopf festsetzt.
Ein ganz besonderes Feeling hingegen
bieten die Strophen von „Obscene“, in welchem die Synthies noch
dominieren, während im Refrain die Gitarren die Oberhand gewinnen.
Etwas schneller wird es dann im folgenden „Faces“ - heavyness auf
allen Ebenen, ein Refrain der sehr zum mitsingen anregt, die eine
oder andere verspielte Synthiespur. Auf jeden Fall eines meiner
Lieblingsstücke der CD. Ebenfalls einer dieser Ohrwürmer ist
„Pale“, hier bestechen vor allem die chaotisch wirkenden Parts,
welche auf dem zweiten Blick doch sehr strukturiert sind.
Der erste Track mit Gastgesang ist
„Lust“, in dem Gerrit sich ein Duett René Anlauff (Heldmaschine,
Völkerball) liefert. Es hätte mich sehr verwundert wenn Gerrit
plötzlich deutsch singen würde, wobei das sicher auch interessant
geworden wäre. Stattdessen bekommen wir die deutschen Parts des
Textes von René zu hören, während sich der Jovian Spin Frontmann
die englischen Zeilen vornimmt. Elektronischer wird’s dann auch
wieder und zwar in „Follow“, wieder einer der Songs, der sich
seit Release fast dauerhaft in meiner Wiedergabeliste hält.
Ingo Sterzinger von Van Canto und Lucie
Fischer von Lilly Rubin geben sich als Gaststimmen in „Leaders“
die Ehre und sind eine gelungene Abwechslung im Industrialtrack. Auch
hier gibt es zum ende hin nochmal ordentlich Gänsehautfeeling und es
geht direkt weiter mit dem Titeltrack „Angstladen“, in dem sich
Lucie zunächst noch etwas im Hintergrund hält. Der Song legt
nochmal eine gehörige Portion Schwere auf und vereint alle Stärken
des Albums. Das abschließende „Inside“ stampft sich nochmal in
die Köpfe und bildet ein wahnsinniges Ende für eine wahnsinnige CD.
Mit „Angstladen“ liefern Jovian
Spin das wohl vielschichtigste und deshalb aufregendste Album des
Jahres ab. Man findet mit jedem Mal noch andere kleine Effekte und
Spielereien, wobei ich gespannt bin wie und ob man das auch Live
umsetzen kann. Meiner Meinung nach ein super Album einer viel zu
wenig beachteten Band, welches nur eine 6 von 6 Punkten Bewertung
verdient hat.
Manchmal entdeckt man wahre Perlen nur
durch Zufall, so kam ich zum Beispiel über ein Überraschungspaket
zur Promo CD des ersten Silva Diva Albums. Musikalisch ist die noch
recht junge Band (2013 in Mannheim gegründet) schwer einzuteilen,
weil sich sowohl Einflüsse aus der Elektronik, als auch aus dem
Metal mit einer ordentlichen Portion Punk Rock im leicht poppigen
Gewand in den Songs finden lassen.
Auf dem Album findet sich ein bunter
Mix aus erstklassigen Live-Songs („Wir starten“, „Hell“,
„Feuer frei“), Liedern die sich gegen den Zeitgeist stellen
(„Karma Baby“, „Friss oder stirb“) und auch einige
Überraschungen. 2 davon wären das balladeske und gefühlvolle „Mein
Fluch“, sowie das stärker elektronische „Sternenstaub“.
„Los!“ ist ein kleines,
unscheinbares Album voller Hits, Party und Gesellschaftskritik,
welche sie wesentlich besser umsetzen als einige andere
Musikerkollegen. Für jeden, der auf diesen Mix steht sind Silva Diva
wohl der Geheimtipp des Jahres. Für dieses beinahe makellose
Erstlingswerk gibt es 5 von 6 Punkten. Schaut euch die Band live an
(leider bisher nur im Großraum Mannheim möglich), kauft euch das
Album sobald es erscheint, was besseres könnt ihr mit eurer
Lebenszeit nicht anfangen.
Anspieltipps: Wir starten, Karma Baby,
Seelenlos, Friss oder stirb, Gut so
Die Zeit der Schicksalsschläge scheint
vorbei, die neue Formation mit Paul Bostaph an den Drums und Gary
Holt an der zweiten Gitarre neben Kerry King wirkt gefestigt, also
steht einem neuen Album nichts im Wege.
Eingeleitet wird die CD durch das
melodische Intro „Delusions of Saviour“, ein stampfender
Einmarsch, der den Weg für „Repentless“ ebnet. Der Titelsong ist
ein unnachgiebiger „mitten ins Gesicht“-Thrash Metal Song, also
quasi das was Slayer seit Jahrzehnten schon abliefern. Wichtiger
Bestandteil der Songs sind natürlich auch die Soli von King und
Holt, im Beispiel von „Take Control“ geht’s schon ordentlich
ins Tempo. Allerdings hat man bei diesem, wie auch bei den nächsten
Songs „Vices“ und „Cast the first Stone“ dauerhaft das
Gefühl, alles irgendwie schonmal von Slayer gehört zu haben.
Auch wenn die Albumversion von „When
the Stillness comes“ im Vergleich zur vorab veröffentlichten
Single leichte Änderungen vorweist, ist es zwar immernoch nichts
wirklich besonderes, aber durch seine eigene Art mit ruhigen Strophen
doch herausstechend.
Wirklich erfrischend wird es auch nur
noch bei „Implode“, das hört man sich auch gern noch ein zweites
mal an und Arayas ungewöhnliches Gesangstempo ist sehr erfrischend.
Der Rest des Albums ist, wie man es von
Slayer erwartet. Wilde Gitarrensoli, durchdringendes
Schlagzeuggewitter und Tom Arayas markante Stimme. Das bekommt man
seit Bandgründung geboten und wer Innovation erwartet sollte sich
auf jeden Fall eine andere Band aussuchen.
An die Top 3 Alben („Reign in Blood“,
„South of Heaven“, „Seasons in the Abyss“) kommt „Repentless“
nicht heran, aber in die Top 5 würde ich den neuen Output schon
einordnen. Allerdings reicht es dennoch nicht für eine Wertung über
3 von 6 Punkten.
Anspieltipps: Repentless, Cast the
first Stone, When the Stillness comes, Implode
Heute werfen wir einen Blick auf das
schöne Hessen, genauer gesagt nach Spangenberg, denn von dort kommt
unsere heutige Band: Tantrum. Die Band wurde 1998 gegründet und 2003
schon wieder aufgelöst, allerdings haben sich 2 der
Gründungsmitglieder 2011 wieder aufgerafft, über die Jahre ein paar
neue Mitmusiker angesammelt und 2014 ihr erstes Demo veröffentlicht.
Auf der „Devirginized“ EP finden
sich, bis auf eine Ausnahme, alle Songs der gleichnamigen Demo
wieder. Ob der Sound nochmal überarbeitet wurde kann ich allerdings
nicht sagen.
Der Opener „Time to Fight“ glänzt
bereits mit einem leichten Synthie-Einschlag, den man in diesem Genre
nicht unbedingt erwarten würde. Das Lied wechselt dann recht schnell
in die Melodic Death Metal Schiene, anspruchsvolles Midtempo statt
simplen Geknüppel.
Melodisch geht es auch in „Look
Further“ weiter, vor allem wenn man das einleitende Riffing
betrachtet. Nachdem der Gesang sich in den ersten beiden Songs noch
im Growling festgefahren hat, klingt es bei „Rebel“ als würde
ein heißerer James Hetfield ins Mikro brüllen. Eine gelungene
Abwechslung.
Mit „The Way“ wird es auch nochmal
ordentlich flott und knackig, allerdings sorgt das dafür, dass das
kürzeste Lied beinahe so vorbeifliegt. Den Abschluss bildet ein
weiterer Midtempo-Song, „Cursed in Eternity“, welcher im Verlauf
nochmal an Geschwindigkeit aufnimmt, aber leider doch ein recht
plötzliches Ende bekommt.
Damit ist nach 23 Minuten auch schon
Schluss, die Zeit reicht aber allemal um einmal durch die Boxen
dröhnend alles zu verwüsten. Für Freunde des gepflegten
Headbang-Party Thrash Metals ein absoluter Geheimtipp und ich denke,
dass Kinderkrankheiten der ersten EP, wie das teilweise sehr blechern
klingende Schlagzeug in Zukunft auch noch ausgemerzt werden. Bis
dahin kann ich gute 3 von 6 Punkten geben.
Die Metal-Gemeinde war geschockt, als
Anfang des Jahres die Krebserkrankung von Bruce Dickinson bekannt
geworden ist. Doch das Stimmwunder gilt mittlerweile als geheilt, die
nächste Welttournee ist geplant und beinahe nebenbei erschien nun
das 16 Studioalbum und vor allem das erste Doppelalbum der Engländer.
Mit Melodiken aus dem Maya-Reich zieht
einem „If Eternity should fail“ direkt von Beginn an in seinen
Bann und schon der erste Ton aus Dickinsons Kehle verbreitet
Gänsehaut. Nach knapp 1 ½ Minuten setzen auch die Maiden-typischen
Gitarren, Steve Harris' markanter Bass und Nicko McBrains einmaliges
Drumming ein. Direkt ein gelungener Auftakt, der den meisten
alteingesessenen Fans wohl eher zusagt als „Satelite 15... The
Final Frontier“ auf dem Vorgängeralbum. Man fühlt sich beinahe in
die 80er zurückversetzt wenn man „Speed of Light“ hört,
außerdem war dieser Track das erste was man vom neuen Album zu hören
bekam, inklusive einem erstklassigen Musikvideo im Gamedesign.
Wundervolle hohe Töne von Bruce
verzaubern in „The great Unknown“, welches zwar als ruhiges Lied
startet, sich aber immer weiter aufbaut. „The Red and the Black“
im direkten Anschluss ist schon der erste über 10 Minuten lange Song
des Albums. Melodie und Text fressen sich unnachgiebig in den
Gehörgang, es gibt einen Mitsingpart für Konzerte und trotz der
ungewöhnlichen Länge wirkt das Lied kein bisschen gestreckt.
Einen denkbar ungünstigen Platz in der
Tracklist hat „When the River runs deep“ abbekommen. So zwischen
2 Überlange Stücke gepresst kommt einem dieser kraftvolle und vor
allem schnelle Song wesentlich kürzer vor, auch wenn dieser bereits
an der 6-Minuten-Marke kratzt. Erstaunlich schnell vergingen die
ersten 40 Minuten, denn schon ist man beim abschließenden Track der
ersten CD angelangt. „The Book of Souls“ setzt wieder auf
exotisch wirkende Gitarren im Intro, welche im Verlauf eine
eingängige Melodie in Kombination mit sanften Keyboardklängen
spielen. In der zweiten Hälfte wird das Tempo nochmal deutlich
angezogen und Iron Maiden beweisen wie kurzweilig Überlänge doch
sein kann.
„Death or Glory“ heißt es am
Anfang der zweiten Scheibe. Sehr schnelle Frickeleien an den Gitarren
und ein Refrain der sicher auch im Liveset super funktioniert. „Na
holla, das ist doch Wasted Years“, dachte ich nachdem ich die
Einleitung zu „Shadows of the Valley“ gehört habe. Tatsächlich
erinnert der Beginn an der Klassiker, doch dieses Lied entwickelt
sich melodisch in eine andere Richtung. Man setzt hier vor allem auf
Midtempo und auch das Keyboard ist wieder sehr präsent.
Das dem verstorbenen Robin Williams
gewidmete „Tears of a Clown“ ist zwar das kürzeste Lied des
Albums, aber besticht durch seine melodische Dichte und ist ein
Gänsehautsong durch und durch. „The Man of Sorrows“ hat wie
schon „The River runs deep“ auf CD1 einen sehr bescheidenen Platz
der Tracklist erwischt, denn trotz seiner ergreifenden Art will man
endlich den 18 Minuten Epos „Empire of the Clouds“ hören.
Das Keyboard und die Gitarren bilden
zunächst das Intro, bis auch Geigen dazustoßen. Während das Lied
zur typischen Maidenstruktur wechselt spielt das Keyboard einen
wunderbaren Kontrast zu den Gitarren. Die 18 Minuten sind gefüllt
mit verschiedensten Melodikwechseln, was den Song nicht langweilig
werden lässt und wenn der epische Geigen- und Keyboardpart, das
letzte Aufbegehren und der emotionale Ausklang verklungen sind möchte
man das Lied direkt nochmal abspielen.
Die Angst, dass 90 Minuten Spielzeit
für ein Album zu lang ist legte sich schon nach der ersten CD,
selten wurde ich über eine derartig lange Zeit so gut unterhalten.
Außerdem stimme ich jedem zu der sagte, dass dieses Album das beste
seit „Seventh Son of a seventh Son“ ist. Iron Maiden haben wieder
ein Meisterwerk abgelegt, welches ich zurecht mit 6 von 6 Punkten
bewerte.
Außerdem lege ich jedem ans Herz:
kauft euch die Buchversion des Albums, für nur 2-3€ mehr bekommt
ihr da ein wirklich hochwertiges Produkt.
Anspieltipps: If Eternity should fail,
Speed of Light, The Red and the Black, Tears of a Clown, Empire of
the Clouds
Inverse Records, Electronic/Melodic
Death Metal, 8 Songs
„Gut Ding' will Weile haben“,
dachte man sich wohl in Finnland, denn ganze 5 Jahre liegen zwischen
der Bandgründung und dem Release des ersten Albums. Schauen wir mal
ob sich das Warten gelohnt hat.
Spacige Synthies in Kombination mit
melodischen Gitarren leiten in „Back to Life“ ein, während die
Drums nochmal eine Schippe Tempo auflegen. Sehr präsent in der
Songstruktur sind außerdem dichte, synthetische Klangteppiche. „One
Step closer“ besticht ebenfalls durch seinen synthetischen Start,
entwickelt sich aber zu einem ordentlich thrashigen Stampfer mit
perfekt getimeten Synthie-Auflockerungen. Wie bei allen anderen Songs
haben wir auch hier den Wechsel zwischen tiefem Shouting und
teilweise Growling von Janne Hietala und dem klaren Gesang vom
Gitarristen Mikko Kouppamaa, was zwar insgesamt eine recht homogene
Mischung ist, aber mir persönlich wären ein paar weniger Clearparts
lieber.
Einen leichten musikalischen Umbruch
findet man zu Beginn von „Ashes Fall“, denn dessen Intro ist so
elektronisch, dass man es beinahe für EBM-Songs verwenden könnte.
Die Gitarren kommen aber auch recht schnell wieder dazu, das Ganze
wird außerdem noch recht basslastig und generell wesentlich
eingängiger als die vorherigen Lieder. Auch im nächsten Song wird
es nochmal bassig und richtig flott, dazu kommt noch der grandiose
Gastgesangspart von Björn Strid (Soilwork) und fertig ist „Rotten
to the Core“.
Nachdem „Open Wounds“ und „The
Ruins of the Empire“ noch im gewohnten Stil begeistern können,
kommt es im Titeltrack „Pitch Black“ zu einer überraschenden
Wendung.
Nicht nur, dass der Song mit fast 12
Minuten doppelt so lang ist wie die anderen Lieder des Albums, wir
kommen außerdem noch in den Genuss eines Akustikgitarren-Intros. Das
Lied bricht aber ziemlich bald schon wieder aus sich heraus und
entwickelt sich zu einem Melo-Death-Metal-Brett. Im Mittelteil kommt
es nochmal zu einem epischen Synthie-Break, bis es in der gewohnten
Art zum Ende kommt.
Das Album „Pitch Black“ ist ein
wunderbar kurzweiliges Werk und knallt als hätten sich Bands wie Eskimo
Callboy dicke, haarige Eier wachsen lassen. Allerdings merkt man
deutlich das Bands wie Soilwork und diverse Thrash Metal Acts
Vorbilder der Band sind . Deren Einflüsse wurden jedoch richtig gut
verarbeitet und so haben sich Rifftera mit ihrem Debüt-Album eine 4
von 6 Punkte Wertung verdient.
Anspieltipps: Back to Life, Ashes Fall,
Rotten to Core, Pitch Black
2 Jahre ist das Vorgängeralbum
„Aftershock“ erst alt und trotzdem kommt einem die Zeit bis heute
wie eine Ewigkeit vor. Viele Meldungen über Verschlechterungen von
Lemmys Gesundheitszustand und Konzertabbrüche ließen die Fans immer
wieder um ihr Ikone bangen. Entwarnung gibt es zwar noch nicht, aber
das mittlerweile 23. Studioalbum in 40 Jahren Bandgeschichte.
Das ganze Album zeigt, dass die alten
Herren nichts verlernt haben. In ordentlichem Tempo, dem gewohnt
eingängigen Riffing und kompromisslos knurrendem Bass peitschen die
Songs aus den Boxen. Auch wenn Lemmys Stimme nichtmehr so frisch ist
wie zu Anfangstagen, aber das markante Gebrumme wird ihm wohl nie
vergehen. Auch der Blues bleibt der Band erhalten, wie man am
grandiosen „Fire Storm Hotel“ hören kann. Eine Reminiszenz an
die alte Blütezeit ist auch das Drumintro zu „Shoot out all of
your Lights“, jeder Fan sollte dabei einfach an „Overkill“
denken.
Nochmal eine Portion Heavyness und
Tempo legen „The Devil“ und „Electricity“ drauf, allerdings
fegen diese Songs auch ziemlich schnell vorüber. Aufhorchen lassen
einem allerdings die kratzigen Töne in „Evil Eye“. Über die
Sinnigkeit dieses Kunstgriffs lässt sich jedenfalls streiten.
Motörhead können allerdings auch emotional: „Till the End“
schafft mit seinen ausnahmsweise mal klaren Gitarrenmelodien, das für
den Song wichtige Feeling aufkommen zu lassen und es ist auch
angenehm einen gefühlvollen Lemmy singen zu hören.
Doch lang bleibt es nicht so ruhig,
denn in „Choking on your Screams“ und „When the Sky comes
looking for you“ ändert sich die Marschrichtung um 180°.
Aggressiv und sehr offensiv dröhnen die Riffs und Stimme in diesen
Songs, was deutlich die Hoffnungen auf eine längere Zukunft der Band
weckt. Den Abschluss von „Bad Magic“ bildet das grandiose Cover
des Rolling Stones Klassikers „Sympathy for the Devil“. Wieso
kommt es erst jetzt dazu? Wenn der Song zu einer Band passt dann ja
wohl Motörhead.
Viele Worte muss man zu einem Motörhead
Album ja generell nicht verlieren, sie bleiben sich selbst auch im
hohen Alter treu, die alten Fans werden es lieben, wer vorher nichts
mit der Band anfangen konnte wird sich auch hiermit nicht anfreunden
können. Es ist kein neuer Meilenstein, aber deutlich in der oberen
Riege der Motörhead-Alben anzusiedeln, dafür vergebe ich gutem
Gewissens 5 von 6 Punkten.
Anspieltipps: Thunder & Lightning,
Fire Storm Hotel, Choking on your Screams
5 lange Jahre sind seit dem letzten
Album „Asylum“ vergangen, 4 Jahre mussten die Fans auf ein neues
Lebenszeichen von Disturbed warten. Doch nun meldet sich das Quartett
aus Chicago beinahe schon klammheimlich zurückgekehrt.
Das Album beginnt mit dem
instrumentalen Intro „The Eye of the Storm“, welcher zeigt, dass
an den Gitarren nichts verlernt wurde. Fließend wird daraufhin in
den Titeltrack „Immortalized“ eingeleitet. Hier fällt zunächst
das knackige Druming auf und es tut gut die gewohnte Stimme von David
Draiman zu hören, aber irgendwie wirkt das Lied doch recht kraftlos.
Immerhin findet man im vorab veröffentlichten „The Vengeful One“
die Energie aus alten Tagen wieder.
Zum ersten Mal ordentlich heavy wird es
mit „Open your Eyes“, leider hat das Stück aber kaum
Wiedererkennungswert, doch es ist Potential da. Mit Synthies im
Hintergrund und eine Spur ruhiger überrascht uns „The Light“,
welches aber in Hälfte 2 deutlich offensiver wirkt. Obwohl „What
are you waiting for“ im Refrain streckenweise ordentlich flott
daher kommt, hätte ich mir auch hier mehr erhofft. Die große
Überraschung hingegen ist „You're mine“. Ein recht
industrial-lastiges Stück, welches endlich mal frischen Wind in die
Disturbed-Segel bringt. Diesen Aufwind nutzt auch „Who“, kann
aber auch für sich allein schon richtig fett wirken. „Save your
last goodbye“ hingegen ist wieder ein emotionaler Song, der mit
seinem Mix aus halbballadesken Parts und dem klassischen
Disturbed-Gestampfe auch genauso gut auf das Album „Believe“
gepasst hätte. Ungewohnte Töne aus David Draimans Kehle vernimmt
man hingegen beim „Kiffersong“ „Fire it up“ und bekommt einen
der wenigen Momente zu hören, die man so nicht von Disturbed
erwartet. Natürlich gibt es auch noch eine völlig unnötige
Ballade. „The Sound of Silence“ heißt das Stück, welches nur
einen Zweck erfüllt: nämlich die Skip-Taste zu drücken.
Das Beste kommt zum Schluss scheint man
sich gedacht zu haben, anders kann ich mir nicht erklären wieso die
2 mit Abstand besten Songs des Albums am Ende kommen. „Never wrong“
und „Who taught you how to hate“ sind richtig schön knackig,
aggressiv und das was ich mir vom ganzen Album erhofft hatte.
Bei den 3 Bonustracks „Tyrant“,
„Legion of Monster“ und „The Brave and the Bold“ stellt sich
mir die Frage wieso solche erstklassigen Lieder nur als Bonus kommen
und es nicht auf's Album geschafft haben? Mir wären sie auf jeden
Fall wesentlich lieber gewesen als so manches vorher gehörtes Stück.
Viele Überraschungen gibt es auf
„Immortalized“ nicht, aber wer hätte sowas denn ernsthaft
erwartet? Die wenigen frischen Momente helfen dem Album enorm, obwohl
ich mir deutlich mehr erhofft habe. Die meisten Songs wirken
teilweise viel zu kraftlos, haben kaum Alleinstellungsmerkmale und
sind quasi nur noch ein lauwarmer Aufguss vergangener Erfolge. Mit
ach und Krach kann ich hier nur 2-3 von 6 Punkten geben. Vielleicht
hätte man sich doch eine längere Pause gönnen sollen.
Anspieltipps: The Vengeful One, You're
mine, Never wrong, Legion of Monster
Das dritte Album ist für viele Bands
das wichtigste, mit ihm zeigt sich ob man eine Eintagsfliege ist oder
sich über längere Zeit etablieren kann. Letztes Jahr in meiner
Rezension zum zweiten Album „Propaganda“ nannte ich die
Heldmaschine „die Durchstarter der NDH-Szene“. Die Erwartungen
liegen also hoch.
Den Anfang macht der vorab schon auf
einigen Konzerten gespielte Übersong „Collateral“. Zwischen
schweren Gitarren und leichten Synthieklängen gebettet liegt der
eingängige Refrain und schon hat man den ersten Brecher um die Ohren
gehauen bekommen. In „Schwerelos“ ist es die Melodik und die
Gesangsart der Strophen die mich fesselt und einem direkt ins Blut
übergeht. Das Lied über eine gescheiterte Beziehung, die ziemlich
aus dem Ruder läuft sichert sich jetzt schon einen Platz unter den
besten Heldmaschine Songs, auch wenn er gegen Ende doch sehr
gestreckt wirkt.
„Wir danken Euch“ besticht durch
seine Synthie-Einlagen im leichten Industrial-Discoflair, gibt einen
kleinen Einblick in das Tourleben und schmeichelt sich mit einem
großen Danke an alle Fans ein. Mir hätte das allerdings zum Ende
des Albums besser gefallen. Doch nun kommt zunächst einmal die
Single „Wer einmal lügt“. Da man das Lied schon seit einem Monat
hören kann hat es sich schon ordentlich in den Köpfen festgesetzt
und ist auch zugegebenermaßen das erste Lied mit Kinderchor, dass
mir wirklich gefällt. Auch der Einsatz von Dubstep-Elementen passt
hier absolut perfekt und während die Synths unter die Haut gehen,
treiben die Gitarren, der Bass und das Schlagzeug den Song mit der
gewohnten Heavyness voran.
In einer Zeit voller Fremdenhass,
Montagsspaziergängen „besorgter Bürger“ und brennenden
Flüchtlingsunterkünften braucht man Songs wie „Ich will dein
Bestes“, die sich dem wütenden Mob entgegen stellen. Mit
orientalischen Drums und ebendiesen Melodiken in Kombination mit
äußerst interessanten Stimmeffekten hat man hier ein knackiges
Brett geschaffen, welches auch trotz einiger Wiederholungen nicht
unnötig in die Länge gezogen daher kommt.
Schon auf der Eisheilige Nächte Tour
mit Subway to Sally hat sich gezeigt wie gut die Heldmaschine und
Unzucht zusammenpassen, nun gibt es den ersten wirklich gemeinsamen
Song „Tränenblut“ in welchem man nicht nur den Schulz im Duett
mit Heldmaschine-Sänger René, sondern auch De Clerqc mit feinsten
Brüllereien zu hören bekommt. Der Refrain ist dank dem Gastgesang
außerordentlich melodisch, während die Strophen recht bedrohlich
wirken und es gibt die erste Gänsehaut für mich. Diese bleibt auch
während „Ein Traum“ bestehen. Wem das gefühlvolle Duett mit
Belle Verfürth nicht berührt, dem kann man offensichtlich garnicht
mehr helfen. Das einzige Lied welches nicht bei mir zünden will ist
„Maskenschlacht“. In den Strophen wirkt es etwas lasch und auch
wenn die Refrains wieder kraftvoller ist, kann mich das Stück
einfach nicht mitreißen.
„Einmal ist keinmal“ ist wieder ein
ruhigeres Lied in welchem verschiedene Stimmeffekte zunächst
verwirrend wirken, sich aber doch gekonnt in das Songgefüge
einbinden und auch die stimmigen Synthies tragen sehr stark zur
Stimmung bei. „Die Zeit ist reif“ ist hingegen wieder ein
knackiger Industrial-Kracher. Die sich wiederholenden Synthiethemes
stehen im tollen Kontrast zur Gitarrenfraktion und dank erneuter
gesanglicher Unterstützung durch den Schulz bekommt der Song seine
Portion Epicness ab. Diesen Schwung nimmt „Der Hammer fällt“
auch noch mit. Das erbarmungslose und vor allem kurzweilige Stück
trumpft außerdem mit Gastgesang von niemand geringerem als Teufel
von Tanzwut auf. Den Abschluss macht das grandiose Cover des
Kraftwerk-Klassikers „Die Roboter“, welches das Lied in einen
schönen Industrialrocker verwandelt.
War das Erstlingswerk „Weichen +
Zunder“ noch eine erste Bestandsaufnahme und das zweite Album
„Propaganda“ die Findung des eigenen Stils, perfektioniert man
diesen mit dem dritten Album „Lügen“. Schwächen und
Kinderkrankheiten der ersten Alben wurden ad acta gelegt und ein
kurzweiliges Album der Spitzenklasse geschaffen, das man immer wieder
gern anhört. Von mir gibt es dafür ungelogen 5 von 6 Punkten. Wer
die Heldmaschine noch nicht kennt sollte das schleunigst ändern.
Anspieltipps: Collateral, Schwerelos,
Wer einmal lügt, Ich will dein Bestes, Tränenblut
Der Zirkus ist in der Stadt und die
Narren der Formatio Saltatio Mortis rufen zum verweilen auf. Nach
dem, sich mehr schlecht als recht bei mir durchschlagendem, letzten
Album „Das schwarze IxI“ (bekam von mir 4 von 6 Punkten und ist
unglaublich schlecht gealtert) wollte ich den Jungs doch nochmal eine
Chance geben, doch schon die Enthüllung des Albumcovers lies mich
überlegen ob ich mir das Album wirklich kaufen sollte. Letztendlich
habe ich es doch vorbestellt, die ersten Hörproben wurden auf die
Massen losgelassen und ich habe meine Bestellung fassungslos
storniert. Deshalb bin ich dankbar (oder eher nicht), dass ich für
diese Rezension ein Leihexemplar der Doppel CD zur Verfügung
gestellt bekommen habe.
Massentauglich vorgeführte
Gesellschaftskritik dominieren die Hälfte des Albums und gerade die
ersten beiden Songs „Wo sind die Clowns?“ und „Willkommen in
der Weihnachtszeit“ sind frühe Höhepunkte dieser Unzumutbarkeit.
Wo ist die Poesie des Lasterbalk hin? Deine Lyric die mich zum Fan
von euch gemacht hat? Wann ist aus dir ein Phrasendrescher geworden,
der jede Zeile in einen Text aufnimmt, solang sie nur leicht
verständlich ist und von jedem mitgegröhlt werden kann?
Mit „Nachts weinen die Soldaten“
kaut man den Track des letzten Albums „Krieg kennt keine Sieger“
auch nur wieder. Es reicht doch ein pseudo-tiefsinniges
Anti-Kriegslied, so kaltherzig es auch klingen mag: sowas hilft den
Toten nun auch nichtmehr. Manchmal muss man auch pragmatisch sein.
„Hört diese immer wieder gleiche Gesellschaftskritik nicht bald
mal auf?“ denkt man sich schon bei „Des Bänkers neue Kleider“.
Den Kapitalismus als Feindbild ausrufen, aber die Fans nach Strich
und Faden ausnehmen, ich warte ja nur noch auf Saltatio Mortis
Bettwäsche, natürlich auch für Kinderbetten.
Kurzzeitiges aufatmen ist angesagt,
denn mit „Maria“ wird ein altertümlicher Text neu vertont, was
zum großen Teil auch gelingt, wenn da nicht der Herr Lasterbalk
wieder seine Finger im Spiel gehabt hätte und die Lyrics einmal
komplett schändet. Ich hätte mir eine Interpretation des Originals
sehr gewünscht und zwar ohne das jemand noch daran rumpfuscht. „Wir
sind Papst“ ist dann zwar wieder beinahe selbstgeschrieben, aber
deshalb leider auch plakativ und belanglos bis zum Schluss.
Weil das ja alles noch nicht reicht
gibt es noch den Track „Augen zu“, in dem man einmal zum
Rundumschlag ausholt. Uns allen ist der Nächste doch scheißegal und
nur die erhabenen Saltatio Mortis kümmern sich anscheinend um ihre
Mitmenschen. Ich stand PEGIDA und deren Ablegern schon gegenüber mit
Hunderten anderen Leuten und war aktiv. Was habt ihr getan? Tour,
MPS, hier ein Bier, da einen Met, alles schön?
Mit „Geradeaus“ findet die
Peinlichkeit ihren absoluten Höhepunkt. Zeigt schon das dauerhafte
zitieren aus alten Songs die Ideenlosigkeit, begibt man sich mit dem
unglaublich platten „Hater sind uns scheißegal“ Text direkt auf
Frei.Wild Niveau und es tut mir als Fan weh diesen Vergleich ziehen
zu können. Muss ich mich als Rezensionsschreiber dafür
entschuldigen, dass ihr solchen Mist abliefert der meinen Geschmack
um Längen verfehlt? Wie ihr im Lied bereits so schön (vielleicht
auch ironisch) sagt „Wir haben den Spielmannsschwur gebrochen“...ja
das habt ihr.
Auch wenn die Geschichte hinter
„Erinnerung“ wirklich tragisch ist ändert das nichts an der
Tatsache das auch dieser Text unfassbar kitschig ist und mit dem
Wunsch nach der alten Zeit alles wettern gegen die „früher war
alles besser“-Sager ad absurdum gelegt wird. Saltatio Mortis können
aber nicht nur jammern und meckern. Nein, auch das Niveau der neueren
die toten Hosen Songs wird in „Trinklied“ aufgegriffen. Was zur
Hölle ist nur los mit euch?
Völlig unerwartet taucht dann doch
noch ein wirklich gutes Lied auf. „Rattenfänger“ nämlich,
welches es schafft mich mit seiner Ska-ähnlichen Melodie zu packen.
Endlich mal ein Lichtblick in dieser belanglosen Masse. Leider
versinken auch die letzten 3 Songs „Todesengel“, „Vermessung
des Glücks“ und „Abschiedsmelodie“ wieder in der Irrelevanz
und wenn man nicht gerade eine der limitierten Editionen besitzt hat
man es hier auch schon geschafft.
Alle anderen bekommen noch 3 weitere
Tracks serviert aus denen nur einer positiv heraussticht. Zwischen
dem Skiptrack „Gossenpoet“ und der peinlichen Neuvertonung von
„Gaudete“ findet sich mein zweites persönliches Highlight des
Albums, „Mauern aus Angst“.
Auf instrumentaler Ebene gibt es auf
„Zirkus Zeitgeist“ kaum etwas zu meckern. Die Jungs wissen wie
sie mit ihren Instrumenten umzugehen haben, sie können wundervolle
Töne daraus hervorlocken. Das alles nützt aber nichts wenn mir die
Lyrics solche Schmerzen bereiten.
Ich bin froh, dass es auf der Bonus CD
15 Coverversionen älterer Saltatio Mortis Songs von befreundeten
Bands (Ost+Front, Subway to Sally, Fiddler's Green, BerlinskiBeat
uvm.) interpretiert gibt und mir diese CD wenigstens etwas Freude
bereitet. Die Bonus CD ändert allerdings nichts an der 2 von 6
Punkten Bewertung für das Album. Alle meine schlimmsten
Befürchtungen im Vorfeld haben sich hier bestätigt, aber solang der
Großteil der Fans den „Backstreet Boys der Mittelalterszene“ (an
dieser Stelle ein Dank an den mir unbekannten Urheber dieses Zitats)
unterwürfig folgt wird es wohl so bald keine Besserung geben.
Nuclear Blast, Thrash Metal, 10 Songs
(+3 Digipak Bonus Songs)
Der Cavalera-Familienzirkus nimmt
wieder Fahrt auf und präsentiert uns mit „Archangel“ das 10.
Album unter der Soulfly-Fahne und den Preis für das extravaganteste
Soulfly-Artwork hat diese Scheibe schonmal sicher. Doch kann sie auch
musikalisch wieder anheben, was man mit Alben wie „Savages“,
„Enslaved“ und „Omen“ in die unbedeutende Mittelmäßigkeit
katapultierte?
Direkt ohne Intro auf die Fresse gibt
es mit „We sold our Souls to Metal“, ein ordentlich bassiger
Kracher mit frickeligen Gitarren in den Strophen und einem
belanglosen Refrain. Ist es nicht schon seit den 90ern out Songs zu
schreiben die den Metal so zelebrieren? Außerdem finde ich es
fragwürdig ob man das Intro des nächsten Songs noch an den
aktuellen anhängen sollte wie im Übergang zum Titeltrack
„Archangel“ geschehen. Ebenso fragwürdig ist der Einsatz von
diesem unerträglichen elektronischen Geschwurbel im Hintergrund. Da
das Lied aber im Verlauf noch ordentlich doomig und mystisch wird
kann es sich sicher noch eine Weile in meiner Playlist halten.
In eine düstere Stimmung versetzt uns
schon der Vocalpart von Todd Jones zu Beginn von „Sodomites“,
welches ein zwar ein durchschnittlich guter Thrash Song ist, in dem
sich aber auch schon das eintönige Schlagzeugspiel von Zyon Cavalera
abzeichnet.
Nach dem uninteressant vorbeiziehenden
„Ishtar Rising“ lässt mich „Live Life Hard!“ nocheinmal
aufhorchen. Die Stimme von Gastsänger Matt Young ist so
unerträglich, dass man sich sogar das Gebrumme von Max
zurückwünscht. „Shamash“ hingegen versucht nochmal wie der
Titeltrack in eine mythische Richtung zu gehen, scheitert allerdings
grandios. Ein weiterer oft gehörter und immer wieder gleicher
Cavalera Song ist „Bethlehems Blood“, allerdings kann der alte
Herr auch noch überraschen. Zwar sind es hier nur Trompeten, aber
immerhin.
Leider ist nun auch, passend zum Rest,
das letzte Trio aus „Titans“, „Deceiver“ und „Mother of
Dragons“ am Versuch etwas Großes zu schaffen gescheitert.
Wenigstens der Backgroundgesang in „Deceiver“ bricht noch aus der
Eintönigkeit heraus und vom typischen Cavalera-Familien-Song „Mother
of Dragons“ kann man halten was man will, aber es gibt mal andere
halbwegs angenehm anzuhörende Stimmen.
Hier ist das Album für die Käufer der
einfachen CD schon am Ende, wer sich das Digipak kauft kommt
allerdings noch in den Genuss des Napalm Death Covers „You Suffer“.
Wie muss man sich die Entstehung dieser Idee vorstellen? Der
Plattenfirmenchef ruft morgens bei den Cavaleras an und sagt das noch
ein Cover auf die Platte muss, also brummt der gute Max noch im Bett
liegend „You Suffer“ ein und fertig ist der Bonustrack. Ein
Lichtblick hingegen ist „Acosador Nocturno“ in dem Soulfly
endlich wieder zeigen was sie früher ausmachte, ordentliche
Tribaleinflüsse und Abwechslung. Den Abschluss macht der typische
Akustiktrack, den es auf jedem Album gibt „Soulfly X“ und endlich
ist die Höllenfahrt auch vorbei.
Der Soulfly Spirit ist schon vor Jahren
verloren gegangen und die Alben entwickeln sich immer weiter in
Richtung 08/15 Thrash. Auch „Archangel“ ist da keine Ausnahme,
kann aber immer wieder mit kleinen Highlights glänzen, deshalb
rettet sich das Album auf 3 von 6 Punkten.
Formate: CD (Jewelcase, Digipak, lim.
Box Set), LP
Massacre Records, Dark Metal, 11 Songs
(+1 Digpak Bonus Song)
Einen Monat ist es her seit der
Brummbär über das Land gerollt ist und den Weg für „Marschmusik“
geebnet hat.
Personell hat sich im Vorfeld schon
einiges getan: Keyboarderin Franzi ist schon zu Anfang des Jahres
ausgestiegen, dafür wurden sämtliche Keyboards vom alten Bekannten
DF eingespielt und da Bursche Lenz aus beruflichen Gründen nichts
zum Album beisteuern konnte haben sich kurzerhand Yantit und
Produzent M. Stock an den Gitarren ausgelassen. Außerdem gab es, wie
schon auf „Todestage“, Unterstützung durch Frau N. Feind an der
Violine.
Mit Sirenen und einem stampfenden
Schlagzeug leitet der Titeltrack in das Album ein. Schon recht bald
kommen die Gitarren mit klassischem Black Metal Riffing dazu und
sobald M. Roth die Stimme erhebt wird das Biest freigelassen. In den
gemächlicher gehaltenen Strophen gibt es vereinzelt kleine
Synthiehighlights und doch schleicht sich am Ende das Gefühl, hier
lediglich ein längeres Intro vorgesetzt bekommen zu haben, ein.
„Blutkreis“ hingegen beginnt schon mit ordentlich heavy Gitarren
und einen M. Roth in Höchstform, während der Refrain wundervoll
melodisch gehalten ist und mit Klargesang verziert wird, was das Lied
zum ersten morbiden Ohrwurm der Scheibe macht.
Ohne viel Vorgeplänkel direkt zur
Sache geht es bei „Bunkertür“, ein an Kompromisslosigkeit kaum
zu überbietender und außerdem ordentlich fetzig schneller Kracher,
wie man ihn bei Eisregen schon ein paar Jahre nicht mehr hatte.
„Leichensack“ kommt dagegen mit einem netten Violinen-Intro
daher, der Gesang ist ruhig und dennoch in Michaels härteren
Bereichen angesiedelt, er erinnert mich jedenfalls sehr stark an die
Technik die schon auf dem Marienbad Album verwendet wurde.
Nun rollt der Brummbär auch wieder in
„Gott der Panzer“. Ich hatte zunächst die Befürchtung, dass ich
mit dieser Version nicht warm werden würde, nachdem ich nun den
„Extreme Vox Edit“ gewohnt bin, aber auch in der klaren
Gesangsversion funktioniert dieser Song unnachahmlich. Lediglich im
Refrain geht da etwas „Epicness“ verloren.
Verzerrte Gitarren, die Blutkehle mit
voller Kraft über einem gemächlichen Melodik-Fundament und eine
wahnsinnige Geschichte liefert „Adlerhorst“. Trotzdem sieht er
gegen das nachfolgende „Fleischbrand“ ziemlich alt aus, was aber
nicht an der Qualität vom „Adlerhorst“ liegt, sondern einfach
daran, dass man mit „Fleischbrand“ einen so unfassbar eingängigen
Song geschaffen hat. Ich habe schon von einigen Leuten gelesen, dass
dieser Song ihr bisheriger Favorit ist und ich kann mich dem nur
anschließen und wäre enttäuscht wenn es das Lied nicht auf die
Setlist für die Tour schaffen würde.
„Mein Leben auf deiner Haut“ ist
dagegen schon wieder richtig heavy und ich fühle mich erneut stark
an Marienbad erinnert. Hier rummst der Bass ordentlich mit, ein durch
und durch kurzweiliger Rocker, während „Foltergeist“ in Manier
des zweiten Eisregen Albums unnachgiebig reinballert. Das Ganze in
Kombination mit einer schönen verstörenden Synthiemelodie und man
wird direkt an frühere Tage erinnert. Wem das Intro zu „Was von
dir bleibt“ nicht in seinen Bann zieht kann man offensichtlich auch
garnicht mehr helfen. Auch wenn es anfangs noch wie eine
Verschnaufpause wirkt, nimmt es doch nochmal richtig Fahrt auf und
bietet ein ziemlich interessantes Riffing in Kombination mit den
Synthesizerklängen.
Die Meth-Party beginnt mit dem
unverändert geilen „Panzerschokolade“ und findet ihren Höhepunkt
im Digipak-exklusiven „Pervertin Peter (So lang die Schokolade noch
reicht)“, welches eine wundervoll bizarre Story erzählt, auf die
wohl wirklich nur Eisregen kommen können.
„Marschmusik“ ist ein Album, dass
sich nicht unbedingt hinter den Bandklassikern verstecken muss und
ebenso eine deutliche Weiterentwicklung der Band zeigt. Insgesamt ist
mir das Album 5 von 6 Punkte wert und ich lege euch wärmstens ans
Herz unbedingt das Digipak zu kaufen, damit ihr mit Peter und co.
feiernd ins Fegefeuer ziehen könnt.
Anspieltipps: Blutkreis, Bunkertür,
Gott der Panzer, Fleischbrand, Panzerschokolade, Pervertin Peter (So
lang die Schokolade reicht)
Metal Blade Records, Death
Metal/Grindcore, 12 Songs (+2 Digibook Bonus Songs)
3 lange Jahre sind seit Release des
Meilensteins „Monolith of Inhumanity“ vergangen und man fragte
sich, ob die Band mit diesem Album den Höhepunkt erreicht hat, den
man nie überbieten könnte. Ich gebe zu, ich war von Anfang an
ziemlich euphorisch, was dieses Album angeht und die Idee, das
Coverartwork auch auf einem Strandtuch zu verewigen finde ich nach
wie vor genial. Aber kann „The Anthropocene Extinction“ die hohen
Erwartungen erfüllen?
Ziemlich passend, nämlich mit
Wellenrauschen, begrüßt uns „Manufactured Extinct“. Das
Instrumentarium spielt noch recht langsam für Cattle Decapitation
Verhältnisse und Travis Ryan lässt das erste Mal in gewohnter
Manier sein Organ los. Mit beginn des Gesangs dreht man auch auf
Instrumentalebene das Tempo auf. Im Refrain wird dann auch wieder die
bitterböse Stimmlage ausgepackt, dazu noch ein frickeliges Solo und
wir haben einen perfekten Cattle Decapitation Song. Dieser geht
außerdem nahtlos in „The Prophets of Loss“ über, in welchem es
gesangliche Unterstützung durch Philip H. Anselmo (ex-Pantera,
Philip H. Anselmo & The Illegals) gibt. Auch hier fallen positiv
die zahlreichen Tempowechsel und die massive Nutzung des hohen,
kratzigen Gesangs auf.
Das erste Mal fast durchgängig im
Hightempo ist „Plagueborne“ angesiedelt. Eingeleitet wird das
Stück durch industrielle Geräusche, welche von Tristan Shone
programmiert wurden. Über diese legt sich recht bald schon das
Mainriff und das Tempo wird nur im Break mit Schlagzeug und Bass
unterbrochen. Gesanglich wird auch hier munter zwischen tiefem
Gegrunze und hohem Gekeife gesprungen, außerdem mündet das Finale
in einem grandiosen Riff. Bekannte Memes warnen schon mit den Worten
„Meth, not even once“. Wesentlich verheerender sind allerdings
die Nebenwirkungen der in „Clandestine Ways (Krokodil rot)“
thematisierten Droge Krokodil, aber mal ehrlich: Was eignet sich
besser für einen Cattle Decapitation Song als eine Substanz die das
Fleisch der Konsumenten zerfrisst? Mit dem vorliegenden Tempo und dem
wahnsinnigen Drumming erinnert das Lied extrem an alte Alben der
Band. Der Refrain endet mir zwar zu abrupt, das wird aber locker von
dem Bass-Solo wieder ausgeglichen und ich muss zugeben, dass dieser
Song wohl der rockigste Cattle Decapitation Song bisher ist.
In eine ähnliche musikalische Kerbe
schlägt auch das nachfolgende „Circo Inhumanitas“, nach dem es
erstmal eine Verschnaufpause in Form des Instrumentals „The Burden
of seven Billion“ gibt. Musikalisch erinnert dieses epische Stück
allerdings schon sehr an „The Monolith“ vom Vorgängeralbum. Das
nächste Highlight bietet „Mammals in Babylon“. Wahnsinnige
Geschwindigkeiten, ein mitreißendes Riff und Gesangslinien die sich
in die Großhirnrinde brennen, mehr muss man hierzu und zu „Mutual
Assured Destruction“ nicht sagen.
Fast ein pures Gänsehaut-Lied ist „Not
suitable for Life“ geworden. Es trieft nur so vor
Menschenfeindlichkeit, Travis' hoher Gesang lässt mir das Herz
aufgehen und das Gitarrensolo ist auch nicht ganz ohne. Einfach durch
und durch ein erstklassiger Song. Mit „Apex Blasphemy“ wird im
Anschluss erneut alles dagewesene zerstört. Wie schaffen sie es nur
jeden Song des Albums mit dem nächsten noch zu überbieten? Nahtlos
geht auch hier das Wellenrauschen in das nächste Stück über. „Ave
Exitium“ heißt das Lied, welches zu großen Teilen aus ambienten
Gitarreneffekten besteht, mit klarem Gesang vorgetragen wird und auf
das große Finale vorbereitet.
Und dieses kommt unter dem Namen
„Pacific Grim“ erbarmungslos angeschmettert. In den Strophen
recht gleichförmig, im Refrain sehr melodiös, gekonnte Wechsel in
den Stimmlagen und zum Ende hin wird es nochmal richtig episch, das
unter anderem dank des deutschen Parts von Jürgen Bartsch
(Bethlehem). Nun folgt so langsam der Fade out und die Wellen treiben
uns wie Strandgut wieder davon.
Besitzer des Digibooks kommen außerdem
in den Genuss des schon auf einer Flexi-Disc veröffentlichten Songs
„Cannibalistic Invasivorism“ und des unveröffentlichten „No
Light and no Life“.
Der Monolith, welcher auch im Artwork
wieder auftaucht, hat einen würdigen Nachfolger bekommen. So gern
ich auch irgendetwas Negatives zum Album sagen würde, ich finde
einfach nichts. Jeder Song ist ein Treffer, es gibt keine Füller und
das die, von mir liebevoll „bitterböse Donald Duck Imitation“
genannte, Stimme deutlich häufiger zum Einsatz kommt als auf den
Vorgängern ist für mich mit Abstand der größte Pluspunkt.
Folgerichtig kann hier nur eine 6 von 6 Punkte-Bewertung in Frage
kommen
„We fucking die tonight and that's
perfectly alright with me“ - The Prophets of Loss
Anspieltipps: Manufactured Extinct. The
Prophets of Loss, Clandestine Ways (Krokodil rot), Not suitable for
Life, Pacific Grim